Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
Ihr lieben Menschen da draußen, ich wünsche euch erstmal, wenn ihr das live hört, einen wunderschönen Dienstagabend, und falls du das später in der Aufzeichnung siehst, wünsche ich dir einen wunderschönen Tag. Ich möchte heute mit dir über die Kunst der Vergebung sprechen.
Dieser Abend ist für dich spannend, wenn du merkst, dass dein Verstand immer mal wieder zurückgeht in alte, vergangene Schlaufen, weil du dir oder einem anderen Menschen oder vielleicht dem Leben für etwas nicht vergeben kannst, bis hierher.
Wenn das der Fall ist, dann weißt du, dass es richtig Energie zieht, dass es negative Gefühle kreiert, dass es unsere Kreativität bindet. Im Endeffekt sehnen wir uns alle danach zu vergeben. Ich möchte heute mit dir nicht theoretisch, sondern sehr praktisch darüber sprechen, warum wir überhaupt Vergebung brauchen.
Wie kommt es überhaupt dazu, dass wir manchmal an Dingen festhalten, die schon lange vorbei sind? Und ich möchte vor allem mit dir darüber sprechen, wie du den Prozess der Vergebung einleiten kannst.
Am Ende dieses Abends wirst du für dich ganz genau wissen, was du tun kannst, wenn du einen Punkt in deinem Leben hast, bei dem du merkst, es ist echt Zeit, dass ich das endlich loslasse. Okay? Doch zuvor habe ich eine wichtige Ankündigung zu machen.
Ihr seht, ich bin heute nicht im TV-Studio, ich bin zu Hause, es ist heute ein besonderer Abend. Viele von euch begleiten mich jetzt seit über einem Jahr hier am Dienstagabend in unserem homodea-Dojo.
Und ich möchte mich bei allen, auf die das zutrifft, dafür bedanken, dass ihr mir diese schöne Erfahrung geschenkt habt, auf eine stille, würdevolle, ehrliche Art und Weise, gemeinsam auf der Übungsmatte zu erscheinen und zu erforschen, was es bedeutet, in dieser wilden, verrückten Zeit ein wahrer, guter, schöner Mensch zu sein.
Ich habe dieses Jahr sehr genossen, und es ist heute die letzte Folge im homodea-Dojo. Du brauchst jetzt aber nicht traurig werden oder einen Schreck kriegen, es geht natürlich hier am Dienstagabend weiter.
Ich möchte heute noch gar nicht so viel verraten, aber es wird richtig heiß, es wird tief, und ich fahre wieder ein kontinuierliches Programm mit euch gemeinsam auf. Ich möchte dich von Herzen einladen, am nächsten Dienstagabend hier einzuschalten, wenn ich mit dir über die Schattenseiten der Psychospiritualität sprechen möchte und vor allem darüber, was meine Konsequenz, meine Schlussfolgerung für das kommende Jahr daraus ist.
Also fühl dich von Herzen eingeladen, mit mir hier weiter am Dienstagabend zu reifen und zu wachsen. Okay, Vergebung. Damit es ganz praktisch ist, lade ich dich einmal kurz mit mir innezuhalten und dich zu fragen: Gibt es in deinem Leben etwas, das du dir, einem anderen Menschen oder vielleicht dem Leben selbst vergeben musst?
Es kann sein, dass du jetzt gerade noch gar nicht an dem Punkt bist, dass du vergeben willst, dass vielleicht etwas in dir sagt, „Ich kenne das auch bei mir“, dass ich manchmal so ein bisschen trotzig bin und denke, „Ich will das gar nicht vergeben, ich will sauer sein, ich will enttäuscht sein, ich will im Vorwurf sein.“
Mal schauen, wie es am Ende des Abends für dich aussieht, aber jetzt lade ich dich einmal kurz, damit es erst mal praktisch ist, dazu ein, zu überlegen, okay, gibt es etwas? Wenn du Glück hast, denkst du jetzt vielleicht gerade: „Nee, sowas gibt es gerade nicht“, wunderbar, dann würde ich dir vorschlagen, du hörst einfach ganz entspannt zu und merkst dir diese Folge für später, wenn du es vielleicht mal wieder brauchst.
Aber die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass dir doch etwas einfällt. Wir merken, dass wir etwas zu vergeben haben, wenn unser Geist immer wieder an den Tatort in der Vergangenheit zurückkehrt.
Es kann sein, dass es etwas war, das in der letzten Woche passiert ist. Jemand hat mit dir auf eine Art und Weise gesprochen, und du merkst, du gehst innerlich immer wieder darauf zurück und argumentierst und fragst dich: „Warum hast du das gemacht und warum warst du nicht anders mit mir?“
Es kann aber auch sein, dass der Tatort viel weiter zurückliegt, zum Beispiel in deiner Kindheit. Ich habe für mich selbst immer wieder die Erfahrung gemacht, wie viel meiner Lebenskraft gebunden war durch die Idee, dass in meiner Kindheit etwas anders hätte sein müssen, als es gewesen ist.
Vielleicht gibt es sowas bei dir. Vielleicht ein Ereignis in deiner Kindheit, mit dem du immer noch hart ins Gericht gehst. Vielleicht aber auch eine Person, deinen Vater, deine Mutter, und du hast eine riesenlange Liste an Dingen, die du diesen Menschen vorwirfst und denkst, warum wart ihr damals so? Warum wart ihr nicht anders?
Ich weiß aber aus meiner eigenen Erfahrung, dass wir Menschen uns selbst ganz häufig etwas nicht vergeben können. Manchmal fällt uns das vielleicht gar nicht auf und wir denken, es wäre ganz normal, so mit Fehlern umzugehen. Du machst einen Fehler, und dann ertappst du dich dabei, dass du eine Stunde später, vielleicht sogar eine Woche oder einen Monat später, immer wieder über den Fehler nachdenkst und wütend auf dich bist, dir Vorwürfe machst.
„Warum habe ich…?“, „Warum habe ich das nicht gesehen?“ Die spannende Frage, und die werden wir heute auch untersuchen, ist, ob dir diese Art von Vorwürfen dir gegenüber tatsächlich etwas bringt. Manchmal grollen wir nicht einer bestimmten Person gegenüber, sondern wir grollen dem Leben gegenüber.
Wenn du religiös orientiert bist, hast du vielleicht manchmal deinen Beef mit Gott zu klären. Du schaust in die Welt, und da passieren Sachen, die schrecklich sind, und du fragst dich innerlich: „Gott, wie kann es sein, dass du das zulässt?“
Oder wenn dein Körper krank ist und du grollst deinem Körper dafür, dass er diese Phänomene, diese Schmerzen, vielleicht sogar Krebs, produziert. Es gibt viele verschiedene Anlässe, in denen wir grollen, und Groll ist in einer gewissen Art und Weise das Gegenteil von Vergebung.
Groll ist immer verbunden mit dem Vorwurf an jemand oder an etwas, es hätte anders sein sollen. Im Kurs in Wundern steht ein interessanter Satz: „Vergebung ist der Schlüssel zum Glück.“ Und das würde ich heute gerne mit dir untersuchen.
Ich möchte gerne vorwegschicken, dass es mir heute nicht darum geht, dich zu überreden zu vergeben. Das funktioniert nämlich nicht. Vielleicht hast du auch das schon mal erlebt. Jemand baut Mist in deinem Leben, also jemand enttäuscht dich, verrät dich, und kommt dann plötzlich zu dir und sagt: „Hey, komm, ich habe doch um Entschuldigung gebeten, lass es jetzt endlich los.“
Und du merkst aber, nee, du kannst es noch gar nicht loslassen, du versuchst es vielleicht, du tust vielleicht sogar so, als hättest du es losgelassen, aber du merkst, dein Geist kommt immer wieder zu diesem Ereignis zurück.
Das heißt, für dich ist da noch irgendetwas zu holen. Lass uns das untersuchen. Okay? Warum ist Vergebung der Schlüssel zu unserem Glück? Ich möchte gerne zwei Bilder dafür anbieten. Das erste Bild kommt von einem meiner Lehrer, Frank.
Er sagte damals zu mir: „Veit, stell es dir einfach so vor: Jedes Mal, wenn du dir selbst oder einem anderen Menschen etwas nicht vergibst, ist es so, als würdest du hinten an deinen Schwanz eine Blechbüchse dranhängen.“
Stell dir einfach vor, du hast hinter dir eine unsichtbare, aber dennoch spürbare Leine mit Blechbüchsen. Und jedes Mal, wenn du in deinem Leben etwas nicht vergibst, kommt eine neue Blechbüchse dazu.
Je größer das Ereignis, je mehr Groll da gebunden ist, umso größer, umso schwerer wird die Blechbüchse. Und jetzt überleg dir einfach mal, wie viel du vielleicht in deinem Leben bis hierhin nicht vergeben hast, wie viele Blechbüchsen da hinten dranhängen.
Oder vielleicht kennst du Menschen in deiner Umgebung, die ganz, ganz viel grollen, die viel Schuldvorwurf haben, anderen Menschen gegenüber, dann wird dir sicher auffallen, die können nicht mehr so richtig abheben.
Eine andere Metapher, die für mich sehr eindrücklich war und immer noch ist, habe ich in einer Serie gesehen, die heißt „Lucifer“. Ich empfehle nicht gerne Serien weiter, weil Serien süchtig machen können, aber diese Serie war wirklich richtig gut.
Und in dieser Serie kommt – also es geht um Lucifer, der auf der Erde gelandet ist und keinen Bock mehr auf die Hölle hat, sondern gerne unter Menschen ist und Spaß hier am Leben hat. Aber natürlich kommt in dieser Serie auch die Hölle vor, aber interessanterweise nicht so, dass Lucifer die Menschen verdammt, sondern er ist quasi nur so etwas wie der Hausmeister, der Wärter der Hölle.
Aber tatsächlich sperren die Menschen sich selbst in die Hölle. Und wie machen sie das? Indem sie sich selbst oder einem anderen Menschen etwas nicht vergeben. Und das, was sie nicht vergeben können, das spielen sie im Geist immer wieder durch.
So sieht die Hölle in dieser Serie aus: Die Menschen, die in der Hölle gelandet sind, nachdem sie gestorben sind, erleben ein bestimmtes Ereignis, das sie sich selbst oder einem anderen Menschen nicht vergeben konnten, immer und immer wieder neu.
Sie gehen hinein in das Ereignis, sie erleben es wieder, sie erleben den Schmerz, die Scham, die Schuld, den Groll, was auch immer. Dann ist alles vorbei und es beginnt von vorne. Und es beginnt von vorne.
Und es wird relativ schnell klar, es ist nicht Lucifer, der die Menschen bestraft, sondern Achtung, jetzt kommt’s – und das ist wichtig zu verstehen, wenn du vergeben lernen willst – du selbst bist es, der dich bestraft.
Einer der größten Irrtümer, wenn wir über Vergebung sprechen, ist der Gedanke, dass wir einem anderen Menschen etwas vergeben. Das können wir gar nicht. Also mal angenommen, jemand hat in deinem Leben wirklich Mist gebaut, okay? Du kannst diesem Menschen seine Verantwortung an den Geschehnissen nicht vergeben. Das ist sein Karma, das ist sein Lernprozess. Was du machen kannst, ist, dich aus diesem Kreislauf zu entlassen.
Lass uns das nochmal genauer unter die Lupe nehmen, was passiert, wenn in deiner Vergangenheit etwas geschehen ist, wofür du einem anderen Menschen nicht vergeben kannst. Okay? Vielleicht hast du gerade ein konkretes Beispiel.
Weil du nicht vergeben kannst, kommt dein Verstand zwangsläufig immer wieder in die Vergangenheit zurück und spielt das Ereignis durch, kommentiert das Ereignis und – Achtung, jetzt kommt’s – zwingt dich, das, was in der Vergangenheit geschehen ist, jetzt und hier nochmal zu fühlen.
Der andere ist gar nicht dabei. Du bist in deinem eigenen selbst gebauten geistigen Gefängnis. Das Clevere daran ist, alles, was wir vergeben wollen oder vergeben müssen, ist bereits vorbei. Die Vergangenheit ist vorbei.
Selbst wenn die Dinge tatsächlich so stattgefunden haben und selbst wenn sie wirklich schlimm für dich gewesen sind, ist es wichtig, erstmal rein rational, ganz logisch auf den Prozess des Grollens zu schauen und zu sehen: Dein Groll, deine Schuldvorwürfe, verändern überhaupt nichts.
Weder wird der andere zu einem besseren Menschen, noch kriegst du dadurch das, was du willst. Das Einzige, was passiert, ist, dass du dein Bewusstsein, das du ja eigentlich dafür hast, um diesen Moment jetzt gerade intensiv zu erfahren und möglichst zu genießen, dazu zwingst, innerlich eine Kulisse von etwas aufzubauen, was lange, lange vorbei ist.
Kannst du mir folgen? Das ist das Erste, was wir alle verstehen müssen: Wenn wir jemandem grollen, bestrafen wir nicht den anderen, sondern wir bestrafen immer uns selbst. Und das ist auch die Erklärung hinter der Metapher mit den Blechbüchsen
Jedes Mal, wenn du innerlich wählst, etwas, was in deiner Vergangenheit passiert ist, nicht zu vergeben, parkst du einen Teil deines Bewusstseins in diesem vergangenen Erlebnis. Es ist weg, es ist vorbei. Aber in deinem eigenen Bewusstsein spaltet sich ein kleiner Teil ab und der ist ab jetzt mit diesem vergangenen Erlebnis permanent beschäftigt. Und dieser Teil deines Bewusstseins steht dir jetzt und hier nicht voll zur Verfügung.
Das heißt, je mehr wir nicht vergeben, umso mehr fehlt uns unser Bewusstsein jetzt und hier für diesen Moment, der – ich übertreibe nicht – der einzige Moment ist, der wirklich existiert. Ich betone es deswegen so, weil ich kenne es von mir selbst.
Und ich höre das auch immer wieder bei meinen Klienten und Klientinnen: Wenn wir nicht vergeben, dann ganz häufig, weil wir den Wunsch haben, dass der andere Mensch irgendetwas erkennt, dass der andere Mensch kommt und um Entschuldigung bittet, dass der andere Mensch kommt und irgendetwas korrigiert.
Und jetzt müssen wir unterscheiden: Natürlich ist es wichtig, wenn jemand Mist in deinem Leben baut, diesen Menschen ganz klar damit zu konfrontieren, ihm Grenzen zu setzen, eventuell auch Konsequenzen durchzuziehen.
Aber ob bei dem anderen ein wirklicher Lernprozess, ein Veränderungsprozess stattfindet, das liegt nicht in deiner Hand, okay? Das ist sein Bewusstsein, das ist sein Karma, das ist sein Weg. Du solltest dich darum kümmern, dass du für dich glücklich bist, okay?
Also die spannende Frage ist, wie schaffst du es, dein Bewusstsein aus dieser inneren, eigenen, selbst gebauten Hölle wieder hier in die Gegenwart zu holen, damit du frei leben kannst? Das Erste und das Wichtigste ist, dass du verstehst, dass du dich selbst bestrafst.
Und dass, solange du daran festhältst, du einem Ereignis, das schon lange vorbei ist, Macht über dich gibst. Eine Macht, die zum Beispiel beeinflusst, was du heute und hier fühlen darfst. Wenn du zum Beispiel etwas in deiner Kindheit hast, das du noch nicht vergeben hast, dann gibt es unbewusst die Schlussfolgerung: Weil das damals passiert ist, kann ich heute und hier nicht voll glücklich sein.
Weil das damals passiert ist, kann ich heute und hier nicht voll erfolgreich sein, nicht voll in meiner Liebe sein, und so weiter und so weiter. Damit du mich richtig verstehst: Mir geht es nicht darum, irgendetwas schönzureden.
Auf diesem Planeten passieren zum Teil schreckliche Dinge. Und wenn dir schreckliche Dinge passiert sind, dann tut mir das aufrichtig leid. Und mir geht es nicht darum, jetzt da einen rosaroten Schleier drüber zu legen und zu sagen, das war gar nicht so schlimm.
Wenn es schlimm war, ist es schlimm. Punkt. Aber mir geht es heute darum, dich einzuladen, dein eigenes kostbares Bewusstsein, deine Seele aus diesem alten Kreislauf zu befreien. Wenn du nicht vergibst, bestrafst du dich selbst.
Was braucht es, um zu vergeben? Erstmal die Bereitschaft zu sagen, „Ich will vergeben. Ich verstehe wirklich, dass ich mein Bewusstsein hierher holen will in die Gegenwart. Ich möchte die Vergangenheit loslassen.“
Ich möchte vergeben. Zweitens: eine Hingabe an den Prozess der Vergebung. Vergebung ist kein linear-logischer Prozess, wo du sagst, „Okay, ich habe jetzt beschlossen, ich vergebe“, und dann ist es erledigt, sondern sich diesem Prozess hinzugeben, bedeutet, auf eine echte Abenteuerreise zu gehen.
Weil es gibt einen Grund, warum dein Bewusstsein immer wieder an den Tatort in der Vergangenheit zurückkehrt. Irgendetwas ist für dich noch dabei zu erkennen. Irgendein Schatz ist für dich noch nicht gehoben.
Es geht nicht darum, den anderen zu verändern, sondern es geht darum zu schauen: „Okay, warum kommt mein Bewusstsein immer wieder darauf zurück? Was habe ich noch nicht verstanden?“ Mein Tipp: Als Allererstes frag dich, gibt es etwas, was ich in Bezug auf die Situation von damals noch nicht kommuniziert habe, zum Beispiel.
Als ich Andrea kennengelernt habe, war sie an einem Punkt, an dem sie aufgrund ihrer Erziehung wirklich aufrichtig geglaubt hat, dass sie ein Mensch ist, der sowas wie Groll gar nicht braucht, der immer gut drauf ist, und so weiter.
Und dann hat sie mich kennengelernt. Da war von Anfang an ganz viel Liebe, aber wir hatten viel Stress miteinander. Es gab viele Missverständnisse. Wir haben uns am Anfang häufig auch wehgetan.
Nicht aus Böswilligkeit, sondern weil wir beide verletzte Kinder in diese Beziehung eingebracht haben und deswegen auch an manchen Stellen echte Beziehungsmacken hatten. Das heißt, ich habe definitiv Andrea an manchen Stellen verletzt.
Am Anfang hat Andrea häufig versucht, einfach relativ schnell wieder darüber hinwegzukommen. Und dann hat sie aber irgendwann gemerkt, dass etwas in ihr immer wieder zu dem vergangenen Erlebnis zurückkehrt. Und sie hat sich Zeit genommen, um herauszufinden, was das war.
Ganz häufig war es, dass sie mir gegenüber etwas nicht klar kommuniziert hatte, zum Beispiel mir noch einmal ganz direkt in die Augen zu schauen und zu sagen: „Veit, ich möchte, dass du mir einmal richtig zuhörst und ich möchte, dass du hörst, wie sehr mich dieses Ereignis, dein Verhalten, verletzt hat.“
An dieser Stelle geht es nicht darum, um etwas gutzumachen, und es ging auch nicht primär darum, dass ich dann um Entschuldigung bitte, sondern es ging wirklich darum, dass sie sich vollständig ausdrückt. Deswegen ist der erste Schritt, bevor du sozusagen vorschnell versuchst, in die Vergebung zu kommen, alles loszulassen und dich zu fragen: Habe ich alles ausgedrückt?
Habe ich diesem Menschen oder – falls es dich selbst betrifft – mir selbst gegenüber alles gesagt? Ich bin zum Beispiel aufgrund meines Charakters schnell versucht, wenn ich einen Fehler mache, mir selbst große Schuldvorwürfe zu machen.
Und wenn ich nicht aufpasse, bleibe ich daran hängen, und dann wird es schwer. Wenn ich mich allerdings hinsetze, mir die Zeit nehme und nochmal ganz klar formuliere, was ich gerade denke, worüber ich gerade enttäuscht von mir selbst bin, was mich wütend gemacht hat, was ich gern besser gemacht hätte, ist das Ding deswegen noch nicht gelöst, aber ich drücke mich vollständig aus.
Es ist eine Sache wichtig zu beachten: Wenn es einen anderen Menschen betrifft und du merkst, zum Beispiel in der Vergangenheit ist etwas geschehen und du hängst da noch fest, der andere ist vielleicht schon lange weitergegangen – erstens, du kannst niemanden zwingen, dir zuzuhören, okay?
Aber das ist aus meiner Erfahrung manchmal gar nicht notwendig, sondern wichtig ist, dass du dich wirklich ausdrückst. Natürlich ist es toll, wenn dieser andere Mensch dir nochmal zuhört. Oder wenn du vielleicht nochmal in einem Brief wirklich sorgfältig formulierst, was alles in dir vorgegangen ist, was es mit dir gemacht hat, okay?
Aber nochmal, du kannst den anderen nicht dazu zwingen. Du kannst den anderen bitten, mir einmal zu lauschen. Und dann gibt es Sonderfälle. Und die Sonderfälle sind zum Beispiel, wenn du weißt, „Okay, wenn ich jetzt wirklich ehrlich alles auf den Tisch packe, dann kann es sein, dass ich den anderen damit zerstöre.“
Also ich skizziere mal einen Fall: Stell dir vor, deine Mutter liegt im Sterben, also wirklich im Sterben, ist schwer krank und du merkst, hey, du sitzt immer noch auf einem Berg von Shit. Du hast bestimmte Dinge, die dich verletzt haben, und du hast sie einfach nicht geteilt. Und du hörst jetzt dieses Video von mir und du denkst, okay, das habe ich noch nicht gesagt, ich gehe ins Krankenhaus und sage es meiner Mutter.
Das würde ich persönlich zum Beispiel auf gar keinen Fall tun. Aber nochmal, ich teile nur meine eigenen Erfahrungen, weil ich einfach davon ausgehen würde, okay, dieser Mensch ist gerade wirklich mit seinem Sterbeprozess beschäftigt, da muss ich jetzt nicht nochmal nachtreten, sondern hier ist es meine Verantwortung, das mit mir zu klären.
Vielleicht mir auch nochmal einen anderen Menschen zu suchen, den ich wie so einen Stellvertreter für meine Mutter sehe, und diesem Menschen das sage. Das mache ich zum Beispiel manchmal im Coaching, wenn meine Klienten merken, sie haben nicht alles vollständig ihren Eltern kommuniziert und diese mittlerweile tot sind, dass ich einfach die Stellvertreterrolle einnehme.
Ich sage dann: „Stell dir einfach vor, ich bin jetzt dein Vater“ oder „Stell dir vor, ich bin deine Mutter.“ Oder wir setzen einen Sessel hin und stellen uns einfach vor, okay, da sitzt dieser Mensch, und dann wird nochmal alles gesagt.
Ich bitte dich, wenn du diesen Prozess tatsächlich praktisch durchführst, nicht vorschnell an den Punkt zu kommen und zu sagen: „Oh, ich will meine Leute schonen, ich sage das nicht.“ Ich bringe ein Beispiel dafür:
Ich hatte eine Klientin, die schwersten sexuellen Missbrauch durch einen ihrer Onkel erlebt hat und lange, lange Zeit geschwiegen hat, weil sie einfach wusste, okay, wenn sie diese Bombe platzen lässt, dann fallen ihre Eltern aus allen Wolken, dann kann es sein, dass das ganze Familiensystem auseinanderbricht etc.
Und sie hat gemerkt, um das Familiensystem zu schonen, hat sie die ganze Last auf sich genommen. In so einem Fall würde ich zum Beispiel definitiv dazu raten, den Mut aufzubringen und die Wahrheit zu sagen, vielleicht auch mit Unterstützung, okay.
Es gibt da nicht ein ganz klares „So ist es richtig“. Letzten Endes musst du natürlich auf dein Herz hören. Frag einfach dein Herz: Hast du schon alles kommuniziert, was kommuniziert werden muss? Und es ist auch nicht so, dass es immer so ist: „Okay, ich habe es jetzt einmal gesagt und dann ist es durch.“
Die, die Andrea und mir schon eine Weile folgen, kennen vielleicht die Geschichte, dass ich unsere erste Hochzeit echt vergeigt habe, also richtig klassisch katastrophal. Achtung, mich werden gleich alle Frauen hassen, aber ihr seht, ich habe mich wirklich vor dieser Hochzeit in eine andere Frau verliebt und habe natürlich – also damit Andrea unsäglich wehgetan an dieser Stelle.
Die gute Nachricht ist, dass wir jetzt seit über 25 Jahren absolut glücklich verheiratet sind und dass wir ein gutes Beispiel dafür sind, dass man auch so etwas miteinander heilen und vergeben kann. Aber warum ich das hier an dieser Stelle erzähle, ist, weil es eben nicht so war, dass Andrea mir einmal gesagt hat: „Hey, das hat mir wehgetan“, sondern es ist wie in Wellen wiedergekommen, über mehrere Jahre hinweg.
Manchmal ist es zum Beispiel völlig unvorbereitet gekommen in einem Moment, der gerade ganz intim und ganz zart war zwischen uns. Und dann kamen diese alten Schmerzen wieder hoch. Und ich habe gesagt: „Hey, was ist los?“
Und es war so, diese Welle der Vergangenheit hat nicht zu dem gepasst, was wir da in diesem Augenblick erlebt haben. Sie hat sogar eher erst mal in Anführungsstrichen gestört, weil es uns ja gut ging.
Aber diese Welle kam. Gerade weil sie in diesem Augenblick mehr Vertrauen hatte, gerade weil sie so zart und offen war, kam die Erinnerung des Alten. Und es war für sie total wichtig, noch einmal zu sagen: „Veit, ich muss es einfach nur nochmal sagen, das hat mich damals wirklich verletzt.“
Und irgendwann, ich weiß nicht, wann es war, kam der Punkt, wo sie gesagt hat: „Okay, jetzt fühle ich, ich bin jetzt wirklich durch. Ich habe diesen ganzen Komplex wirklich losgelassen.“ und da gibt es einen Mittelweg, deswegen erwähne ich das.
Das eine Extrem ist, dass du tapfer versuchst, schon mit allem durch zu sein, und das ist alles cool. Aber wenn du ganz ehrlich bist, merkst du: Nee, es rumort noch, und das ist noch nicht gelöst.
Und das andere Extrem ist natürlich, dass du einen alten Schmerz kultivierst, indem du immer und immer wieder darüber sprichst. Da musst du einfach für dich ehrlich überprüfen: Fühlt sich das jetzt gerade frisch an?
Das ist der erste Schritt: Habe ich wirklich alles kommuniziert? Ganz häufig versuchen Menschen zu schnell zu vergeben. Habe ich wirklich alles kommuniziert, den Schmerz, die Wut, was das Ganze im Nachhinein mit mir gemacht hat? Und nicht zu vergessen, habe ich dem anderen gegenüber kommuniziert, wie sehr ich ihn eigentlich liebe?
Denn paradoxerweise ist das ganz häufig das, was sich Opfer nicht vergeben können: Dass ein anderer Mensch uns etwas angetan hat, was wirklich schlimm war, und wir trotzdem in der Tiefe spüren, dass wir diesen Menschen immer noch lieben.
Und ich sage nicht, dass es bei dir so ist, aber wenn es so ist, ist es auch wichtig, das zu kommunizieren. Habe ich alles kommuniziert? Der zweite Schritt, und das geht miteinander synchron, ist die Frage: Habe ich wirklich alles gefühlt?
Ja, dieser Groll oder diese Empörung, die wir ganz häufig spüren, wenn wir einem anderen Menschen nicht vergeben haben, ist interessanterweise meist ein sehr oberflächliches Gefühl, das wir noch relativ einfach fühlen können.
Ganz häufig verbergen sich darunter andere Gefühle, zum Beispiel ein abgrundtiefer Schmerz oder vielleicht eine rasende Wut oder vielleicht auch Ohnmacht oder, wie ich eben sagte, vielleicht aber eben auch paradoxerweise Liebe.
Wenn wir immer wieder zum Ereignis in unserer Vergangenheit zurückkehren, ist es wichtig, uns zu fragen: Habe ich bereits alles dazu gefühlt? Und wenn du merkst, nee, da ist noch was, dann möchte ich dich von Herzen einladen zu schauen: Ist jetzt die Zeit? Bist du jetzt stark genug? Vertraust du dir selbst jetzt so sehr, dass du das jetzt fühlen kannst?
Ich habe zum Beispiel auch in meinen Therapien früher eine Riesenliste angelegt, was mit meinen Eltern nicht in Ordnung war, was sie mir nicht gegeben haben, etc. Und ich bin häufig auf einer relativ oberflächlichen Grollebene dahin zurückgekehrt, und irgendwann habe ich aber gemerkt, da ist noch was drunter, zum Beispiel eine ganz, ganz, ganz tiefe Traurigkeit über diese verpasste Chance, dass da drei Menschen zusammenkommen und sich nicht wirklich sehen, sich nicht wirklich erkennen konnten.
Und ich habe gemerkt, wenn ich diese Traurigkeit annehme, bin ich schon mehr in Frieden damit, dass es passiert ist. Und dann habe ich gemerkt, unter der Traurigkeit ist noch was anderes: das Alleinsein.
Also ich habe mich in diesen Momenten, in denen mir etwas von meinen Eltern gefehlt hat oder in denen etwas zu viel war, auch einfach manchmal abgrundtief allein gefühlt. Und das war wichtig zu fühlen.
Und dann noch tiefer als das war Ohnmacht. Die Ohnmacht darüber, geboren zu sein als Mensch, der eben nicht das gesamte Leben kontrollieren kann, sondern dem auch immer wieder Dinge passieren, die wehtun, die enttäuschen. Und unter der Ohnmacht war ganz viel Liebe und ganz viel Mitgefühl für meine Eltern.
Also erster Schritt: Was habe ich noch nicht gesagt? Zweiter Schritt: Was habe ich noch nicht gefühlt? Der dritte Schritt klingt vielleicht erstmal ein bisschen kopfig, weil er viel damit zu tun hat, noch einmal intensiv über das Ereignis nachzudenken, aber er ist extrem powervoll.
Und er beginnt mit der Frage: Auf welcher Basis bin ich eigentlich enttäuscht? Also warum bin ich überhaupt enttäuscht? Warum grolle ich? Welche Glaubenssätze stecken dahinter? Also zum Beispiel ist es ja meist der Glaubenssatz: „Diese Situation hätte anders verlaufen müssen.“
Bildhaft gesprochen stellt sich mit diesem Glaubenssatz unser Ego gegen das gesamte Universum, denn Fakt ist, die Situation ist nun mal so passiert. Und ich kann bis zum Rest meines Lebens darauf beharren: „Sie hätte aber anders passieren müssen.“
Aber Fakt ist, in unserem Leben passieren immer wieder Dinge, die wir so eigentlich nicht haben wollen, aber sie passieren einfach. Du stehst am Morgen auf und du wünschst dir, dass die Sonne scheint. Und du gehst raus vor die Tür und es regnet.
Jetzt kannst du den ganzen Tag darüber ärgerlich sein und immer wieder denken: „Warum regnet es? Ich habe mich so auf Sonnenschein gefreut, ich wollte ein Picknick haben“, etc. Oder du sagst: „Oh Mann, es regnet, weil es regnet.“
Und ich nehme das jetzt an, okay? Und nochmal, es geht nicht darum, etwas schönzureden. Aber es geht darum, irgendwann an den Punkt zu kommen, zu verstehen: Shit passiert einfach. Punkt. Der zweite Grund, warum wir ganz häufig nicht vergeben ist, weil wir eine Vorstellung davon haben, wer die Schuld daran trägt.
Oder anders ausgedrückt: Wer die Verantwortung dafür hat. Also wenn du dir selbst zum Beispiel die Schuld an etwas gibst, dann deswegen, weil du glaubst, dass du die Verantwortung dafür hast, okay? Und das ist ein tricky Ding, weil es gibt einen riesigen Unterschied zwischen „Ich bin schuld an etwas“ oder „Ich übernehme Verantwortung für etwas.“
Das würde ich gerne erklären, weil es ist extrem wichtig. Erstmal, wirklich aus einer größeren Perspektive gesehen, sind wir alle natürlich bis zu einem gewissen Grad für das verantwortlich, was passiert.
Also wenn ich zum Beispiel rausgehe aus der Tür und da liegt eine Bananenschale und ich trete darauf und rutsche aus, dann kann ich sagen, okay, es ist derjenige verantwortlich dafür, der die Bananenschale hat fallen lassen, korrekt.
Es bin aber auch ich verantwortlich, weil ich habe nicht aufgepasst, dass da eine Bananenschale lag. Ich kann das Ding aber noch weiter drehen und ich kann sagen, der ist verantwortlich dafür, der die Banane angebaut hat.
Verstehst du den Punkt? Letzten Endes leben wir in einem Universum von multikausalen Zusammenhängen, wo für jedes einzelne Ereignis ganz, ganz, ganz, ganz viele Menschen, ganz, ganz viele Faktoren verantwortlich sind.
Groll basiert immer darauf, dass wir einen dieser Faktoren herausgreifen und sagen: „Du bist aber voll verantwortlich.“ Damit es jetzt nicht so abgehoben klingt, bringe ich ein praktisches Beispiel aus meinem Leben.
Ich habe über viele Jahre meinem Vater für bestimmte Dinge gegrollt. Ich muss dazu sagen, ich habe mittlerweile voll Frieden gemacht mit meinen Eltern. Ich liebe sie. Ich bin dankbar für alles, was ich mit ihnen erlebt habe, für die schönen, aber auch für die negativen Dinge.
Weil sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und mittlerweile finde ich den Menschen ganz cool. Aber es gab Zeiten, da hatte ich eine Liste und ich wusste einfach: Mein Vater hätte mich mehr in den Arm nehmen müssen.
Er hätte geduldiger sein müssen, er hätte an manchen Stellen liebevoller sein müssen, er hätte nicht so streng sein dürfen. Seine Wut war zu viel, etc. Und ich war mir hundertprozentig sicher, dass mein Vater schuld ist.
Korrekt? Und dann habe ich kurz vor seinem 60. Geburtstag, ein halbes Jahr davor, irgendwo eine interessante Frage gehört. Nämlich: „Kennst du die Augenfarbe deiner Eltern?“ Und ich kannte sie zum damaligen Zeitpunkt nicht.
Und das hat mich zum Nachdenken gebracht, weil ich dachte: Das ist ja krass. Ich habe so viele Jahre mit diesen Menschen zusammengelebt und ich kenne die Augenfarbe nicht. Das heißt, ich habe mich nicht wirklich intensiv mit ihnen beschäftigt.
Und ich habe damals beschlossen: Okay, ich möchte meinen Vater besser kennenlernen und werde im Vorbereitung auf seinen 60. Geburtstag einfach herumfahren und Menschen interviewen, die ihn als Kind kannten.
Ich habe zum Beispiel seine Schwester interviewt, Menschen, mit denen er in der Schule war, etc. Ich habe die Kamera aufgestellt, Fragen gestellt und dann einfach zugehört.
Was soll ich dir sagen? Ich habe mich während dieser Interviews manchmal richtig, richtig doll geschämt. Warum? Weil ich hatte ein Urteil über meinen Vater gefällt, ich war voll mit Vorwürfen über meinen Vater, ich habe mir angemaßt, zu wissen, wie er hätte sein sollen, aber ich habe mir nie Zeit und Raum genommen, wirklich etwas über ihn zu erfahren.
Und ich habe zum Beispiel seiner Schwester zugehört und sie hat mir erzählt von den Jahren im Knochenklirrenden Winter, von der Mutter, die den beiden keine Liebe hat zukommen lassen, die sie verprügelt hat, wie er rausgeschickt wurde, aufs Feld zu gehen, Rüben auszugraben, Kartoffeln zu finden und wie er, wenn er zurückgekommen ist und nichts mitgebracht hatte, verprügelt wurde.
Sie hat mir erzählt, dass mein Vater relativ früh aus dem Haus gegangen ist und dann alleine in einem Heim gewohnt hat. Und ich habe einfach nur zugehört. Und während ich zugehört habe, habe ich gespürt: Es ist so verdammt arrogant von mir zu denken, ich wüsste, wie dieser Mann mir gegenüber hätte sein sollen.
Und mir ist klar geworden: Wenn ich sein Leben gehabt hätte, wäre ich genauso geworden. Und ich habe zugehört und mir ist plötzlich klar geworden: Hey, so einfach ist es nicht. Ich kann nicht einfach sagen, mein Vater ist schuld an dem, was mir passiert ist, weil dann müsste ich auch sagen, seine Mutter ist schuld daran, weil sie hat maßgeblich dazu beigetragen.
Ich müsste aber auch sagen, der Krieg ist schuld daran. Und du verstehst den Punkt. Ich könnte das immer und immer weiter zurückdrehen. Und im Endeffekt würde ich immer an derselben Stelle rauskommen: Das gesamte Universum – und das meine ich nicht esoterisch, das meine ich ganz nüchtern logisch – das ganze Universum ist schuld daran, dass dir die Dinge so passieren, wie sie dir passieren.
Das betrifft auch dich, wenn du dir selbst Vorwürfe machst. Ich bin immer ein Freund davon, wenn ich Mist baue, mich hinzusetzen und zu schauen: Was hätte ich besser machen können, was kann ich daraus lernen?
Aber was ich früher gemacht habe: Ich habe mich innerlich ausgepeitscht für jeden Fehler, weil ich mir erzählt habe: „Veit, du hättest anders reagieren müssen. Das war dein Versagen.“ Also wenn zum Beispiel in meinen Coachings ein Klient oder eine Klientin nicht das erkannt hat, was er oder sie erkennen sollte.
Oder wenn mal etwas in einem Coaching schiefgegangen ist, ich habe das immer auf meine Kappe genommen. Und nochmal, auch hier gibt es einen Mittelweg. Dieses eine Extrem, sich selbst zu kasteien mit Schuldvorwürfen, verändert nicht wirklich etwas.
Nüchtern zu fragen: „Was würde ich beim nächsten Mal besser machen?“, ist super cool. Warum ich das erzähle, ist, weil ich gemerkt habe: Diese Weigerung, mir selbst zu vergeben, basiert auch wiederum auf dem Gedanken: „Ich wüsste ganz genau, dass ich in dieser Situation anders hätte handeln können.“
Und aus der Anmaßung heraus zu denken, ich wäre allein für diese Situation verantwortlich gewesen. Aber das stimmt nicht. Weil zum Beispiel für alles, was ich in der Beziehung mit Andrea irgendwo an irgendeiner Stelle verkorkst habe, bin ich nicht allein verantwortlich, sondern letztendlich sind auch alle meine Ahnen verantwortlich, meine Gene verantwortlich, und so weiter und so weiter.
Und nochmal, das sollte uns nicht dazu verleiten, nicht immer wieder nachzuschauen: Wo kann ich mehr Verantwortung übernehmen? Was kann ich noch verbessern? Aber dieser gewaltige Schuldvorwurf, der ganz häufig auf unseren Schultern lastet, der ist verkehrt.
Und wenn du anfängst, das zu analysieren, empfehle ich dir, mit den Fragen von Byron Katie zu arbeiten. Die kennst du ganz sicher. Die erste Frage ist immer: Was glaube ich? Also warum grolle ich? Welcher Glaubenssatz steht dahinter? „Er hätte anders handeln sollen. Er hätte anders handeln müssen.“
Die nächste Frage ist: Ist das wirklich wahr? Ist das wahr oder ist das eine Idee von mir? Weil Fakt ist, es ist so gewesen.
Und die nächste Frage ist: Okay, wer bin ich, wenn ich weiter festhalte an dem Gedanken? Wer bin ich, wenn ich weiter festhalte an dem Gedanken, in meiner Kindheit hätte es anders sein müssen? Im Umkehrschluss bedeutet dieser Glaubenssatz, dass du jetzt so, wie du heute bist, ein Fehler bist.
Dass du so, wie du heute bist, nicht vollständig glücklich sein kannst, weil damals ein entscheidender Fehler passiert ist. Und ich weiß nicht, ob du an Gott oder an eine universelle Quelle des Lebens glaubst, aber was wir letztendlich damit machen, ist, dass wir uns gegen das gesamte Universum stellen.
Wir stellen uns hin und sagen: Wir wissen es besser. Es hätte anders sein müssen. War es aber nicht. Das heißt, diese Frage: „Wer bin ich, wenn ich an diesem Glaubenssatz festhalte?“, ist total spannend.
Dann bin ich ein Fehler, dann bin ich voller Groll, dann halte ich auch den anderen in dieser Geschichte fest. Dann produziere ich am laufenden Band immer wieder diese ganzen negativen Gefühle. Ich bestrafe mich permanent weiter für etwas, das schon lange vorbei ist.
Oder, wer wäre ich, wenn ich bereit wäre, diesen Glaubenssatz in Frage zu stellen und sogar loszulassen? Dann wäre ich frei für diesen Moment. Dann könnte ich diesen Menschen endlich ziehen lassen und ihm seinem Schicksal übergeben, weil wenn dieser Mensch etwas zu lernen hat, wenn dieser Mensch sein Karma säubern muss, dann wird sich das Leben darum kümmern.
Das ist nicht mein Job, aber ich halte endlich die Energie wieder frei für mich. Und deswegen ist diese erstmal scheinbar intellektuelle Betrachtung extrem wichtig, um letzten Endes zu erkennen, was Vergebung eigentlich ist.
Vergebung ist die Auflösung eines Irrtums, weil letztendlich steckt hinter Vergebung immer der Gedanke, dass etwas Falsches passiert ist. Und dass wir selbst, weil etwas Falsches passiert ist, auch irgendwo falsch sind.
Aber die Dinge passieren einfach. Und die vielleicht größte Power, die größte schöpferische Power, die wir haben, ist uns zu fragen: Welche Bedeutung will ich diesem Ereignis geben? Ich kann auf der Straße gegen einen Stein laufen und mir das Schienbein anschlagen.
Und ich kann auch fünf Jahre später darüber nachdenken: Wer hat diesen Stein dahingelegt? Wen muss ich bestrafen? Oder warum war ich so doof und bin gegen diesen Stein getreten? Oder ich realisiere einfach: Dieser Stein lag da. Punkt.
Und ich habe die Macht, diesem Ereignis seine Bedeutung zu geben. Ich kann die Ereignisse in meiner Vergangenheit bis zum Rest meines Lebens nutzen, um mir zu erklären, warum ich heute und hier mich nicht vollständig schön fühlen darf, nicht geheilt fühlen darf, nicht voll glücklich sein darf.
Aber ich hoffe, dir ist mittlerweile klar geworden, es ist nicht das Ereignis, das diese Macht hat, sondern es ist die Bedeutung, die du diesem Ereignis gibst. Die eigentliche Macht liegt bei dir. Wenn es einem Viktor Frankl, der im Konzentrationslager seine gesamte Familie verloren hat und selbst im Konzentrationslager war, möglich ist zu sagen, er hat die Liebe im Konzentrationslager gefunden.
Er hat die Freiheit im Konzentrationslager gefunden. Er hat die Kraft, trotzdem Ja zu sagen, im Konzentrationslager gefunden. Radikal zu vergeben und die Vollkommenheit selbst in der Dunkelheit zu finden, dann ist diese Fähigkeit in jedem von uns angelegt, in dir und in mir.
Und ich weiß nicht, ob du mir bis hierhin folgen konntest. Es kann sein, dass es in deiner Vergangenheit für dich extrem schmerzhafte Ereignisse gab, dass manches von dem, was ich dir gesagt habe, dich getriggert hat.
Dass du auch an manchen Stellen gedacht hast: „Das stimmt nicht. Das kann ich nicht. Das geht nicht.“ Und Fakt ist, du wirst für dein Beharren darauf, dass du nicht vergeben wirst, dass du weiter enttäuscht sein wirst, dass du weiter grollen wirst, weiter Schuldvorwürfe machen wirst…
Du wirst da draußen immer mehr Verbündete finden, weil das ist die Norm. Die Norm ist, dass wir uns gegenseitig verantwortlich machen. Die Norm ist, dass wir uns von einem inneren Perfektionisten erlauben, uns zu geißeln.
So ist es schick darüber zu reden. Du wirst wenig Menschen finden, die dich einladen, dich wirklich zu befreien, deine eigentliche Macht zu erkennen, zu verstehen, dass du derjenige bist, diejenige bist, die immer noch zurückgeht und wählt, dein Bewusstsein an etwas zu binden, das längst vorbei ist.
Und ich würde gerne abschließen mit der Erinnerung daran, dass es mir nicht darum geht, dich zur Vergebung zu überreden. Dass es mir nicht darum geht, zu sagen: „Wir müssen vergeben.“ Im Gegenteil, es ist unsere schwindelerregende Freiheit zu sagen: „Ich will noch nicht vergeben.“
Und wenn wir noch nicht vergeben wollen, dann ist da noch Juice drin, da ist noch etwas zu holen, da ist noch etwas zu verstehen, da ist noch etwas auszudrücken, da ist noch etwas zu fühlen. Aber dann lade ich dich ein, eben nicht einfach nur hängen zu bleiben in einem Loop: „Ich will nicht vergeben. Ich will nicht vergeben.“, sondern dich hinzusetzen und herauszufinden: Welchen Schatz habe ich in diesem unschönen Ereignis noch nicht gehoben?
Weil was ich dir von Herzen wünsche, ist, dass du jetzt und hier frei bist. Was ich dir von Herzen wünsche, ist, dass du Vergebung nicht als ein einmaliges Ereignis ansiehst für die großen Dinge, die schief gelaufen sind, sondern dass du Vergebung begreifst als eine geistige Disziplin, als eine tägliche Kultur, weil Fakt ist: Wir Menschen sind eine unvollkommene Spezies.
Und wenn wir zusammenleben, wir können es noch so gut meinen. Es wird der Moment kommen, da missverstehen wir uns. Wir werden uns auf die Füße treten, wir werden uns enttäuschen. Ich werde mal etwas sagen oder etwas machen, das du anders erwartet hast.
Und das sind die Momente, wo wir, wenn möglich, so wach sein sollten, dass wir sagen: „Aha, guck mal, jetzt bin ich enttäuscht von ihm. Jetzt bin ich wütend, jetzt bin ich traurig und wenn ich jetzt nicht aufpasse, binde ich mir wieder eine kleine Blechbüchse an meinen Schwanz.“
Oder ich kann diesen Prozess, den ich gerade mit dir sehr ausführlich durchgegangen bin, blitzschnell machen. Gibt es etwas, das ich auszudrücken habe? Und manchmal ist es einfach nur: „Hey, mir ist es peinlich, aber ich will einfach nur sagen, ich hatte mir so gewünscht, dass du mir heute einen Blumenstrauß schenkst, und ich merke, ich bin gerade traurig.“ Und schwupps, ist es weg.
Gibt es etwas, das ich noch nicht gefühlt habe? Ja, meine Enttäuschung, mein Wunsch, was auch immer. Und gibt es eine falsche Erwartung, die ich hatte? Ja, zum Beispiel die Erwartung, dass mir irgendjemand auf dieser Welt heute an diesem Tag einen Blumenstrauß schenken müsste.
Warum habe ich es nicht selbst gemacht, wenn es mir so wichtig ist? Je öfter du diesen Prozess durchläufst, umso schneller geht es. Umso schneller kannst du vergeben. Und irgendwann wird dein Leben richtig leicht.
Weil du einfach weißt: Du bist nicht hier, um auf jemand anderen aufzupassen. Du bist nicht hier, um jemand anderen über die karmische Ziellinie zu tragen. Du bist hier, um für dich möglichst viele Momente der Freude zu erfahren.
Du bist hier, um deine Flügel auszubreiten, zu deiner vollen Größe und zu deiner vollen Schönheit. Und das kannst du nur, wenn deine Vergangenheit dich nicht bindet. Deswegen möchte ich dich von Herzen einladen, Vergebung in deinem Leben zu kultivieren.
Ich würde mich total freuen, weil ich finde, das ist wirklich ein so essenzielles Thema des menschlichen Lebens, wenn du mir jetzt zum Abschluss, wenn du bis hierhin gelauscht hast, ganz kurz hier unten drunterschreibst, was dich am meisten bewegt hat.
Wo hat dir die Lektion geholfen? Du kannst mir auch gerne schreiben, wenn du es doof findest, etc., aber einfach, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, ob die Nachricht da draußen angekommen ist. Und nochmal die herzliche Einladung, am nächsten Dienstagabend einzuschalten.
Ich habe ein paar wirklich wichtige Themen mit euch zum Thema Schattenarbeit in der Psychospiritualität zu teilen. Ich wünsche dir ein ganz, ganz leichtes, sauberes, erfülltes Leben im Hier und Jetzt. Ich danke dir.
Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelen gefügelt – für die Rebellen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden.
Wir danken dir für dein Zuhören. Es ist schön, dass du da bist.