Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
Die Macht der Milde | Folge 297
Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.
Danke, dass du das jetzt gerade siehst. Danke, dass du mir die Möglichkeit gibst, zu dir zu sprechen. Ich möchte heute mit dir über etwas sprechen. Ich möchte heute mit dir eine Kraft hierher in diesen Raum unserer Begegnung einladen, die die Macht hat, auf eine ganz sanfte Weise Mauern einzureißen.
Mauern in dir und Mauern im Außen. Ich möchte heute mit dir über eine Kraft sprechen, die dich heilen kann, die deine Beziehungen heilen kann, die dir, egal wie alt du bist, egal wie zynisch du vielleicht geworden bist oder wie frustriert oder wie traurig du manchmal bist über das, was schiefläuft in deinem Leben oder im Leben der Welt, wieder das Staunen lehren kann.
Ich möchte mit dir über etwas sprechen, was mein Leben in den letzten Jahren massiv verwandelt hat, und das auf eine so leise Art und Weise, dass ich es manchmal gar nicht merke, aber dann, wenn ich zurückblicke in meinem Leben, sehe, wie viel sich verändert hat. Bevor ich verrate, um was es heute geht, möchte ich dich allerdings einladen, mit mir gemeinsam einmal auf deine letzte Woche zu schauen. Und ich lade dich ein, falls du jetzt gerade noch irgendwas machst, während du mir lauscht – ja, wir sind ja heutzutage so wahnsinnig busy, machen gerne Sachen nebenbei –, ich möchte dich wirklich einladen, mal alles aus der Hand zu legen. Ich möchte dich auch einladen, dein Handy außerhalb deiner Reichweite zu parken. Und ich möchte dich einladen, auch wenn das heute eine sehr schlichte Sendung ist, ohne Spezialeffekte, ohne Präsentationen, dich wirklich auf diesen Moment jetzt gerade einzulassen.
Und dir dann die Zeit zu nehmen, deine letzte Woche zu rekapitulieren. Wenn es dir leichter fällt, deine Augen dabei zu schließen, und dich einfach zu fragen, was ist das für eine Woche gewesen? So, wenn du so zurückschaust, was waren so die Highlights, also die Momente, an die du dich gern zurückerinnerst?
Was waren die Tiefpunkte? Und was für einen Geschmack hat diese Woche generell gehabt? Also meine Woche war zum Beispiel irre schnell und sehr vielschichtig, also mit so vielen verschiedenen Themen zu tun gehabt.
Jeder einzelne Tag war so dicht, dass ich, als ich selbst vorhin diesen Rückblick für mich gemacht habe, gemerkt habe, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, was alles gewesen ist. Wie war es für dich?
Und jetzt kommt die wichtigste Frage überhaupt: Bist du gut mit dir gewesen in dieser Woche? Und ich meine nicht mal so temporär zwischendurch für einen kurzen Moment, sondern bist du generell gut mit dir gewesen?
Hast du in dir gewohnt? Warst du gütig mit dir? Egal, ob das eine erfolgreiche Woche war oder vielleicht ein paar Sachen gegen die Wand gefahren sind, hast du das Gefühl, du warst ein wirklich guter Kamerad oder eine Kameradin für dich?
Oder warst du zu hart mit dir? Zu sehr im Urteil? Okay, dann lade ich dich ein, hierher zu kommen in diesem Moment und einfach mal nur diesen heutigen Tag zu nehmen und dich zu fragen, bist du heute richtig gütig mit dir gewesen?
So wie du es verdient hast? Oder warst du heute ungeduldig mit dir? Weil du Fehler gemacht hast, weil es nicht schnell genug ging, weil du Sachen nicht kapiert hast. Wenn wir heute Abend auseinandergehen und du heute Abend in dein Bett sinkst, und ganz viele von den Sachen, die du heute schaffen wolltest, nicht geschafft hast.
Ich möchte heute mit dir über eine echte Revolution sprechen. In einer Welt, in der wir mittlerweile völlig frei drehen, weil diese Welt immer schneller wird. Eine Welt, in der wir unseren Erfolg, unsere Entwicklung permanent an Zahlen messen, sei es unser Gewicht, sei es die Anzahl der Follower auf Instagram, sei es keine Ahnung, was für Zahlen für dich gerade wichtig sind.
Eine Welt, die uns so sehr dazu verleitet, uns permanent zu pushen und permanent auf das zu schauen, was nicht richtig ist an uns. Ist das, was ich heute anregen möchte, eine echte Revolution und eine absolute Befreiung.
Ich möchte dich heute einladen, mit mir gemeinsam zu erforschen, was es bedeutet, die Welt und dich mit mildem Auge zu sehen. Ich habe mich ganz doll auf diesen heutigen Abend gefreut, weil Milde seit einigen Jahren mein absolutes Lieblingswort ist.
Für alle diejenigen unter euch, die mich noch nicht so lange kennen, weil sie vielleicht erst in diesem Jahr zu Homodea dazugestoßen sind, du musst wissen, ich war wirklich sehr lange stolz darauf zu kämpfen.
Sehr witzig ist ja, dass selbst mein Name Veit, wenn du in den englischsprachigen Raum kommst, für die meisten dort sofort die Assoziation auslöst: Ah, okay, like fight. Und ich war wirklich lange Zeit stolz darauf.
Ich habe lange Zeit gedacht, dass ich meinen Ehrgeiz – also ich bin immer noch sehr ehrgeizig – nur befriedigen kann, wenn ich hart mit mir bin, dass ich meine großen Ziele und Visionen nur erreichen kann, wenn ich mich mehr pushe als die anderen, wenn ich härter zu mir bin als die anderen.
Mittlerweile weiß ich, dass das absoluter Bullshit ist. Und ich lerne, ich sage nicht, dass ich schon gelernt habe, aber ich lerne, die Welt, mich und dich mit mildem Auge zu sehen. Das Gefühl würde ich heute Abend gerne mit dir teilen.
Ich möchte dich einladen, mit mir darüber nachzusinnen, was es bedeutet, die Welt aus einem harten Auge herauszusehen. Okay? Weil im Gegensatz zu mild verstehen wir hart dann viel besser.
Was bedeutet es, die Welt mit einem harten Auge zu sehen? Erstmal mit einem trennenden Auge. Wir haben gelernt – und das haben wir tatsächlich erst gelernt, weil kleine Kinder machen das nicht –, diese Welt mit einem trennenden Auge zu sehen, angefangen mit: Da bist du und da bin ich.
Hier ist rechts und hier ist links. Das ist richtig und das ist falsch. Jetzt kann man natürlich sagen, wir brauchen diese Urteile, um uns zu orientieren, und da gebe ich dir völlig recht. Aber die Schwere, die wir in diese Urteile packen, wenn wir zum Beispiel sagen: Das war falsch.
Wir könnten ja auch mitfühlend und gütig sagen: Ich glaube, das war falsch. Aber die Schwere, die da drin ist, wenn wir dieses Urteil fällen über uns oder über einen anderen, das war falsch. Das ist hart und das trennt uns.
Das trennt uns von allem, was jetzt gerade richtig ist. Das trennt uns von allem, was jetzt gerade vollkommen ist. Das trennt uns von allem, was jetzt gerade ein Wunder ist. Und ich musste für mich lernen, dass ich mich habe verarschen lassen.
Also dieser Teil in mir, der stolz darauf war zu kämpfen, das war gar nicht ich, sondern es ist mir beigebracht worden. Weil die Wahrheit ist, dass ich als kleiner Junge verträumt gewesen bin, zart gewesen bin, leise gewesen bin.
Und ich kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern, aber wenn ich Bilder von mir sehe aus so einer ganz frühen Zeit, dann weiß ich, es gab eine Zeit, da wusste ich nicht, was falsch ist, sondern ich war einfach da und habe gestaunt.
Und mir ist relativ früh beigebracht worden und ich mache dafür wirklich niemandem einen Vorwurf, weil die Menschen, die mich gelehrt haben, dass zum Beispiel Härte etwas Gutes ist, die haben das ja auch gelernt.
Die sind zum Beispiel selbst noch durch Krieg und Not gegangen und haben aus ihrer Erfahrung heraus gedacht, sie vermitteln mir etwas Gutes, wenn sie sagen, dass es bereits in einer frühen Kindheit wichtig ist, tough zu werden.
Und so habe ich das übernommen. Ich habe gelernt, meinen Wert daran zu messen, ob ich Leistung bringe. Und nicht einfach irgendeine Leistung, weil der Witz ist, dass du und ich jeden Tag so viel Leistung bringen.
Sondern ich habe gelernt, meinen Wert daran zu messen, dass ich mehr Leistung bringe als andere. Dass ich schneller unterwegs bin als andere. Und ich habe wirklich, und darauf bin ich auch stolz, bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag gebraucht, um zu realisieren, wenn ich so weitermache, raste ich wie ein D-Zug durch dieses Leben und verpasse die Hälfte.
Und ich möchte dich einladen, weil ich glaube nicht an Zufälle, dass, wenn du heute hier bist und das siehst bzw. hörst, es ein guter Zeitpunkt ist, für dich in deinem Leben mal zu schauen, wo du viel zu hart mit dir oder anderen Menschen bist.
Weißt du, das ist das Schlimmste daran. Wenn ich nur hart mit mir gewesen wäre, dann könnte man auch noch sagen, okay, der Lindau ist ein Idiot, der versaut sich halt viele schöne Momente, aber es ist sein Ding.
Das Problem ist aber, wenn du anfängst, die Welt aus einem harten Blick zu sehen, dann siehst du nicht nur dich aus einem harten Blick, sondern du siehst das auch bei anderen und fängst zum Beispiel an, immer das zu sehen, was nicht stimmt.
Und da wir unvollkommene Wesen sind, stimmt an jedem und jeder von uns irgendetwas nicht. Und wir können uns darauf konzentrieren und wir können das Wunder unserer Beziehungen verpassen. Andrea und ich haben verschiedene Überlebensstrategien entwickelt, aber wir haben beide gelernt, aus unserer Erfahrung heraus, aus unserer Kindheit heraus, tough zu sein.
Tough mit uns selbst, aber auch tough mit dem anderen. Und das ist schade, weil wir
an ganz vielen Stellen das Wunder verpassen, das Wunder, dass wir überhaupt existieren. Vielleicht bist du auch an einem Punkt, so wie ich es lange war, dass du sagst: Herr Veit, aber um was zu schaffen in dieser Welt, muss ich doch hart mit mir sein.
Und ich möchte gerne unterscheiden zwischen einer konzentrierten Entschlossenheit, so wie wir sie zum Beispiel aufbringen, wenn wir aus Freude am Sport diese Extrameile gehen, oder ob wir aus einer Verbissenheit heraus die Extrameile gehen, weil wir immer noch irgendjemandem, sei es dem lieben Gott oder unserem Vater oder uns selbst, beweisen müssen, dass wir etwas wert sind.
Genau genommen ist jedes einzelne Urteil von uns verbunden mit einer ganz bestimmten Form von Härte, weil dieses Urteil aus dem Gesamtbild etwas herausschält, und sobald wir etwas verurteilen, wir uns von dieser Sache trennen und uns auch ein Stück weit dicht machen.
Wo bist du hart in deinem Leben? Fangen wir an mit dir. Warum? Damit wir so hart werden mit uns, muss es irgendeine Stimme in uns geben, laut oder sehr leise, die uns erzählt, dass irgendetwas mit uns nicht stimmt.
Was stimmt nicht mit dir? Vielleicht erzählt dir deine Stimme, dass du zu viel oder zu wenig wiegst. Vielleicht erzählt dir deine Stimme, dass du nicht so erfolgreich bist, wie du sein müsstest.
Ich habe echt lange gebraucht, um zu verstehen: Ich werde niemals, niemals so erfolgreich sein, dass mein innerer Antreiber sagt: Veit, jetzt reicht es. Es ist nicht der Sinn unseres inneren Antreibers zu sagen: Es reicht.
Der Sinn unseres inneren Antreibers ist es, diese Dynamik ins Spiel zu bringen, und dann ist auch gar nichts verkehrt, es sei denn, unser innerer Anteil sitzt auf dem Thron und geißelt uns. Verstehst du, was ich meine?
Vielleicht bist du infiziert mit psychospirituellen Idealen. Zum Beispiel der Idee, du musst immer gut drauf sein. Du musst erleuchtet sein, du musst bedingungslos lieben können und so weiter.
Ich bin manchmal erleuchtet. Aber das ist im Bruchteil von Sekunden, manchmal vielleicht so etwas wie eine Minute. Den großen Rest der Zeit bin ich un-erleuchtet. Ich habe manchmal für kurze Momente das Geschenk bekommen, bedingungslos zu lieben.
In den meisten Momenten meines Lebens fühle ich immer noch eine Begrenzung. Und ich wette, dass es bei dir genauso ist. Aber ist es nicht so, dass du und ich, wenn wir mal einen Schritt zurücktreten, wenn wir uns mal rauszoomen, dass du und ich immer unser Bestes gegeben haben?
Wenn wir mal aus einer größeren Perspektive auf unser Leben schauen und mal so alle Konzepte beiseitelassen, die uns beigebracht worden sind oder die wir irgendwo gelesen haben, die uns die Welt erklären.
Unter dem Strich ist es nicht so, dass du und ich, ohne eine Bedienungsanleitung, in eine Welt hineingeboren werden, die nicht perfekt ist, die uns mit vielen sehr komplexen Problemen erwartet, mit Schmerz und mit Leid, mit Unsicherheit, mit Chaos, die uns in einen Körper inkarnieren lässt, der wunderbare Dinge möglich macht und der gleichzeitig fucking verletzbar ist und der altert.
Wir werden in eine Verletzbarkeit hineingeboren, ohne Bedienungsanleitung, die meisten von uns in ein Beziehungsumfeld, das nicht perfekt, sondern bereits auch wiederum durch die Vergangenheit aufgeladen ist mit Missverständnissen, mit Traumata etc.
Und ganz ehrlich, wenn ich mir das manchmal reinziehe und wenn ich meinen Klienten und Klientinnen ausführlich zuhöre und wenn sie auspacken und ihre Geschichten erzählen, dann denke ich, wir sind alles solche Helden und Heldinnen, wirklich.
Man kann immer auf die Menschheit schauen und kann sagen: Hey, was seid ihr für Trottel? Ihr kriegt das einfach nicht hin. Ihr habt so viel und ihr macht das immer wieder kaputt, das stimmt.
Aber aus einer anderen Sicht, aus einer, finde ich persönlich, größeren, weiseren, gütigeren Sicht, aus der Sicht – lasst uns sagen aus der Sicht einer wirklich bedingungslos liebevollen Mutter –, sind wir aus meiner Sicht alles Kinder, unschuldige Kinder, geboren auf diesem Planeten, und wir geben einfach fucking unser Bestes. Es kann sein, dass du jetzt vielleicht gerade denkst: Ja, Veit, auf mich trifft das zu, aber ich kenne Menschen, die haben es verdient, dass man sie hart ansieht. Die haben es verdient, dass wir sie verurteilen, weil die haben schlimme Sachen gemacht.
Aber waren nicht auch diese Menschen mal kleine Babys? Haben nicht diese Menschen auch irgendwann mal als kleine Babys in einer Wiege gelegen, sich danach gesehnt, in den Arm genommen zu werden, Muttermilch zu bekommen, aus den Augen ihrer Eltern angeschaut zu werden und mit Milde großgezogen zu werden? Kann es sein, dass viele Menschen, die wir verurteilen, weil wir denken, die sind nicht liebevoll genug, die sind nicht intelligent genug oder sonst was, dass ihnen Milde fehlt, dass die Milde in ihrer Kindheit gefehlt hat, dass ihnen jetzt Milde fehlt, zum Beispiel aus unseren Augen? Verstehst du, was ich meine? Es gibt so viele Dinge auf diesem Planeten, über die wir verzweifeln können.
Es gibt eine riesenlange Liste an dir und an mir, mit der wir beweisen können, dass wir nicht vollkommen sind, dass wir es nicht richtig machen, dass wir zu langsam lernen. Aber was dieser Blick macht, er macht uns hart.
Und was ich heute gerne mit dir auflösen würde, ist der Irrtum anzunehmen, dass Menschen besser lernen, schneller lernen, wenn wir hart mit uns und dem anderen sind. Das stimmt einfach nicht. Das ist zum Beispiel das, was ich am meisten bereue, wenn ich mich mit dem Thema Härte und Milde beschäftige.
Nicht, dass ich hart mit mir war, sondern dass ich meinen Liebsten gegenüber immer viel, viel zu oft zu hart war. Dass ich zum Beispiel, wenn ich zurückdenke, so viele Momente noch jetzt weiß, also in meiner Zeit mit Leona, meiner Tochter, denke ich: Du Idiot.
Wenn du das damals gewusst hättest, dann hättest du dein Kind mit einem milden und staunenden Auge noch viel mehr genießen können. Wo bist du zu hart anderen Menschen gegenüber? Zu hart, indem du sie wirklich tatsächlich im Außen richtest, aber auch vielleicht einfach nur innerlich zu hart.
Dass du innerlich über diese Menschen nachdenkst und denkst: Vor allem Gott, warum machst du das so? Und wie fühlt sich das für dich an? Mal angenommen, du hast jemanden in deinem Umfeld, also deinen Liebsten, dein Kind, Freunde, einen Kollegen, von denen du denkst, das müsste doch eigentlich besser gehen.
Okay, vielleicht ploppt jetzt gerade jemand bei dir hoch. Glaubst du wirklich, dass die Härte, mit der du diese Menschen siehst, mit der du sie vielleicht ansprichst, irgendetwas im positiven Sinne verändert?
Oder führt es nicht letztendlich dazu, dass erstens der sogenannte Mangel in diesem Menschen immer wieder bestätigt wird und noch mehr Energie aufgeladen wird? Und diese Menschen letzten Endes durch deinen Blick auch immer mehr darin bestätigt werden, dass etwas falsch in ihnen ist?
Ich habe zum Beispiel wirklich lange Zeit geglaubt, und das ist mir echt, es ist mir eine Mischung aus peinlich und witzig, wenn ich das sage, aber mehr peinlich. Ich habe lange Zeit wirklich geglaubt, dass es ein Riesengeschenk für meine Frau ist, dass sie mit mir einen so kritischen Ehemann hat, der sie immer wieder pflichtbewusst daran erinnert, was in ihr alles nicht stimmt.
Was für eine bescheuerte Sichtweise. Weil selbst wenn ein Mensch, mit dem du zusammenlebst, noch etwas zu lernen hat oder noch besser sein könnte in etwas – und wir alle können noch in etwas besser sein –, da ist doch die spannende Frage, wie kannst du ihn am besten unterstützen?
In welcher Umgebung lernen und erkennen wir wohl leichter, schneller und tiefer? In einer Umgebung, die hart ist und richtet und verurteilt, oder in einer Umgebung, die liebt, die milde ist. Und verstehe mich bitte nicht falsch, wenn ich sage, dich und die Welt mit mildem Auge betrachten, meine ich nicht, die Welt blind betrachten.
Ich meine nicht, das, was nicht stimmt, in dieser Welt auszublenden. Das ist für mich die hohe Kunst, die Dinge beim Namen zu nennen und zum Beispiel zu sagen: Ich finde, das war ein Fehler. Ich finde, das können wir noch besser.
Aber machen wir das auf der Basis von einer inneren subtilen Verdammung, so nach dem Motto: Es ist falsch, dass wir es bis hierhin nicht konnten, wir sind schuldig, oder machen wir es aus dem Kontext heraus, dass wir wirklich alle unser Bestes geben.
Was bedeutet es konkret, die Welt mit mildem Auge zu sehen? Es bedeutet zu verstehen, dass deine Urteile über dich, über mich, über die Welt arrogant sind. Es bedeutet zu verstehen, dass dein und mein Geist nicht in der Lage sind, die Wirklichkeit in ihrer vollen Tiefe, in ihrer wahren Komplexität zu erfassen.
Jedes Mal zum Beispiel, wenn wir denken, wir hätten den Schuldigen an einem Missstand ertappt, wir wüssten, wer den Mist verbockt hat, greifen wir aus einer Symphonie, die multikausal funktioniert, also wo sich alles gegenseitig bedingt, wo Vergangenheit und Zukunft und Gegenwart miteinander wirken und wo jeder Mensch, jedes Wesen von so vielen
verschiedenen Faktoren heraus bestimmt und bewirkt wird,
greifen wir einen Mini-Ausschnitt heraus und maßen uns an, diesen Ausschnitt über alles zu geben und zu sagen: Ich weiß jetzt A, wie es hätte sein sollen. Ich weiß jetzt, wie es jetzt sein sollte und ich weiß, wer schuld daran ist, dass es nicht richtig ist.
Die Welt mit mildem Auge zu betrachten bedeutet zuzugeben: Ich weiß es nicht. Ich weiß im Kern nicht, wo oben und unten ist. Und das bedeutet nicht, auf die Formulierung, auf die Festlegung von Werten zu verzichten.
Ich kann aber sagen: Ich wähle als Wert die Güte. Ich wähle als Wert die Aufrichtigkeit und ich kann dann dennoch, wenn mir ein Mensch begegnet, der nicht gütig ist oder der lügt, diesen Menschen nicht verurteilen dafür, sondern ich kann es klar und ruhig benennen.
Ich kann sagen: Ich finde, du lügst gerade, aber nicht aus der Energie heraus von Verdammung, sondern aus dem Mitgefühl heraus. So wie ich benenne, jetzt ist gerade Nacht oder jetzt ist gerade Tag. Verstehst du, was ich meine?
Die Welt mit mildem Auge zu sehen, könnte zum Beispiel rein praktisch bedeuten – und das ist meine Einladung für dich, das heute einmal auszuprobieren –, dich heute einmal vor den Spiegel zu stellen, da eine Weile länger stehen zu bleiben und erstmal ganz ehrlich deinen inneren Dialog mit dir anzuhören, also wirklich ehrlich anzuhören.
Wie redest du eigentlich so tagsüber mit dir? Was ist so der Grundtenor deines eigenen inneren Dialogs? Und dann ein bisschen näher ranzurücken an den Spiegel, dich liebevoll zu betrachten und dir für einen Augenblick vorzustellen: Du wärst Gott.
Du wärst Gott und du siehst deine Schöpfung. Du siehst dein Kind und du siehst dein Kind aus den Augen der Zeitlosigkeit. Du siehst dein Kind aus den Augen eines Vaters oder einer Mutter, die bedingungslos lieben.
Und du siehst, dass dieses Kind sein Bestes gibt. Du siehst, dass es ringt, dass es manchmal leidet, dass es liebt, dass es hinfällt, dass es wieder aufsteht. Du siehst, dass jede Macke dieses Kindes, jede Neurose, eine Geschichte hat.
Ich habe zum Beispiel immer noch heute, obwohl ich so viel auf irgendwelchen therapeutischen Couches gesessen habe und so viel ausprobiert habe, ich habe immer noch bestimmte Macken. Und so langsam glaube ich, dass ich etliche von denen bis zu meinem letzten Atemzug behalten werde.
Aber ich sehe sie nicht mehr als Fehler, sondern ich sehe sie als eine tapfere Antwort auf eine Geschichte. Und ich bemühe mich darum, sie mit mildem Auge zu sehen. Das ist meine Einladung für dich, dich heute einfach mal vor den Spiegel zu stellen und zu sagen: Du hast dein Bestes gegeben.
Ich sehe, wo du herkommst. Ich sehe, dass du das Ergebnis deiner Geschichte bist. Ich liebe dich. Und dann diesen milden Blick zu erweitern auf die Menschen, die dir nahestehen. Und das machst du, wenn du willst, einfach, indem du zumindest für einen Augenblick – du musst es ja nicht gleich für immer machen, aber für einen Augenblick – erstmal deine Erwartungen loslässt, von diesem Menschen irgendetwas haben zu müssen,
zu denken, dass da irgendeine Rechnung offen wäre, die der andere dir gegenüber zu erfüllen hat. Hat er nicht. Der geht seinen Weg durchs Universum zu deinem. Und deinen Schritt zurückzutreten und vielleicht ein paar Fragen zu stellen.
Zum Beispiel liebe ich die Frage: Wie warst du als Kind? Wie warst du als Kind? Womit hast du gespielt? Und ich garantiere dir, wenn der Mensch vor dir anfängt, darüber zu erzählen, wie er als Kind gewesen ist, dann wirst du erstens, du wirst dieses Kind in dem Erwachsenen wirklich sehen.
Und du wirst plötzlich so viel mehr verstehen, warum dieser Mensch als Erwachsener gar nicht anders kann. Und wenn dieser Mensch dir vertraut und wenn du merkst, er fängt an wirklich zu erzählen und richtig auszupacken, dann kannst du ihn fragen: Was war wirklich schön in deiner Kindheit?
Zum Beispiel erzählt mir Andrea manchmal, dass sie viel, viel Zeit wirklich alleine zu Hause verbracht hat, weil ihre Mutter häufig nicht da war. Sie hat keine Geschwister gehabt und Andrea hat mir manchmal erzählt, wie sie vor dem Spiegel gestanden hat, alleine und sich vorgestellt hat, sie wäre eine Ballerina und dann getanzt hat und sich selbst ganz hübsch gefunden hat. Und jedes Mal, jedes Mal,
wenn sie das erzählt, verliebe ich mich neu in diese Frau. Und ich sehe den Weg dieses Kindes von damals, auch aus dieser Wüste, also wo so wenig Liebe und so wenig Anerkennung war. Ich sehe diesen unglaublich tapferen Weg von diesem Kind bis hierher.
Und so viel von dem, was mich vielleicht manchmal als Ehemann nervt und ich denke, das sollte anders sein. Plötzlich macht alles Sinn. Wenn du jetzt jemanden in deinen Beziehungen hast, dem du noch nicht vollständig vergeben hast, den du für irgendetwas gräulst, wo du denkst, der sollte anders sein, als er ist, sage ich dir: Das geht nur, weil du noch nicht genug über die Geschichte dieses Menschen weißt.
Die, die mich eine Weile länger kennen, die wissen, dass ich wirklich lange Zeit auf innerem Kriegsfuß mit Donald Trump gestanden habe. Ich sage jetzt mal, ich müsste ihm eigentlich einen riesigen Scheck schreiben für die kolossale Schattenarbeit, die ich mit ihm durchführen musste und konnte. Aber weißt du, was der Durchbruch meiner inneren Beziehung zu diesem Typen war? Von seiner Kindheit zu lesen. Zu lesen, was er für einen Vater hatte, zu lesen, wie wenig er in seiner Kindheit gesehen worden ist, was für ein armes Leben dieser kleine Kerl gehabt haben muss.
Plötzlich, ich meine, ich finde immer noch ganz gruselig, was er tut. Das ist nicht die Sache, aber ich sehe ihn plötzlich mit mildem Auge und ich sehe diesen kleinen Jungen auf der Bühne stehen, der eigentlich immer noch nur noch sagt: Hey, ich will geliebt werden.
Und dann ist da noch die ganze Welt. Wie können wir lernen, diese ganze Welt mit all ihren Geburtsprozessen, mit all dem Druck, mit all dem Schmerz, mit all den Krisen, die wir gerade erfahren, mit mildem Auge zu sehen?
Erstens, indem wir lernen, mutig alles zu fühlen. Die Welt mit mildem Auge zu sehen heißt nicht, schönzureden. Das ist mir ganz wichtig, weil das ist toxische Positivität. Die Welt mit mildem Auge zu sehen heißt, wenn du auf die Welt siehst und du siehst Leid und es tut weh, es wehtun zu lassen.
Aber da nicht stehen zu bleiben. Nicht stehen zu bleiben in der Idee, dass irgendetwas schiefläuft, sondern stehen zu bleiben und dein Herz so weit brechen zu lassen und gleichzeitig darum zu bitten, dass dir dieser kosmische Geburtsprozess auf einer tieferen Ebene offenbart wird, um dann irgendwann zu realisieren, es sind wirklich alles Geburtswehen.
Und niemand von uns kann wirklich sagen, wohin die Reise letztendlich führt. Aber wenn zum Beispiel der Geburtskanal einer Mutter krass, schmerzhaft gedehnt wird, wenn das Kind herausschießt und es blutig und schleimig ist.
Das ist nicht falsch, sondern es gehört einfach dazu. Ich glaube, dass wir nur häufig die großen Rhythmen nicht sehen. Wir sehen Rhythmen wie Tag und Nacht, das kriegen wir noch hin. Wir machen uns keine Sorgen darum, wenn es Nacht wird, weil wir davon ausgehen, dass es wieder Tag wird.
Den Rhythmus der Jahreszeiten, das kriegen wir noch hin. Aber ich glaube, dass das, was auf der Welt passiert, das, was uns manchmal so viel Angst macht, das, was wir so häufig verurteilen, letzten Endes wirklich gigantische Geburtswehen eines größeren Bewusstseins sind. Und mir geht es nicht darum, uns einzuladen, passiv zuzuschauen und zu sagen: Ich schau jetzt einfach zu und ich mache nichts mehr.
Ich kann die Dinge mild betrachten und ich kann trotzdem agieren. Oder vielleicht kann ich gerade jetzt eben agieren. Ich kann sehen, dass sich zwei Kinder im Buddelkasten gerade die Köpfe einschlagen wegen der Schaufel. Und ich kann hinrennen und mit Aggression in der Stimme, mit einer richtenden Haltung in der Stimme diese Kinder auseinanderzerren.
Oder ich kann mit einem milden Auge sehen, dass da Bewusstsein am Erwachen ringt, das einfach in diesem Augenblick nicht besser kann. Und ich bin voller Mitgefühl dabei. Ich hole die Streitenden auseinander, aber ich bleibe mitfühlend.
Ich glaube, dass es noch dicker werden wird. Ich glaube, dass die meisten von uns, die heute leben, verwöhnt sind durch lange Zeiten, in denen es ganz friedvoll war und relativ sicher. Und ich glaube, dass du und ich noch eine Menge Geburtswehen erleben werden. Und die Frage ist, was hilft uns mehr dabei? Wenn wir hart und richtend sind oder wenn wir mit mildem Blick auf uns, auf unsere Liebsten und auf die Welt schauen?
Für all diejenigen unter euch, die gerne nachdenken und jetzt vielleicht im Augenblick immer noch denken: Lindau, ich verstehe das nicht so richtig. Die Welt mit mildem Auge zu betrachten ist nicht logisch.
Es ist weise und es ist nicht richtig, sondern es ist einfach smart. Denn wenn wir die Welt mit mildem Auge betrachten, wenn wir unsere Urteile loslassen, können wir tiefere Zusammen
hänge erkennen. Wir sehen, wie gut und böse zusammen spielen, zusammen tanzen, wie Licht und Schatten zusammengehören, wie Wunden, die das Leben in deiner Vergangenheit in deiner Seele gerissen hat, letzten Endes wieder schöne Dinge hervorbringen und wie schöne Dinge in deinem Leben,
auf die du total stolz bist, manchmal der Samen sind für etwas, was du danach wieder bereust und wie auf dieser Welt auch alles menschliche Ringen zusammengehört. Es ist absurd, sich über andere Menschen zu stellen und zu denken: Ich bin besser als sie. Sondern zu verstehen, dass wir alle miteinander wachsen und uns gegenseitig bedingen und dass diejenigen unter uns, die vielleicht gerade auf der anderen Seite stehen,
einfach weniger Glück hatten als wir. Ich habe meinen spirituellen Weg wirklich lange missbraucht, deswegen ist mir das Thema so wichtig, wirklich lange missbraucht, um zwar mit schönen Worten, aber dennoch gegen mich zu kämpfen.
Mit gegen mich meine ich gegen all das, was in meiner Vorstellung falsch an mir war, nicht richtig war. Und da gibt es eine Menge. Milde ist für mich wirklich, diesen Schleier unserer Vorurteile loszulassen.
Und darum bitten, dass uns die Schönheit aller Dinge jetzt und hier gezeigt wird. Das ist die Einladung. Wenn ich dir aus unserem gesamten Jahresprogramm Human Spirit nur eine Sache mitgeben könnte, wenn ich sie aussuchen müsste und wenn ich das transportieren könnte auf eine Weise, dass du es nicht nur intellektuell verstehst, sondern dass es so klick macht und du wirklich weißt,
was ich meine, dann wäre es die Kunst, dich, mich und die Welt mit mildem Auge zu betrachten, weil alles andere geht dann viel leichter. Wenn du die Welt mit mildem Auge betrachtest, wirst du erstens sehen, dass es so viele Wunder zu bestaunen gibt, dass es so viele Dinge gibt in deinem Leben, die du jetzt schon feiern kannst.
Alles, was sich verändern will und verändert werden muss, wird viel leichter verändert, wenn du es milde siehst. Deine Beziehungen werden ihr wahres Potenzial entfalten. Du wirst leichter an die Zukunft der Menschheit glauben, weil du, wenn du mit mildem Auge siehst, unser aller Unschuld siehst.
Und auch siehst, dass all das, was wir im Augenblick vielleicht noch als Dunkelheit betrachten, letzten Endes immer die Vorboten des nächsten Morgens sind. Für alle unter euch, die genauso ehrgeizig sind wie ich, die gute Nachricht: Das war wirklich meine Angst.
Ich habe mir gedacht: Ja, ich will milder werden, aber was, wenn sich dann die Entwicklung verlangsamt, was, wenn ich weniger Erfolg habe? Die gute Nachricht ist: Du wirst mehr Erfolg haben, weil mehr Menschen Lust haben, mit dir zu spielen und weil du deinen Erfolg und die Anstrengung mit anderen Menschen teilen kannst.
Die Dinge werden sich eleganter entfalten. Das langsame Alter und mehr Momente genießen. Also, wenn du mich fragst, lohnt es sich, die Welt und dich mit mildem Auge zu sehen. Ich danke dir ganz, ganz doll, dass du mir die Gelegenheit gibst, zu diesem wunderschönen Thema zu dir zu sprechen.
Und ich wünschte, ich könnte jetzt gerade wirklich direkt in deine Augen schauen. Und dich mit mildem Auge sehen. Damit wir uns gegenseitig die Erfahrung schenken, dass wir schön sind, dass wir gut sind und dass wir wahr sind.
Für mich ist das die heiligste Aufgabe einer jeden Beziehung, egal ob es eine private Beziehung ist oder eine berufliche Beziehung, uns gegenseitig daran zu erinnern, dass wir in der Tiefe gut, wahr und schön sind.
Danke dir. Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt“ für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden.
Wir danken dir für dein Zuhören. Es ist schön, dass du da bist.