Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
**Veit Lindau:**
Hey ihr Lieben, ich wünsche euch einen wundervollen Tag und herzlich willkommen zu einer weiteren Episode meines Podcasts „Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Egal wie alt wir sind, egal an was wir glauben, ob wir arm oder reich sind, aus welchen Ecken dieser Welt wir kommen, ich glaube, eines verbindet uns alle: Wir wollen glücklich sein. Und in dieser Episode geht es um Glück. Wen könnte ich da besser befragen als das Ministerium für Glück? Herzlich willkommen, Gina Schöler.
Hey, lieben, herzlich willkommen bei einer weiteren Episode deines Podcasts „Seelengevögelt“. Heute habe ich wieder eine spannende Gästin bei mir, eine Frau, die ich vor etlichen Jahren schon kennengelernt habe und unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Ich freue mich ganz doll, dass wir jetzt wieder zusammengefunden haben. Es ist Deutschlands Ministerin für Glück, zwar nicht offiziell anerkannt von der Regierung, aber wirklich sehr, sehr engagiert für dieses Thema unterwegs. Ich freue mich total, dass wir hier sind, miteinander, Gina. Herzlich willkommen.
Es ist eine große Freude von meiner Seite, dich zumindest digital online wieder bei mir zu haben. Erstmal möchte ich loswerden, dass ich großen Respekt habe, dass du so dran geblieben bist. Es hätte ja auch einfach ein Marketing-Gag sein können mit dem Ministerium für Glück und Wohlbefinden, aber du bist wirklich dran geblieben, du ziehst das durch. Wo steht das Ministerium heute?
**Gina Schöler:**
Es ist witzig, dass du das ansprichst von wegen Marketing-Gag, weil letztendlich ist es tatsächlich als solcher gestartet. Ich komme ja aus der Marketingrichtung, Kommunikationsdesign, und das war damals dieses Experiment: Wie provozierend kann man werden, um eine Marketingkampagne zu starten? Das war dann nur damals so die Krux, dass ich meine Lebensberufung plötzlich gefunden habe mit dem Thema und mit der Herangehensweise. Es sind so viele Funken übergesprungen, dass ich wirklich Feuer gefangen habe und gar nicht anders kann, als dran zu bleiben und das voranzutreiben und groß werden zu lassen. Einfach mit Herzblut, Schweiß und Tränen. Das weißt du genau, wie das ist, über Jahre hinweg mein Baby wachsen zu lassen.
Wo steht das heute? Das ist ein dynamischer Prozess. In den letzten sieben Jahren ist ganz, ganz viel passiert und ich möchte da auch gar nicht zu sehr strukturiert und planerisch rangehen, sondern ich möchte das als sehr offenen Prozess und offenes Projekt beibehalten, weil ich eben viel in Interaktion mit Menschen bin und mit dem, was gesellschaftliche Trends aufgreifen, sehr spontan und kreativ darauf reagieren möchte. Es ist nach wie vor eine interaktive, unabhängige Initiative und ich lasse meiner Fantasie freien Lauf, welche Formate und Formen sie annehmen darf, ob das jetzt Online-Aktionen sind oder Offline-Veranstaltungen.
**Veit Lindau:**
Schön. Also lass uns gleich direkt bei deinem Kernthema einsteigen. Was ist für dich Glück? Du beschäftigst dich ja sehr, sehr viel damit, auch aus sehr vielen verschiedenen Richtungen. Heutiger Stand: Was würdest du als Glück definieren?
**Gina Schöler:**
Als Privatperson, als ich, ja? Ich sträube mich ein bisschen dagegen, so per se dieses hier Glücksrezept, hier hast du das, lebt danach und dann ist alles gut, sondern ich möchte eher dazu animieren, spür mal selber rein und geh raus und probier aus, was es für dich bedeutet. Für mich als Gina hat sich eine Definition im Laufe der letzten Jahre ziemlich klar herauskristallisiert. Der Überbegriff davon ist Verbundenheit. Das ist so mein Lebensmotto durch und durch geworden und das lässt sich in alle Bereiche interpretieren.
Verbundenheit mit mir selbst, mich erstmal kennenlernen, mich spüren lernen, wissen, wer ich bin, was ich kann, wohin es geht, Stärken, Talente, Bedürfnisse, Gefühle, alles, was dazu gehört, das ganze volle Paket. Und dann für mich aber auch ganz, ganz wichtig: Verbundenheit mit anderen Menschen. Oder ich sage mal, mit anderen Lebewesen, das trifft es noch besser. Wirklich in Austausch zu gehen, andere Menschen zu spüren, Empathie, sich gegenseitig inspirieren, wachsen, Kooperationen. Ich bin überhaupt nicht in dieser Ellbogen-Mentalität aufgewachsen, zum Glück nicht, und liebe das Miteinander in allen Varianten. Und wenn ich das versuche, jeden Tag in irgendeiner kleinen Form in meinem Alltag, in meinem Leben zu integrieren, dann geht es mir gut. Deswegen habe ich das als meine persönliche Glücksdefinition herausgefunden, dass Glück für mich Verbundenheit bedeutet.
**Veit Lindau:**
Ich finde es gerade ganz schön, dass es dir gelungen ist, das auf so einen einfachen Begriff, die Verbundenheit, herunterzubrechen. Das ist ja ein Wort, bei dem man vielleicht sagt, aha, ja, aber du hast gerade in einem Schnelldurchlauf so viele schöne Qualitäten von diesem Zustand der Verbundenheit genannt, also auch mit sich wirklich kundgetan. Du wirkst gerade sehr ruhig. Ich darf erwähnen, du bist Mama geworden. Wie hat das deine Sicht auf Glück verändert?
**Gina Schöler:**
Die Frage kam in den letzten zehn Monaten öfter. Und ich habe trotzdem noch keine endgültige Antwort darauf, weil ich mich zu Beginn, auch während der Schwangerschaft schon, und als der Kleine dann da war, gemerkt habe, dass ich mich selbst ganz schön unter Druck setze. Diese Erwartungshaltung, jetzt hast du ein Kind oder jetzt bekommst du ein Kind, das ist das größte Glück der Erde, was man ja immer so hört und sagt und selbst auch glaubt. Und es ist ein riesiges Glück, aber ich würde nicht sagen, dass es das größte Glück der Erde ist. Es ist eine unglaubliche Bereicherung, es ist eine unglaubliche Herausforderung. Ich sehe und staune und wachse jeden Tag. Es ist auch massiv anstrengend, gerade wenn man so viel Leidenschaft im Beruf hat, so viele Baustellen unter einen Hut zu kriegen. Aber ich mache mein Glück jetzt nicht von einem kleinen Menschen abhängig, weil ich auch das Gefühl habe, da würde ich ihm ganz schön viel Verantwortung rüberschieben, womit er ja gar nichts zu tun hat. Deswegen hat sich meine Sicht oder meine Herangehensweise an das Thema Glück, glaube ich, gar nicht so sehr verändert. Es ist durchaus eine Facette dazugekommen. Aber ja, ich darf es so beschreiben.
**Veit Lindau:**
Du bist ja aufgrund deiner Spezialisierung auf das Thema mit sehr, sehr vielen verschiedenen Menschen in Verbindung, die sich mit diesem Thema beschäftigen, also mit Politikern, Wissenschaftlern, Typen wie mir und so weiter. Wie siehst du das? Ich habe das Gefühl, dass in den letzten zehn Jahren unglaublich viel Wissen zum Thema Glück herausgekommen ist. Wir wissen eigentlich heutzutage sehr genau, was ein Mensch braucht, um Glück zu erfahren. Und gleichzeitig habe ich persönlich das Gefühl, es kommt viel zu langsam tatsächlich in der Gesellschaft an. Wie siehst du das aus deiner Erfahrung?
**Gina Schöler:**
Zu langsam in der Gesellschaft an? Es kommt wahrscheinlich darauf an, in welcher Schicht der Gesellschaft. Wer hat wozu Zugang, sowohl von technischen Möglichkeiten als auch von mentalen Möglichkeiten? Ich habe erst das Gefühl, dass gerade ganz schön viel im Aufbruch und in der Bewegung ist. Ich gebe dir recht, noch ein bisschen zu viel in der Theorie für meinen Geschmack. Ich bin einfach ein großer Freund des Machens und des Loslegens. Das muss nicht immer perfekt ausformuliert sein, sondern es geht um Experimente, probieren, scheitern, neu anfangen, adaptieren. Nach meinem Geschmack sind die Leute oftmals noch viel zu sehr im Kopf, in der Theorie, in der Ratio und haben es noch nicht so ganz hingekriegt, diesen Bogen zu spannen zu Herz und Bauch. Das, was wir wissen in der Wissenschaft oder was wir in etlichen tollen Podcasts und Büchern und Filmen und Seminaren alles lernen können, auch runterzubrechen und im echten alltäglichen Leben umzusetzen. Das muss nicht immer life-changing sein, das muss nicht immer die Riesenveränderung sein und alles steht Kopf, sondern manchmal sind es kleine Veränderungen in der Verhaltensweise, in der Routine, im Umgang mit anderen Menschen. Ich glaube, dass wir da die Erwartungshaltung durchaus auch ein paar Stufen runterschrauben können, damit wir es auch machbarer empfinden und nicht so Angst haben vor dem großen Berg, vor dem wir stehen.
**Veit Lindau:**
Ich glaube, das ist das, was ich meine. In meiner Erfahrung ist es so, dass es oft die ganz kleinen Dinge sind, auch selbst immer wieder zu erleben, dass manchmal einfach nur eine bestimmte Frage oder das Verändern einer Frage bereits dafür sorgt, dass ich mich besser fühle. Was ich meine mit meinem Gefühl, dass es zu langsam geht, ist, dass wir bereits so viel mehr Atmosphären verbessern könnten, zum Beispiel in Schulen, in Unternehmen etc.
**Gina Schöler:**
Ja, okay, da gebe ich dir recht, an den Systemen gibt es noch viel zu tun. Aber deswegen plädiere ich auch dafür: Leute, lasst uns überlegen, was jeder einzelne von uns tun kann, auch wenn man sich manchmal so klein und nutzlos fühlt. Jeder hat einen nicht zu verachtenden Wirkungskreis, weil jeder hat täglich mit Menschen zu tun. Wenn man da anfängt, Dinge in die richtige Richtung zu schrauben, bin ich der Überzeugung – nenn mich naiv oder nicht –, dass das ganz, ganz schnell gehen könnte.
**Veit Lindau:**
Dann lass es uns doch gleich mal konkret machen. Für die Menschen, die jetzt gerade zuhören: Ich glaube, erst mal ist ja Glück auch wirklich eine persönliche Perspektive. Wie kann ich glücklicher sein? Du als, ich meine, du bist die Ministerin für Glück. Was kann ein Mensch heutzutage in dieser unglaublich komplexen Gesellschaft, in der wirklich um uns herum immer Nachrichten sind, die Kacke überall am Dampfen ist, ganz konkret tun, um jetzt und hier glücklicher zu sein?
**Gina Schöler:**
Ich glaube, der erste Schritt ist, gerade wenn du die ganze Negativität da draußen ansprichst, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Das klingt einfacher gesagt als getan. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich manchmal die Medien einschalte und denke, okay, was soll ich denn jetzt hier noch ausrichten? Gute Nacht. Das ist dann so meine Spirale, aus der ich aber auch zum Glück wieder schnell herauskomme. Nicht entmutigen lassen und eher so diese jetzt-erst-recht-Mentalität an den Tag legen und sich überlegen, okay, wie bin ich denn gestrickt? Wo liegen meine Stärken? Bin ich eher die Person, die still etwas Kleines verändern möchte? Oder bin ich eher laut und kann rausgehen in die Welt und gut auf fremde Menschen zugehen? Oder möchte ich lieber familiär den ersten Schritt tun, in einem sicheren Raum? Ich glaube, der erste Schritt ist, sich zu entscheiden: Ich möchte etwas tun, entgegen aller Negativität da draußen. Und dann kreativ werden, wie das aussehen könnte. Sich auch nicht von alten Glaubenssätzen zurückhalten lassen, wie „Ich bin jetzt aber nicht jemand, der…“, sondern Grenzen aufbrechen, neue Sachen ausprobieren, Dinge tun, von denen man sonst sagt, „würde ich niemals machen“, dann erst recht. Das kann alles sein, das kann sein, der Nachbarin einen Kuchen vor die Tür stellen, das kann sein, einen Baum pflanzen, das kann sein, die Olympiahalle mieten und eine Bürgerversammlung machen, keine Ahnung. Alles ist möglich. Einfach loslegen.
**Veit Lindau:**
Ja, total, absolut. Ich mag dich gerne mal challengen. Die sieben Top-Tipps für die Menschen, die jetzt gerade zuhören, aus deiner Erfahrung, um jetzt sofort heute glücklicher zu sein.
**Gina Schöler:**
Das mache ich sonst nicht, das weißt du.
**Veit Lindau:**
Ja, das ahne ich schon. Und ich meine, wir sind uns klar, dass es nicht die sieben Tipps gibt. Aber ich bin immer daran interessiert, dass die Menschen, wenn sie so einen Podcast hören und uns ihre Zeit schenken, dass sie rausgehen und sagen, okay, das kann ich jetzt sofort ausprobieren.
**Gina Schöler:**
Okay, ich mache einfach ins Blaue hinein, ja? Mindestens, warte mal, ich weiß ja nicht, wann die Leute den Podcast hören, aber mindestens einen Termin heute noch absagen. Das heißt, Kalender ausmisten, weil wir oft ja sagen, auch wenn wir es nicht so meinen. Das kann man ja auch wertschätzend und liebevoll machen. Ich habe das selbst schon praktiziert und hatte vorher unglaublichen Schiss vor der Reaktion. Und in den meisten Fällen ist das total verständnisvoll, wenn man das Bedürfnis dahinter kommuniziert. Also, Termin absagen. Einen zwischenmenschlichen Konflikt, den man hat, und da kann mir keiner sagen, dass man keinen hat, mit dieser Person offen ansprechen. Man muss nicht sofort die Lösung finden, aber einfach sagen, ich empfinde, dass da gerade etwas zwischen uns steht, was nicht sein müsste. Eine Liebeserklärung machen, und das muss jetzt nicht die Liebeserklärung an die große Liebe meines Lebens sein, sei ich jetzt mit der Person zusammen oder nicht, sondern jemandem sagen, „Hey, ich weiß dich einfach unglaublich zu schätzen in deinem Leben. Du hast mir einen tollen Ratschlag gegeben.“ Ich liebe es, wenn wir zusammen schweigend vor dem Lagerfeuer sitzen oder ich finde es am coolsten, mit dir einen Wochenendtrip zu machen. Eine Liebeserklärung an jeden Menschen, wir sind bei drei, oder?
**Veit Lindau:**
Ja, du bist bei drei.
**Gina Schöler:**
Früh schlafen gehen. Früh schlafen gehen und sich Ruhe gönnen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich gerade in meinem Winterschlafmodus bin und einfach merke, oh, meine Batterie ist nicht auf ganzer Höhe. In irgendeiner Form Zeit in der Natur verbringen, das kann ein alternativer Arbeitsweg durch den Park sein, das kann ein Wochenendtrip im Baumhaushotel sein, who knows. Eine verrückte Sache planen, die du in den nächsten vier Wochen umsetzt, nicht so von wegen Neujahrsvorsätze und so ein Kram, was man dann sowieso nicht macht, sondern etwas ganz Konkretes, was du in naher Zukunft machst. Bei welcher Nummer sind wir?
**Veit Lindau:**
Einer noch.
**Gina Schöler:**
Echt? Nur noch einer? Okay, dann muss ich jetzt weise wählen. Ich versuche, es so einfach und alltagstauglich wie möglich zu machen: Überlege dir, was du in deiner Kindheit am allerliebsten geschlemmt hast, was deine Leibspeise war. Und wenn es den Menschen noch gibt, der dir das zubereitet hat, bitte ihn oder sie, das noch einmal zu tun, in aller Ausführlichkeit. Und wenn es die Person nicht mehr gibt, dann gönn es dir selbst. Mach es dir selbst. Bei mir ist das Milchreis mit Zucker und Zimt von der Oma. Bingo, da geh ich sofort mit.
**Veit Lindau:**
Ja, das ist schön. Ja, sonst gibt es das. Ja, da schlage ich auch alle meine Ernährungsrichtlinien. Das ist mir dann an der Stelle egal und das ist auch wirklich wichtig für mich. Ja, toll, geht doch, super.
**Gina Schöler:**
Ja.
**Veit Lindau:**
Gina, ich war vorhin noch mal auf deiner Webseite. Was ich erstaunlich fand: Du hast, da steht ganz groß drauf, „Reduktion“.
**Gina Schöler:**
Ja, das ist ja toll.
**Veit Lindau:**
Ja. Also ich glaube, Glück oder das Thema kann Menschen auch total stressen. Nach dem Motto: „Also Glück bedeutet, ich muss immer supergut drauf sein, ich muss ganz erfolgreich sein, ich brauche bei Instagram ganz viele Follower und so weiter.“ Reduktion, was genau meinst du damit und wieso kann es unser Glück fördern?
**Gina Schöler:**
Tja, was genau meine ich damit, ne? Das ist cool, dass dieser Begriff immer für Diskussionen sorgt und er steht tatsächlich in diesem Slogan, ich habe mich orientiert an dem Corporate Design der Bundesregierung, surprise, surprise. Die haben ja auch immer so drei Stichworte und dieser Begriff steht seit Tag eins mit dabei. Mit dem Hintergedanken, gut, ich muss vielleicht ausholen, wie die Idee entstanden ist: Die Metapher des Ministeriums ist um die Weihnachtszeit entstanden, in der der ganze Konsum ziemlich groß im Fokus stand. Von wegen, muss es das wirklich sein? Kann es das wirklich sein aus sozialer, ökologischer, nachhaltiger Sicht? Da war die ganz klare Antwort: Nein. Also dieses höher, schneller, weiter mehr kann nicht die Antwort auf all das sein, was wir als gutes Leben und Glück verstehen. Deswegen war der ursprüngliche Gedanke dieses Begriffs „Reduktion“ auf materieller Ebene und auch auf der Ebene, dass wir uns diese Frage stellen sollten: Was brauchen wir wirklich, um ein gutes Leben zu führen? Und wenn man sich diese Frage stellt, sich selbst oder auch anderen Menschen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass da keine materielle Antwort kommt. Tatsächlich. Es sind immer die weichen Faktoren und sich deswegen darauf zu fokussieren und zu konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist im Leben, was wirklich zählt und danach zu handeln, danach sein Leben zu verändern und darauf hinzuarbeiten. Darum geht’s. Und deswegen Reduktion auf das Wesentliche. Materiell, emotional, wie auch immer man das interpretieren möchte. Ausortieren auf allen Ebenen. Nicht nur räumlich, sondern auch emotional. Wer tut mir gut, wer tut mir nicht gut. Welche Tätigkeiten möchte ich nachgehen und was möchte ich nicht mehr tun. Welche sozialen Kanäle möchte ich bespielen und was darf auch gerne einschlafen. Also sich diesen Stress zu nehmen und Fokus auf das, was mir wichtig ist, zu legen. Das heißt, Glück hat auch viel mit der Kunst zu tun, an den richtigen Stellen Nein zu sagen.
**Veit Lindau:**
Ja. Sag ich jetzt ja, aber Nein ist wichtig. Nein, ja, ja, nein. Gina, ich habe vorgestern… Kennst du Christian Felber?
**Gina Schöler:**
Ja.
**Veit Lindau:**
Ja, genau. Ich habe mit ihm gesprochen und da ist mir noch mal bewusst geworden, wie absurd es ist, dass wir den Fortschritt einer Gesellschaft am Bruttoinlandsprodukt messen.
**Gina Schöler:**
Ja, auch so.
**Veit Lindau:**
Und also seine Richtung ist ja quasi, das Thema Gemeinwohlökonomie reinzubringen
und zu sagen: Lasst uns doch den Fortschritt einer Gesellschaft daran messen, wie sehr sie zum Gemeinwohl beiträgt. Jetzt gibt es ja auch Ansätze zu sagen, lasst uns den Glücksindex einer Gesellschaft messen. Da würde ich dich gerne einfach fragen, weil du da bestimmt immer aktuell informiert bist. Wo steht Deutschland da gerade? Also wirklich regierungsmäßig, politisch, gibt es da eigentlich überhaupt Offenheit dafür oder ist das eher so ein Fake-Thema, mit dem sie sich am Rand beschäftigen?
**Gina Schöler:**
Sensibles Thema. Ich war im Oktober 2019 zu einer großen Konferenz eingeladen in Paris von der OECD, die sich genau damit beschäftigt hat: Putting Well-Being Metrics into Policy Action. Also genau diese Thematik in politische Systeme einzuarbeiten und sich darauf zu konzentrieren, wie alternative Wohlstandsindikatoren aussehen können. Und ich fand das cool, dass ich da eingeladen war. Ich war aufgeregt auf dem Weg nach Paris und dachte, yeah, cool, mitmachen bei der Podiumsdiskussion und meine Sicht der Dinge aus Sicht dieser kreativen Initiative mit einbringen, fand ich spannend. Hat mich geehrt, hat mich gefreut. Ich habe dann aber tatsächlich erst auf dem Weg dorthin die Agenda durchgeguckt, das Programm durchgeblättert und dachte, ich bin die einzige Teilnehmerin aus Deutschland. Also da ist niemand mehr dabei, sei es aus irgendwelchen Initiativen, Organisationen, der Regierung. Es war niemand auf der Bühne, der Deutschland repräsentierte. Ich konnte das nicht glauben und habe dann erst mal abgewartet, mal schauen, wie es vor Ort aussieht, aber es hat sich dann tatsächlich bewahrheitet. Es waren aus aller Welt politische Vertreter da, aus allen Herrenländern, und sie haben ihre Projekte vorgestellt, Dinge erklärt, die funktioniert haben, die nicht funktioniert haben, wie sie damit umgehen, wie die Bürger darauf reagieren und so weiter. Ich konnte es nicht lassen und bin dann nach Hause und habe meinem Frust ein bisschen Luft gemacht, habe einen Brief verfasst und habe meine ehemaligen Kontakte noch mal angeschrieben, die ich von damals hatte, als ich mit der Regierungsstrategie „Gut leben in Deutschland“ zusammengearbeitet habe, und habe gefragt: Leute, was ist daraus geworden? Wir hatten eine offizielle Regierungsstrategie, eine Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität. Die Reaktionen, die dann kamen, deuteten darauf hin, dass das nicht mehr aktiv verfolgt und umgesetzt wird, dass da irgendwelche Abschlussberichte in der Schublade liegen. Das ist der Stand der Dinge, den ich jetzt gerade ziemlich aktuell so erfahren habe.
**Veit Lindau:**
Weißt du, wo Deutschland gerade steht? Es gibt ja diese Indizes.
**Gina Schöler:**
Vom World Happiness Report, der neue kommt jetzt erst im März raus. 2019 standen wir auf Platz 17 von, ich glaube, 156 Ländern, die gemessen wurden. Das heißt, es gibt im Moment aus meiner Sicht in unserer Regierung keine aktive Keimzelle, die sagt: Wir treiben diese Themen voran.
**Veit Lindau:**
Leider nein. Krass. Also auch die Expert:innen, die damals dabei waren, die definitiv noch dahinter stehen, haben auch gesagt: Gina, was du hier gerade von der Konferenz erzählst, ist hochgradig demotivierend und traurig.
**Gina Schöler:**
Das könnte mich gleich zum Revoluzzer werden lassen. Erzähl. Wenn das jetzt gerade jemand hört und sagt, fuck, das ist echt… Also es ist so offensichtlich absurd. Es ist ja so offensichtlich absurd, weil die Themen sind bekannt. Es ist auch wirklich bekannt, dass es eigentlich total kleine Dinge sind, die wir alle sofort verändern könnten.
**Veit Lindau:**
Was kann jemand tun, der das jetzt gerade hört? Also du hast gerade die sieben Tipps für das persönliche Glück gegeben. Keine Angst, ich komme jetzt nicht gleich wieder mit einer Siebenliste. Was kann jemand tun, um aktiv in dieser Gesellschaft Glück voranzubringen? Wo sind die Hebel aus deiner Sicht?
**Gina Schöler:**
Na ja, mein Gott, da gibt es ja wirklich tausend. Es kommt darauf an, in welcher Rolle man ist, welche Möglichkeiten man hat. Also wenn jetzt Angela Merkel das hört, die hat andere Möglichkeiten als die lieben Leute, die dafür sorgen, dass die Stadt Mannheim sauber bleibt. Aber jeder hat die Möglichkeit, offene Briefe zu schreiben, bei politischen Veranstaltungen mitzumachen, seine Meinung kundzutun, neue Ideen mit einzubringen, dafür aufzustehen, laut zu werden. Ich bin jetzt nicht dafür, dass man immer irgendwelche Dagegen-Parolen durch die Gegend brüllt, sondern ich bin durchaus auch für konstruktive und lösungsorientierte Ansätze. Aber es gibt schon viele Möglichkeiten, wie man seine Meinung kundtun kann und den Leuten, die wirklich an den großen Hebeln sitzen, vor Augen führen kann, dass es einem verdammt noch mal wichtig ist und sie es sich anhören sollen. Also dafür aufstehen und Netzwerke spinnen. Das hat mir seit jeher geholfen: Wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, wenn ich eine Idee im Kopf hatte, spreche ich Menschen an und die können noch so groß und unerreichbar erscheinen. Um ein paar Ecken, wenn man wirklich beharrlich bleibt, kriegt man die Message rübergebracht. Und da kann man ganz offen um Hilfe bitten, um Rat fragen. Man bekommt tatsächlich seltener ein Nein, als man denkt.
**Veit Lindau:**
Ist dein Ministerium ein guter Ansatzpunkt? Also wenn jemand sagt, ich möchte gerne dieses Thema unterstützen, gibt es auf deiner Webseite Möglichkeiten, mit dir in Verbindung zu treten, über dich aktiv zu werden oder mit dir gemeinsam Projekte aufzubauen?
**Gina Schöler:**
Also mich kann man sowieso jederzeit anschreiben, ansprechen. Ich versuche, alles zu beantworten und möglich zu machen, wenn jemand eine Frage oder ein Anliegen hat. Ich selbst habe wahrscheinlich nicht immer die Antwort, aber ich kenne viele Leute, die ich dann einfach verkuppeln und verknüpfen könnte. Mitmachaktionen gibt es immer, aber das ist eher im kleinen Bereich, wo es so kreative Aktionen gibt. Politische Aktionen habe ich nicht. Ich sehe mich jetzt aber auch nicht als politische Instanz, sondern als eine impulsgebende Initiative, die genau dieses Thema auf die öffentliche Agenda setzt und sagt: Hey, Leute, wir haben definitiv Handlungsbedarf. Lasst uns mal überlegen, wie das aussehen könnte. Es gibt immer wieder offene Veranstaltungsformate, bei denen man mitmachen, selbst wachsen und Kontakte knüpfen kann. Ja, ich glaube, das ist die Bandbreite, die ich abdecken kann. Auch innerhalb der Community sich austauschen.
**Veit Lindau:**
Was ist so für dich dein nächstes großes Projekt zum Thema Glück?
**Gina Schöler:**
Das ist vielleicht auch eine Teilantwort auf deine vorherige Frage: Was 2020 für mich ganz groß werden wird, sind Workshops, die ich speziell auch für Lehrer und Lehrkräfte anbiete. Ich arbeite mit einer tollen Stiftung, der Hüb Foundation, zusammen. Das heißt, wir bilden Lehrer in positiver Psychologie und positiver Haltung aus. Wir challengen sie, gehen in den Austausch, reflektieren zusammen, geben natürlich auch Input und lassen sie dann mit diesem Mindset nach draußen, um das Schneeballsystem ins Rollen zu bringen, damit sie das an die nächste Generation weitergeben. Meine Idee war halt: Wo sind diese Dreh- und Angelpunkte innerhalb der Gesellschaft? Lehrkräfte sind definitiv ein großer Aspekt davon, weil sie die Möglichkeit haben, diese positive Lebenseinstellung an so viele junge Menschen wie möglich zu tragen.
**Veit Lindau:**
Das finde ich toll, weil ich weiß, dass wir in unserem Netzwerk überdurchschnittlich viele Pädagogen haben.
**Gina Schöler:**
Ach cool, ja sehr schön. Die Weiterbildung ist tatsächlich auch kostenfrei für die Lehrer. Wir wollen die Hürde so niedrig wie möglich halten, damit da richtig viel Bewegung kommt.
**Veit Lindau:**
Super. Und ich weiß auch, dass die Lehrer und Lehrerinnen, die in unserem Netzwerk unterwegs sind, nicht die sind, die schon aufgegeben haben, sondern die wirklich nach Lösungen suchen. Das heißt, wir werden den Link unten drunter packen. Du hast bestimmt auch Buchtipps für Menschen, die zuhören und sagen: Ich möchte wirklich gerne für mich selbst glücklicher sein. Die packen wir unter den Podcast, oder?
**Gina Schöler:**
Ich kenne auch einen ganz coolen Autor, von dem ich schon das eine oder andere Buch erhalten und verschlungen habe. Natürlich muss ich jetzt nicht deine Bücher empfehlen. Was ich aktuell gelesen habe, ist das Buch „Pause“. Jetzt frag mich nicht, wie der Autor heißt. Aber da geht es darum, wie man in dieser schnelllebigen Gesellschaft mal wieder eine Pause macht, Stopp sagt und Reduktion leben kann und auch liebevolle Grenzen setzen kann, um nicht bei allem mitmachen zu müssen. Das fand ich sehr inspirierend, dieses Jomo-Prinzip. Kennst du das? Joy of Missing Out?
**Veit Lindau:**
Schon mal gehört, ja.
**Gina Schöler:**
Hast du ja gerade zelebriert?
**Veit Lindau:**
Du kannst mir auch einfach nachreichen. Ich habe ein kleines Kind, ich komme gerade nicht so zum Lesen.
**Gina Schöler:**
Ja, aber du hast bestimmt was in deinem Buchregal stehen.
**Veit Lindau:**
Ja, das sieht ähnlich aus wie bei dir da hinten.
**Gina Schöler:**
Hast du die alle gelesen?
**Veit Lindau:**
Alle irgendwann mal gelesen. Die, die es in das Buchregal geschafft haben, lese ich auch regelmäßig. Im Keller gibt es dann nochmal wesentlich mehr. Aber ich kann dir gerne meine Top 5 oder so mal zusammenfassen. Da sind auch ältere Bücher dabei, aber das ist egal, oder?
**Gina Schöler:**
Ja, das ist egal.
**Veit Lindau:**
Ich würde gerne als allerletztes einen scheinbaren Widerspruch mit dir besprechen. In einer Zeit, wo wirklich gesellschaftlich so viel brennt und man könnte fast sagen, hey, sich heutzutage mit seinem persönlichen Glück zu beschäftigen, das ist Luxus und das ist Egoismus. Wie siehst du das? Wenn nicht nur die Gesellschaft, sondern die Welt brennt, alles brennt, die Gemüter sind erhitzt, jeder gegen jeden, ich bekomme diesen Vorwurf öfter. Tatsächlich weniger von Privatleuten, sondern eher von den Medien. Nicht direkt Vorwürfe, aber im übertragenen Sinne: Findest du das nicht anmaßend und ist das nicht ein Luxusproblem, Selbstoptimierungswahn und rosa-rote Brille? Und Augen zu vor den Problemen dieser Welt?
**Gina Schöler:**
Da reibe ich mir die Hände und sage: Leute, habt ihr es nicht kapiert? Guckt euch das doch mal an. Wenn jeder von uns jetzt den Kopf in den Sand stecken würde und sagen würde, ich darf mich jetzt nicht mehr um mein eigenes persönliches Glück kümmern, wo würden wir dann enden? Dann wären wir genauso abgestumpfte, negativ denkende Tyrannen, wollte ich fast sagen, wie die, die da an mancher Regierungsspitze stehen. Ich übertreibe jetzt ein bisschen. Wir sind verdammt nochmal in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass wir ein optimistisches, zukunftsorientiertes, positives Denken und Leben haben, damit wir die Kraft haben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das ist dann immer so: Wer, wenn nicht wir? Und wann, wenn nicht jetzt, wenn die ganze Welt on fire ist und unser Haus da gerade vor der Nase abbrennt, im sozialen und ökologischen Sinne? Wir müssen uns um uns selbst kümmern, damit wir das nach draußen tragen können.
**Veit Lindau:**
Interessant, weil das ja eines der mittlerweile wissenschaftlich bewiesenen Glückselemente ist: Dass Partizipation, also eben nicht sich abzukapseln, sondern zu sagen, ich werde selbst wirksam, ich gehe nach draußen, ich verändere etwas, selbst in einem kleinen Rahmen, tatsächlich das Glück fördert. Und es kann ja auch sein, dass man in einem passiven Umfeld ist, wo die Leute das bereits schon so machen und sagen: Fernseher an, was soll das denn alles? Und ja, was du sagst, Selbstwirksamkeit, dann der Stein des Anstoßes zu sein, der sagt: Nee, nee, ich möchte das nicht, ich will das nicht. Ich möchte eine enkeltaugliche Welt hinterlassen. Und dann die Instanz zu sein, die die Leute in Bewegung bringt und zumindest mal zum Nachdenken und Diskussionen anregt, die vielleicht auch unangenehm sind. Ich sage mal zum Beispiel Fleischkonsum, ich werde nicht müde, das Thema anzusprechen, aber eben ohne Zeigefinger, sondern immer mit Möglichkeiten, wie es noch funktionieren könnte und dann im wörtlichen Sinne Appetit darauf zu machen.
**Veit Lindau:**
Schön. Gina, letzte Frage. Wenn du die Möglichkeit hättest, für einen Monat jegliche Werbeplakate, jegliche Werbeflächen dieser Welt mit einem Slogan zu nutzen, welcher wäre das? Das ist dieselbe Frage wie: Die Welt hört dir eine Minute lang zu.
**Gina Schöler:**
Ich stelle diese Frage total gerne bei Seminaren und habe selbst noch keine endgültige Antwort darauf, weil sie sich auch immer ändert. Ich habe jetzt nicht die eine Message, sondern manchmal so Gedanken des Tages, wo ich mir denke, das wäre es doch mal.
**Veit Lindau:**
Komm, Reduktion, du musst es reduzieren auf einen Satz.
**Gina Schöler:**
Wie würdest du leben, wenn keiner zuguckt? Das ist eine coole Frage. Na ja, es spielt halt auf diese Konventionen an und auf diese „man-macht-das-so“ und Erwartungshaltungen. Viele sind in so einem Korsett gefangen und leben ihr Leben nicht so, wie sie eigentlich Bock drauf hätten. Also deswegen ist die Frage das, was ich jetzt heute draufschreiben würde.
**Veit Lindau:**
Super. Liebe Gina, ich bedanke mich ganz, ganz herzlich für deine Zeit. Ich wünsche dir ganz, ganz viel Glück. Wir packen auf jeden Fall unter den Podcast alle Anknüpfungspunkte und auch die Buchtipps drunter. Danke dir.
**Gina Schöler:**
Danke, Veit. Herzlichen Dank. Bis bald.
**Veit Lindau:**
Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – für die Rebellen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. Wir danken dir für dein Zuhören. Es ist schön, dass du da bist.