Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
Dein nacktes Date mit der Existenz | Was spirituelle Existenz wirklich bedeutet | Folge 281
Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.
Wir haben uns sehr bewusst entschlossen, das heute zu öffnen, weil mir das, worüber ich heute sprechen möchte, ein absolutes Herzensanliegen ist. Gleichzeitig gehe ich damit ein sehr großes Risiko ein. Ich mache etwas, wovon ich mir vor 15 Jahren geschworen habe, dass ich es nicht mehr machen werde. Ich habe nämlich vor 15 Jahren die Wahl getroffen, das Wort „Spiritualität“ in meiner Arbeit nicht mehr zu benutzen.
Aus einem ganz einfachen Grund: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die sich positiv von diesem Wort angezogen fühlten, häufig etwas anderes unter Spiritualität verstanden haben als ich. Dadurch hatte ich oft das Gefühl, dass hier ein Missverständnis vorliegt und wir nicht wirklich zusammen in einen Raum gehören.
Gleichzeitig waren die Menschen, die ich so gern erreichen wollte, häufig durch das Wort abgeschreckt. Das heißt, es war für sie negativ besetzt. Also habe ich damals gesagt, ich lasse es einfach raus aus meiner Arbeit und finde andere Worte dafür. Das ging eine Weile ganz gut, aber dann habe ich gemerkt, dass es einen ganz wichtigen Erfahrungsbereich in meinem persönlichen Leben gibt, den ich als essenziell für uns alle erachte.
Und ich habe lange überlegt, aber wisst ihr was, Leute? Diesen Bereich kann ich nicht anders als spirituell nennen. Also habe ich angefangen, in meinen Büchern hin und wieder dieses Wort zu gebrauchen. Und seit etwa zweieinhalb Jahren, seitdem wir mit Corona zu tun haben, habe ich gemerkt, es ist mir ein absolutes Bedürfnis, mit ein paar Missverständnissen zu diesem Thema aufzuräumen.
Deswegen freue ich mich sehr, euch heute unseren neuen Kurs zu präsentieren: HOMO UNIVERSALIS – Eine Einführung in integrale Spiritualität. Ich möchte in den kommenden sechs Wochen darüber sprechen, was wir unter einer integralen und post-religiösen Spiritualität verstehen.
Vor allem möchte ich dich einladen, egal ob du dich im Moment als Atheist:in, als spirituell oder als hochreligiös begreifst, alles, was du glaubst zu wissen, ganz ruhig auf den Tisch zu legen und das Thema noch einmal ganz neu und frisch zu beleuchten.
Am Ende der Zeit ist es mein erklärtes Ziel, dass du mit deinem ganz persönlichen spirituellen Manifest wieder auftauchst. Der Kurs besteht aus sechs Abschnitten, und ich möchte zuallererst heute kurz über das Anliegen sprechen.
Erstens ist es mir ein wirklich persönliches Anliegen, ein paar Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Manchmal sagen Menschen: „Oh Veit, du bist so spirituell“, und ich habe das Gefühl: „Hey, warte mal ganz kurz, was genau meinst du eigentlich damit?“
Auf der anderen Seite beobachte ich Menschen, die sich als hochspirituell betrachten, und ich persönlich würde sagen, dass das nicht das ist, was ich darunter verstehe. Dann gibt es Menschen, die sagen: „Veit, ich bin auf gar keinen Fall spirituell, weil ich glaube nicht an Gott, ich glaube nicht an ein Leben danach“, und ich würde sagen, dass diese Menschen zutiefst spirituell sind. Ich möchte gerne Licht in dieses Wirrwarr bringen.
Dann habe ich aber auch tatsächlich ein gesellschaftspolitisches Anliegen. Die Kacke ist echt am Dampfen, ihr Lieben. Wir befinden uns in einer sogenannten Stapelkrise. Das heißt, die Probleme hören nicht auf, sondern sie fangen an, sich immer mehr zu stapeln. Ich habe vor kurzem ein Interview mit Tristan Hawks vom Zukunftsinstitut geführt, und er hat gesagt: „Veit, weißt du, was das Problem an den gegenwärtigen Krisen ist? Sie halten uns so sehr beschäftigt, dass wir gar nicht mitkriegen, dass sich im Hintergrund die Mutter aller Krisen zusammenbraut – Thema Umwelt.“
Bevor du jetzt die Augen verdrehst und denkst: „Veit, das wissen wir“, ja, wir wissen das, aber handeln wir auch wirklich? Hat das, was wir als Spiritualität begreifen, tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes Hand und Fuß? Hilft es uns, in diesem Sturm, den wir gerade erleben, ein inneres, ruhiges Zentrum zu finden und gleichzeitig einen echten Beitrag zu leisten?
Ich bin der Meinung, wir sind nicht wirklich gut vorbereitet auf das, worauf wir zusteuern. Der nächste Grund ist, dass ich sehe, dass die Kirchen in der Krise sind. Auch wenn ich häufig dabei erwischt werde, dass ich über die organisierte Kirche lästere und bestimmte Phänomene darin leidenschaftlich anprangere, wird es dich vielleicht überraschen: Obwohl ich keiner organisierten Kirche angehöre, liebe ich die Kirche. Ich werde heute im Laufe des Abends noch darüber sprechen. Sie hat durchaus einen enormen Wert. Aber ich denke als Außenstehender, der keiner dieser Religionen angehört: „Was macht ihr da?“
Warum entwickelt ihr dieses wunderbare System nicht endlich weiter, sodass die Menschen bleiben können und nicht wegrennen müssen? Noch ein Grund ist das Platzen der „Spiriblase“ in dieser Zeit. Ich gehe das Risiko ein, dass einige Leute nach diesem Kurs so richtig sauer auf mich sein werden.
Ganz ehrlich, aus meiner Erfahrung gibt es keine größeren Egos, keine empfindsameren, überempfindlichen Egos als in unseren sogenannten psychospirituellen Blasen. Diese Blase ist in den letzten zweieinhalb Jahren ordentlich durchgerüttelt worden und für viele von uns geplatzt.
Geplatzt im Sinne von: Wir haben gemerkt, dass all das, was wir uns da so zurechtgebastelt haben, ein schönes, nettes Glaubenssystem, das uns in Licht und Liebe erscheinen lässt, einfach nicht funktioniert, wenn wir bereit sind, ehrlich hinzuschauen.
Ein weiteres Anliegen mag vielleicht erst einmal dystopisch klingen. Ich weiß nicht, ob dir bewusst ist, dass wir, während wir selbst schon damit zu tun haben, in diesem Paradies Erde anzukommen und es halbwegs friedvoll zu handhaben, munter dabei sind, die nächsten Generationen Leben zu entwickeln.
Im Augenblick sieht es so aus, als hätten unsere Handys noch keine eigenständige Intelligenz. Aber die Wahrscheinlichkeit ist extrem groß, dass du und ich es in unserem Leben noch erleben werden, dass diese Spezies uns in vielen Bereichen überholt. Sie macht es jetzt schon: Sie ist besser im Schach und in vielen anderen Bereichen. Wir trainieren diese Spezies darin, sich selbstständig weiterzuentwickeln. Warum passt das hierher? Ganz einfach, ihr Lieben:
Wir kreieren die nächsten Generationen Leben und haben noch nicht einmal im Ansatz begriffen, wer wir eigentlich sind. Es ist also höchste Zeit, dass wir innehalten und uns ein paar existenzielle Fragen stellen.
Ich wurde im Vorfeld gefragt: „Veit, findest du nicht, dass Spiritualität gerade in dieser Zeit unangemessen ist? Wir haben doch wirklich ein paar echte irdische Probleme, zum Beispiel den Krieg in der Ukraine.“
Um das klarzustellen: Für mich ist Spiritualität nicht irgendwie so ein crazy Hype, mit dem ich abdrehe und mich verpisse. Es ist ganz sicher kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, uns zu beweihräuchern oder uns zu beschützen, sondern darum, dass wir für uns persönlich, aber auch für andere Menschen, ein inneres, stabiles Zentrum schaffen.
Ihr wisst sicher, wenn ihr meine Arbeit kennt, dass ich ein großer Fan der Salutogenese bin. Das ist eines der einfachsten Prinzipien, mit denen man so viel erklären kann. Du brauchst, damit du dich wohlfühlst in deinem Leben, die Antwort auf drei Fragen:
Du musst ein Verständnis dafür haben, was gerade passiert – dein eigenes Verständnis, nicht irgendwas Nachgeplappertes. Du musst Sinn in dem sehen, was passiert. Und du musst das Gefühl haben, dass das Ganze machbar ist, dass die Probleme zu lösen sind.
Wenn eins von diesen drei Faktoren fehlt, bekommen wir Stress. Wir werden unruhig. Diese Unruhe können wir nach innen fressen und vielleicht depressiv werden oder eine Angststörung bekommen.
Wir können sie aber auch nach außen entladen. Die Konflikte, die wir in der letzten Zeit zwischen Andersdenkenden erlebt haben, haben ganz viel damit zu tun, dass vielen Menschen der Sinn, das Verständnis und die Machbarkeit abhanden gekommen sind und sie sich nicht anders zu helfen wussten, als diese Anspannung nach außen abzulassen.
Wir müssen, weil wir sinnorientierte Menschen sind, weil wir denken, weil wir uns Fragen stellen müssen und weil wir klein und winzig in einem riesigen, komplexen und zum Teil unvorhersehbaren Universum sind, Antworten auf existenzielle Fragen finden, die für uns passen.
Wir müssen verstehen, wer wir sind. Wir müssen verstehen, warum wir hier sind. Du brauchst eine Möglichkeit, dir selbst auf eine plausible Art und Weise zu erklären, was dein Platz in dieser Welt ist, was deine Aufgaben sind.
Wenn das fehlt, hast du Dauerstress an der Backe. Eine der zentralen Fragen von Homo Universalis, dem Kurs, ist: Ist deine spirituelle Landkarte aktuell? Vielleicht hast du die irgendwann von deinen Eltern oder einem Guru in die Tasche gesteckt bekommen, aber du bist gewachsen und gereift, und die Welt hat sich verändert.
Passt sie noch? Bietet sie Antworten auf die wichtigsten Fragen? Erfüllt sie ihren Zweck? Wenn du durch eine große Stadt gehst und du hast einen Stadtplan, der vielleicht zu einer ganz anderen Stadt gehört oder schon lange nicht mehr aktualisiert wurde, dann gehst du einfach los.
Viel von der Verwirrung und Konfusion, die wir gerade erleben, hat damit zu tun, dass Menschen mit nicht mehr aktualisierten Stadtplänen durch dieses Universum wandern. Wenn du jemand bist, der zufällig vorbeigeschaut hat und denkt: „Spiritualität habe ich nichts am Hut“, bitte warte das Ende dieser Sendung ab.
Ich möchte dir eine Definition von Spiritualität präsentieren, die nichts damit zu tun hat, irgendetwas Komisches glauben zu müssen. Bevor du die Wahl triffst, dich nicht nur intellektuell, sondern mit deinem ganzen Herzen und deiner Präsenz auf diesen Kurs einzulassen, möchte ich fairerweise eine Vorwarnung aussprechen.
So wie ich diesen Kurs konzipiert habe, wird er dich nicht einfach nur intellektuell berieseln. Die Fragen, die ich dir stelle, sind die schönsten und unbequemsten Fragen überhaupt. Ein unreifer Mensch tendiert dazu, mit einer oberflächlichen Antwort auf diese Fragen des Lebens zu gehen, weil das beruhigend ist.
Wir wollen nicht darüber nachdenken, wir wollen nicht die Frage stellen: Was ist die Matrix? Gibt es die? Und gibt es vielleicht noch etwas jenseits der Matrix? Wir wollen eine einfache Antwort haben, am besten von jemand anderem, die wir dann schlucken können, weil sie in einem Buch steht und uns beruhigt.
Ich möchte dich in diesem Kurs herausfordern. Ich möchte dir Fragen stellen, auf die du sehr wahrscheinlich keine Antwort hast. Ich möchte dich einladen, so mutig zu sein, nicht zu wissen. Das ist für mich eines der wichtigsten Elemente von natürlicher Spiritualität: bereit zu sein, nicht zu wissen, das zu ertragen und sich dem hinzugeben.
Deswegen bitte ich dich, nicht an diesem Kurs teilzunehmen, wenn du sagst: „Veit, ich möchte mich bestimmten Fragen nicht stellen. Ich möchte nicht darüber nachdenken, wer ich wirklich bin. Ich möchte nicht darüber nachdenken, ob das, was ich tagtäglich tue, Sinn macht.“
Dann komm bitte nicht. Komm bitte auch nicht, wenn du dir, ich sag jetzt mal, eine schöne persönliche Form der Spiritualität zurechtgebastelt hast, in der du dich wohlfühlst und die dich gut aussehen lässt, weil du mich dann relativ schnell hassen wirst.
Ich möchte den Finger in ein paar Wunden legen. Ich möchte an unserem spirituellen Ego kratzen und rütteln. Falls du jemand bist, der sagt: „Puh, Spiritualität, da stehe ich drüber. Ich bin einer von den Coolen, die konstruktiv kritisch denken, und weil Gott unter dem Mikroskop nicht zu finden ist, gibt es ihn nicht und alle anderen sind Spinner.“
Wenn du daran festhalten willst, dann komm auch nicht, spare dir die Zeit. Dieser Kurs ist für dich, wenn du Bock darauf hast, in diesem Leben zu erwachen.
Damit meine ich nicht so ein pseudo-spirituelles Erwachen, sondern ein reifes, ein menschliches, ein durch Erfahrungen gereiftes Erwachen. Wenn du Bock darauf hast, Antworten auf die Fragen zu finden, die ich dir im Laufe des Kurses stellen möchte, die deine Antworten sind.
Wo du nicht mehr sagen musst: „Das hat so und so gesagt. Das habe ich bei Guru so und so gelesen“, sondern sagen kannst: „Das sind meine, in meinem eigenen geistigen Schweiß errungenen Antworten.“
Wenn du Bock darauf hast, ein echtes Date mit der Existenz zu erfahren, nicht in einem Buch, sondern direkt und nackt. Wenn du Bock darauf hast, Wissenschaft, Religion und alles, was du so mit dir herumträgst, auf den Prüfstand zu legen, dann fühl dich herzlich willkommen.
Bevor ich dir das Programm vorstelle, möchte ich ganz wichtig drei Menschen anerkennen, die maßgeblich an dem mitgewirkt haben, was ich mit euch teilen möchte.
Einer ist für mich persönlich eine Grande Dame der Bewusstseinsforschung, die leider physisch nicht mehr unter uns weilt: Barbara Marx Hubbard. Ich hatte die große Ehre, ihr einmal live zu begegnen. Sie war auch bei uns im Studio. Wenn du auf YouTube nachschaust, findest du auch noch das Interview. Diese Frau hat mich mit ihren damals 85 Jahren so inspiriert mit einer Vision für die Menschheit, die sie auch unter dem Begriff „HOMO UNIVERSALIS“ zusammengefasst hat.
Für mich war das ein absoluter Mind-Opener, nicht ihre Spiritualität zu übernehmen, sondern sie hat mir geholfen, mehr an unsere mögliche Zukunft zu glauben, in der wir uns nicht mehr die Köpfe einschlagen, weil wir unterschiedliche Ansichten haben.
Ein zweiter Mensch, den ich gerne anerkennen möchte, ist für mich persönlich einer der lebenden philosophischen Titanen: Ken Wilber. Er hat maßgeblich meine ganze Arbeit beeinflusst und mir an einer Stelle in meinem Leben, in der ich eine tiefgreifende existenzielle Krise hatte, weil ich die vielen Erkenntnisscherben nicht zu einem Bewusstseinspuzzle zusammenfügen konnte, geholfen.
Er hat mir geholfen zu verstehen, dass etwas geistig zu durchdringen nicht bedeutet, einfach nur zu theoretisieren, sondern dass eine geistige Erkenntnis tiefe Heilung schenken kann.
Er hat mir maßgeblich dabei geholfen, die ganzen Puzzleteile in meinem Leben zu einem großen Bild zusammenzusetzen. Alles, was ich mit euch über integrale Spiritualität teile, ist sehr stark von ihm beeinflusst.
Und dann möchte ich die Menschen anerkennen, beziehungsweise die Millionen von Menschen anerkennen, Frauen und Männer, die seit Anbeginn aller Zeiten so verrückt waren, sich nicht nur auf den Lärm der Welt zu verlassen, sondern selbst herauszufinden, was die Wahrheit ist.
Sie haben die Grenze dessen, was wir kennen, immer weiter verschoben. Ein paar von ihnen kennen wir mit Namen, zum Beispiel Buddha. Aber viele von ihnen sind unbekannt geblieben, Menschen, die in den Dschungel gegangen sind, gefastet haben, in die Wüste gegangen sind, innerhalb der Kirche ausgeschlossen und verachtet wurden, Menschen, die auch heutzutage noch verlacht werden für das, was sie sehen, aber trotzdem sagen: „Ich kann nicht schweigen.“
Menschen, die Nahtoderfahrungen erlebt haben und gesagt haben: „Ihr könnt mich für verrückt halten, aber ich muss das mit euch teilen, was ich gesehen habe.“
Aber auch Wissenschaftler:innen, die sagen: „Ich bin mit Herz und Seele Wissenschaftler, aber ich bin bereit zu akzeptieren, dass es da draußen vielleicht etwas gibt, das größer ist als wir alle.“
Ich widme meine Wissenschaft der Erforschung dessen. Zum Beispiel, indem ich die Gehirnwellen buddhistischer Mönche messe, während sie meditieren. All diese Menschen möchte ich gerne mit diesem Kurs anerkennen.
Was haben wir vor? Wie gesagt, wir haben sechs Lektionen. Die heutige habe ich frech „Gott ist tot“ genannt. Was ich damit meine, ist: Die Religion und auch die westliche Flachlandspiritualität stehen an einer Grenze und haben auf vieles keine wirklichen Antworten mehr.
Ich möchte heute gerne erst einmal Aufklärung in den Begriffs-Dschungel bringen. Im zweiten Teil, nächste Woche, „Gott ist integral“, möchte ich dir gerne eine Entwicklungsgeschichte Gottes vorstellen. Ich möchte mit dir eine Reise durch die Zeit unternehmen. Ich möchte mit dir erforschen, warum wir Menschen Götter brauchen oder zumindest gebraucht haben. Warum haben sich Götter im Laufe der Zeit entwickelt? Was sagt das über uns aus?
Ich möchte dir die Grundprinzipien einer integralen Spiritualität vorstellen. Teil 3 nenne ich „Das Licht im Dreck“. Ich möchte mit dir gemeinsam lustvoll Mythen zerstören, also Bullshit-Konzepte, die nach wie vor durch Religion oder Spiritualität geistern und uns davon abhalten, dieses Leben in vollen Zügen zu erfahren. Gleichzeitig lösen sie oft das Gefühl aus, dass wir uns für das oder das entscheiden müssen.
Ich möchte gerne mit dir eine Fähigkeit in deinem Geist stimulieren und verstärken, die in der Lage ist, die sogenannten Widersprüche oder Paradoxa des Lebens nicht einfach nur anzunehmen, sondern wirklich den Tanz darin zu erkennen.
Darauf freue ich mich besonders. Ich möchte mit dir lustvoll und selbstkritisch bestimmte Phänomene in unserer westlichen Flachlandspiritualität betrachten und am besten verabschieden.
Im vierten Teil, „Der Luzifersche Schatten“, widmen wir uns der Frage: Wie sieht eigentlich eine konkrete Schattenarbeit in einem spirituellen Kontext aus?
Warum tut sich zum Beispiel die Kirche so schwer, die offenkundigen Missbrauchsskandale wirklich massiv aufzuarbeiten? Was bedeutet Schattenarbeit für jeden einzelnen von uns? Warum ist Schattenarbeit per se, wenn wir sie seriös betreiben, immer spirituell?
Im fünften Teil, der „Postreligiöse Mystik“ heißt, möchte ich dich einladen, erst einmal noch einmal zu verstehen, was Mystik eigentlich ist. Es hat nämlich nichts damit zu tun, dass du einer bestimmten Glaubensrichtung angehörst.
Du kannst Atheist:in und Wissenschaftler:in sein und dennoch die Existenz herausfordern, ein direktes, nacktes Date mit dir einzugehen.
Im sechsten Teil möchte ich dich einladen, dein persönliches spirituelles Manifest auf die Erde zu bringen und zu formulieren, sodass du, wenn wir uns mal begegnen und ich dich frage: „Hey, wie siehst du die Welt?“, mir das mit deinen Worten erklären kannst. Nicht irgendetwas Nachgeplappertes, sondern wirklich etwas, das du dir auf allen Ebenen erarbeitet hast. Ich möchte mit dir darüber sprechen, was wir in unserer Arbeit unter „HOMO UNIVERSALIS“ verstehen.
Wir glauben – und mit „wir“ meine ich unser gesamtes Team –, dass ein Hauptproblem der heutigen Zeit darin besteht, dass uns die Visionen abhanden gekommen sind, wer wir Menschen sein können. Wir stecken mit unserer Nase so tief in einem Misthaufen, dass ich total verstehe, dass die jüngeren Generationen mittlerweile überhaupt keinen Bock mehr haben, sich voll einzubringen.
Wir brauchen einen neuen, zukunftsorientierten Mythos von Menschheit, in dem wir uns alle wiederfinden können, egal woran wir glauben. Ein Mythos, von dem wir sagen können: „Das macht Sinn. Dafür bringe ich alles, was ich bin, in die Waagschale.“
Heute möchte ich ganz einfach und schlicht auf den Unterschied zwischen Religion und Spiritualität eingehen, weil ich persönlich finde, dass dies häufig in einen Topf geworfen wird.
Fangen wir mit Religion an. Was ist das? Wenn wir nach dem Wortstamm schauen, kommt es von „religio“ und bedeutet so viel wie „gewissenhafte Berücksichtigung“ oder „Besinnung“. Im Allgemeinen verstehen wir unter Religion eine Weltanschauung, und es gibt ja ganz verschiedene.
Es gibt den Buddhismus, das Judentum, das Christentum, den Islam, den Hinduismus und so weiter. Im Mittelpunkt all dieser verschiedenen Weltanschauungen, die in vielen Stellen uneins sind, steht aber der Glaube daran, dass es etwas Transzendentes gibt, das heißt etwas Überirdisches.
Was wir haben, ich nenne es ja mal liebevoll „unser Fleischklöpschen“, dass das nicht alles ist, sondern dass es da noch mehr gibt. Religion ist nicht beweisbar. Das hat ganz viel mit Erfahrung zu tun. Allerdings, und das ist ein großer Unterschied zur Spiritualität, besteht in der Religion tatsächlich eine Vermittlung eines Gesamtkonzepts durch Menschen, denen wir Autorität geben.
Zum Beispiel dem Papst oder dem Pfarrer in unserer Kirche oder dem Schamanen im Dschungel. Diese Menschen, von denen wir ausgehen, dass sie die Wahrheit wissen, glauben wir. Sie erklären uns, wer wir sind, was Gott ist und wie das Ganze funktioniert und auf was wir aufpassen müssen.
Damit es auch nicht immer wieder diskutiert werden muss, gibt es in Religionen meist ein Buch. Menschen, die sehr tief verankert sind in Religionen, schreiben mir z. B. manchmal wütend unter meine YouTube-Videos, wenn ich wage, als nicht religiöser Mensch meine sehr persönliche Beziehung und Interpretation von Jesus Christus zu teilen. Dann heißt es: „Veit, du hast gar keine Ahnung. Die Wahrheit steht im Evangelium von so und so.“ Das heißt, für diese Menschen ist es total klar: „Es steht da, deswegen ist es so.“ Das ist Religion. Ein System aus Glaubenssätzen und Schlussfolgerungen.
Religion ist extrem powerful. Das sehen wir daran, dass sobald es um Gott geht, die Menschen irrational werden und beginnen, sich die Köpfe einzuschlagen. Eine kleine Episode an dieser Stelle: Zu meinem fünfzigsten Geburtstag war ich in Jerusalem.
Ich habe mir das lange aufgehoben, weil das ein ganz besonderer Ort für mich war. Ich hatte geplant, in der Nacht zu meinem Geburtstag in der Grabeskirche zu schlafen. Das ist nämlich unter bestimmten Umständen möglich. Meine Idee war, ich lasse mich dort einschließen. Die Kirche wird immer bei Sonnenuntergang verschlossen, und dann meditiere ich am Grab von Jesus Christus.
Wir saßen davor, und ich las einen Tag davor noch etwas und habe mich informiert. Dann habe ich ein paar Details gelesen und wurde immer stutziger. Zum Beispiel, dass die Grabeskirche tatsächlich von sechs verschiedenen christlichen Konfessionen geteilt wird, sowohl von den Zeiten, in denen sie dort sind, als auch von den verschiedenen Bereichen.
Es gibt wirklich gesicherte Überlieferungen, dass diese Priester in der Grabeskirche manchmal übereinander herfallen und sich prügeln – und es geht dabei um solche Sachen wie: „Wer hat den Müll nicht weggeholt?“
Da wurde ich schon sehr stutzig. Dann sah ich plötzlich auf einem der Balkone – und wenn du dort mal bist, glaub mir, es gibt sie wirklich – eine Leiter. Aufgrund dessen kam ich auf die Idee, zu googeln, was es mit der Leiter auf sich hat.
Ich stellte fest, dass die Leiter, ich glaube, mittlerweile seit über 150 Jahren dort steht, also jedenfalls schon richtig lange. Weißt du warum? Weil sie sich nicht einigen können. Sie können sich nicht einigen, wer verantwortlich ist für diesen Balkon und für die Leiter.
Und weil sie sich permanent in der Wolle haben – die ja eigentlich alle den Ursprung in einem Menschen, Jesus Christus, haben –, können sie auch die Kirche nicht abschließen. Das macht wiederum eine islamische Familie.
Es ist verrückt. Wenn du ein Gefühl dafür bekommen möchtest, wie nahe Hingabe, Glaube und Wahnsinn manchmal zusammenhängen, fahr nach Jerusalem. Religion, möchte ich damit sagen, prägt massiv unsere Weltsicht, unsere Werte, unser Verhalten, wenn wir sie wirken lassen.
Ich bitte dich jetzt, wenn du einer Religion angehörst, ganz wach zuzuhören. Ich werde im Laufe der verschiedenen Abschnitte ganz sicher Sachen sagen, die Empörung auslösen und für dich ketzerisch klingen.
Ich möchte einmal ganz deutlich betonen: Ich knie innerlich nieder vor dem wahren Kern und dem echten, reinen Herzensanliegen, aus dem meist jede Religion geboren wurde. Was ich torpedieren möchte, liebevoll und respektvoll, sind bestimmte Auswüchse und vor allem die Frage: Dienen sie uns heute noch?
Frage an dich: Was ist deine Religion? Wenn wir jetzt zusammensitzen und ich dich frage: „Was ist deine Religion?“, würdest du vielleicht sagen: „Ich habe keine.“
Ich lade dich ein, zu sehen, dass auch der Glaube daran, dass es Gott auf gar keinen Fall gibt und dass alles wissenschaftlich bewiesen sein muss, in gewisser Weise auch eine Religion ist. Wie würdest du deine Religion benennen?
Wie ist sie entstanden? Ist es etwas, das du dir selbst erarbeitet hast, indem du auf spirituelle Reisen gegangen bist, Erfahrungen gemacht hast und irgendwann in deinem Leben beschlossen hast: „Ich möchte die Geheimnisse dieses Kosmos für mich selbst erkunden“? Oder ist es etwas, das dir beigebracht wurde?
Dann habe ich gleich die erste ketzerische Frage an dich: Angenommen, du wärst woanders geboren worden, zum Beispiel in einem arabischen Land oder in Indien. Könnte es sein, dass das, was du vielleicht manchmal bis aufs Messer verteidigst, jetzt ganz anders klingen würde? Religion ist meist etwas, in das wir hineingeboren werden, was uns beigebracht wird und was viele Menschen nicht gerne in Frage stellen, weil es natürlich auch einen enormen Zusammenhalt bietet.
Wir müssen auch ganz klar sagen: Religion hat auch ganz positive Lichtseiten. Was sind Licht- und Schattenseiten von Religion? Wenn wir uns den Lauf der Geschichte anschauen, sehen wir, dass Religion massiv dazu beigetragen hat, Menschen einen Kontext für Sinn zu geben.
Ja, es kann sein, dass wir heute über den Sinn, den zum Beispiel die Menschen, die an griechische Götter geglaubt haben, belächeln. Aber den Menschen damals hat es geholfen, sich in einer riesigen Welt, in der sie viele Sachen nicht verstanden haben, zurechtzufinden.
Gerade diese letzten turbulenten zwei Jahre haben uns noch einmal ganz deutlich gezeigt, wie fragil unsere Psyche ist und wie schnell wir gestresst sind und komische Sachen machen, wenn der Sinn in Frage gestellt wird und wir die Orientierung verlieren.
Religionen waren auch ganz wichtige Fließbänder moralischer Regeln. Wir werden uns noch ganz in Ruhe anschauen, warum das pervertiert wurde und eine Warnung nötig ist. Aber erst einmal, auf einem Planeten, auf dem so viele von uns zusammenkommen und wir alle irgendwo ein komisches, ängstliches und gieriges Ego haben, macht es total Sinn, Instanzen zu haben, die uns eine gewisse sinnvolle Moral vermitteln.
Religionen können Ekstase in uns auslösen. Ich weiß nicht, ob du schon mal in einem richtigen Gospel-Gottesdienst warst, wenn der Priester oder die Priesterin entflammt waren – da spürst du wirklich, dass sie fühlen, was sie da gerade sagen, und dann auch noch die Musik dazu hören. Das ist ein mächtiges Erlebnis. Unser Gehirn sucht die ganze Zeit nach Ekstase.
Oder die dionysischen Rituale, in denen zum Teil auch rauschinduzierende Drogen verabreicht wurden, hatten auch den Zweck, Ekstase zu vermitteln.
Religionen können uns aber auch Stille vermitteln, wie zum Beispiel die buddhistischen Meditationen. Und letzten Endes, wenn sie im richtigen Zeitpunkt auf uns treffen, unser Bewusstsein erweitern.
Sie können uns Rituale schenken. Auch wenn ich kein Katholik bin, liebe ich katholische Rituale. Ich liebe Weihrauch, ich liebe die Idee des Abendmahls. Wenn das auf eine richtig schöne, klare und saubere Art und Weise passiert, ist das toll.
Wir brauchen Rituale. Sie geben uns Sicherheit. Sicherheit darin, dass wir sagen können: „Wir verstehen die Welt“, aber auch Sicherheit im Zusammenhalt: „Ich treffe meine Gemeinde.“ Das Problem ist, dass alles, was so intensive Lichtseiten hat, auch einen brutalen Schatten mit sich bringen kann.
Religion kann sich total schnell in eine Ideologie verwandeln. Ideologie heißt:
Wir wissen, was richtig ist. Vielleicht versuchen wir das friedvoll durchzusetzen. Vor kurzem bin ich von einem Imam angeschrieben worden, der gesagt hat: „Hey, hast du nicht mal Lust, mich in deinen Podcast zu holen? Lass uns über den Islam sprechen.“
Ich dachte: „Boah, spannendes Thema, total gerne.“ Dann habe ich ein bisschen nachgeforscht und festgestellt, dass er aus einer Glaubensströmung im Islam kommt, die zum Ziel hat, den Islam in der gesamten Welt zu verbreiten.
Da habe ich gesagt: „Sorry, da bin ich raus.“ Denn an dieser Stelle ist es Programm, es ist Ideologie. Von der Ideologie ist es nicht mehr weit zum Fundamentalismus und Fanatismus.
Das bedeutet, dass wir anfangen, uns die Köpfe einzuschlagen, Hexen zu verbrennen und sogenannte heilige Kreuzzüge zu führen. Religionen sind oft auch ein Nährboden für Schuld gewesen. Das ist etwas, was ich der christlich organisierten Religion am meisten ankreide.
Sie basiert auf Schuld. Sie basiert auf der Idee, dass der Mensch schuldig ist, dass wir etwas abzuarbeiten haben. Das ist einfach nicht richtig. Das ist falsch. Dazu kommen wir noch.
Wenn wir Menschen Schuld beibringen, dann haben sie Angst. Dann können wir sie manipulieren. In meiner Coachingpraxis habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die echte, tiefe spirituelle Traumata erlebt haben.
Ich weiß, es ist heikel, Dinge miteinander zu vergleichen, aber spiritueller Missbrauch greift mindestens genauso tief wie sexueller Missbrauch. Wenn du selbst vielleicht schon einmal erlebt hast, dass du eine Beziehung zu einem Guru aufgebaut hast und diesem Menschen total vertraut hast, ihm dein Herz auf den Altar serviert hast und dann wurde dieses Vertrauen missbraucht – geistig, emotional, vielleicht auch finanziell oder sexuell – dann ist das schrecklich, Leute.
Es tut natürlich brutal weh, aber es führt oft auch dazu, dass diese Menschen, die so etwas erfahren haben, danach so geschockt sind, dass sie aufhören, nach der Wahrheit zu suchen und nichts mehr davon wissen wollen.
Ich selbst habe meine persönlichen Erfahrungen gemacht, vielleicht erzähle ich da auch mal zwischendurch mehr. Ich war offen, und dafür bin ich der Erfahrung total dankbar. Aber es kam der Punkt, an dem ich Sachen erfahren habe, die mich so tief verletzt und irritiert haben, dass ich über Jahre hinweg gesagt habe: „Geht mir mit all diesen Themen am Arsch vorbei.“
Natürlich müssen wir uns auch ehrlich anschauen, dass Kirchen, Religionen, oft Machtinstitutionen sind, denen es nicht mehr wirklich um das Seelenwohl geht, sondern zum Beispiel darum, die akquirierten Reichtümer zu halten und Einfluss auf Politiker zu nehmen. Die Kirche ist eines der wichtigsten Instrumente des Patriarchats gewesen, um Frauen zu unterdrücken.
Auf der Bewusstseinsebene führen organisierte Religionen, die sagen „So ist es und es darf nicht in Frage gestellt werden“, dazu, dass Menschen, die sich dieser Religion zugehörig fühlen, in ihrem Geist eingesperrt werden. Sie trauen sich nicht mehr, freche, kühne Fragen zu stellen. Die Entwicklung wird blockiert.
Es wird eine Wissenschaftsfeindlichkeit unterstützt. Das ist mir ganz wichtig für alle unter euch, die einer Religion angehören: Es gibt meist einen richtig guten Kern. Auch das ist für mich ein Anliegen dieses Kurses: euch einzuladen, nicht darauf zu warten, dass irgendwelche Popen, Päpste oder wie sie alle heißen, das Ding weiterentwickeln, sondern dass ihr es euch zu eigen macht, dass ihr sagt: „Das ist mein Gott, das ist meine Kirche.“
Und ich darf, ich muss sie weiterentwickeln. Wenn Religion so viele Schattenseiten hat, könnte die Frage auftauchen: Ist dann Spiritualität die Rettung? Dafür müssen wir erst einmal klären: Was ist eigentlich Spiritualität?
Wenn du dich so ein bisschen umhörst in der sogenannten spirituellen Szene, wirst du mitkriegen, dass es eine ganz seltsame Identifikation gibt. Menschen kommen zusammen, packen ihre Yoga-Matte aus, Räucherstäbchen gehen um die Ecke, es werden ein paar Worte von Freiheit und Liebe gewechselt, und da ist sofort so ein Gefühl von: „Ah, wir sind spirituelle Menschen. Wir gehören zusammen.“
Es ist ein Gefühl von: „Hey, wir wissen voneinander.“ Aber der Witz ist, dass Spiritualität für Menschen etwas unglaublich Verschiedenes bedeuten kann.
Vom Wortstamm her kommt es von „spiritus“, von Geist. Im Gegensatz zur Religion, wo dir ein Konzept oder ein Buch angeboten wird – „Studier mal die Bibel, da steht alles drin“ –, bedeutet Spiritualität im Kern: Ich mache mich auf die persönliche Suche.
Ich finde meine eigene Anschauung, mein eigenes Erleben. Ich glaube auch daran, dass es etwas gibt, was ich nicht anfassen kann, was rational noch nicht erklärbar ist, und ich finde meine eigene persönliche Interpretation davon.
Das Problem ist, in unserem Sprachgebrauch hat das Wort „Spiritualität“ mindestens fünf bis sieben verschiedene Bedeutungen. Ich werde hier nur einige erwähnen, aber es ist einfach eine Einladung an dich: Wenn du magst, frag in den kommenden Tagen, wenn du mit Menschen zu tun hast, die sich spirituell wähnen, einfach mal: „Was meinst du damit?“
Genauso aber auch, wenn sich jemand über Spiritualität lustig macht, frag ihn: „Was meinst du damit?“ Die meisten haben keine Ahnung. Spiritualität ist für manche der Glaube an etwas Transpersonales und Transzendentes.
Das heißt, in dem Sinne, wenn ich einfach nur glaube, dass es mehr gibt als das, was ich anfassen kann, dann bin ich in dieser Definition bereits spirituell. Oder Spiritualität ist, wenn ich ganz bestimmte übersinnliche Begabungen habe. Wenn ich zum Beispiel deine Aura lesen oder jemanden von einem fernen Planeten channeln kann, dann bin ich spirituell.
Könnte Spiritualität sein. Wir könnten auch einfach sagen: Der eine kann gut Skispringen und du kannst Seelen sehen. Wer weiß, wen du dann wirklich channelst. Eine dritte Form von Spiritualität ist simpel der Anspruch zu lieben – so frei und bedingungslos zu lieben.
Wir könnten auch ganz unschuldig sagen: Ich möchte ein guter Mensch sein. Wir machen uns manchmal lustig über „Gutmenschen“, aber wenn du mich fragst: In einer Welt, in der es so leicht ist, in Zynismus zu versinken, ist der aufrechte Anspruch, ein guter Mensch zu sein, mutig und wertvoll.
Wiederum andere fokussieren Spiritualität auf Ich-Will-Erleuchtung. Das heißt, es ist die Suche nach besonderen spirituellen, religiösen Gipfelerfahrungen, meist gepaart mit der Idee: „Der eine hat’s, der andere hat’s noch nicht. Bist du schon erwacht oder noch nicht?“
Für Skeptiker ist Spiritualität all das, was nicht zum Mainstream gehört. Ich kenne Menschen, die, wenn du ihnen sagst, dass du regelmäßig meditierst, sofort sagen: „Ah, du bist spirituell.“ Wenn du regelmäßig zum Yoga gehst, ist alles klar.
Spiritualität kann auch bedeuten, dass ich meinen Guru gefunden habe und glaube und mache, was mein Guru sagt. Ich habe Menschen getroffen, die waren echte Arschlöcher. Die haben sich vollständig an das gehalten, was der Guru gesagt hat. Die trugen die Kleidung, die der Guru vorgab, aßen, was der Guru sagte. Aber wenn es zum Beispiel um Geld oder echte zwischenmenschliche Beziehungen ging, waren sie echte Arschlöcher.
Für mich ist das keine Spiritualität. Spiritualität kann bedeuten, dass ich mich weigere, meinen Verstand einzuschalten und konstruktiv und kritisch nachzudenken.
Kleine Vorwarnung für all diejenigen unter euch, die dem Motto folgen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Ich werde dich echt nerven mit dem Ding. Denn der Verstand ist dir dafür anvertraut worden, Fragen zu stellen und den Fragen zu folgen, in den Kaninchenbau hinein.
Du merkst schon, es gibt so viele verschiedene Formen der Spiritualität. Es macht also total Sinn, wenn du das nächste Mal in eine Liebesbeziehung gehst und denkst: „Oh, wir beide sind so spirituell“, dich kurz mal hinzusetzen und herauszufinden, wie ihr beide das definiert.
Bevor wir weitergehen, möchte ich eine Sache noch klarstellen, weil sie mir gehörig auf den Sack geht, Leute. Ich finde, dass das Wort „Esoterik“ so massiv und plump missbraucht wird.
Heutzutage, wenn Menschen zum Beispiel auf einer Demo zusammenkommen und lauthals – manchmal vielleicht naiv oder skurril ausgedrückt – ihre Weltanschauung vertreten, wird das oft alles in einen Topf geworfen und gesagt: „Das ist alles Esoterik.“ Das ist totaler Bullshit, okay? Du zeigst damit, dass du keine Ahnung davon hast, was Esoterik ist.
Esoterik war ursprünglich eine sehr alte, geheime, sehr komplexe, philosophische Lehre. Du kannst dir sicher sein: Menschen, die mit plumper Wohlfühl-Attitüde um sich werfen, sind keine Esoteriker. Es war anstrengend, es war eine Geheimlehre, man musste richtig Gehirnschmalz investieren. Lass uns bitte ab jetzt differenzierter darüber sprechen.
Ich möchte jetzt gerne auf die Licht- und Schattenseiten der modernen westlichen Spiritualität eingehen. Schauen wir uns erst einmal an, welche Vorteile sie hat.
Nach einem wirklich wettbewerbsorientierten, materialistischen Zeitalter, in dem es um viel Leistungsdruck und Konformität ging, bringt die Fülle unserer Angebote eine enorme Freiheit.
Wir können unsere Chakren hoch und runter atmen, in Tantrakursen Shakti und Blaxschmieren aktivieren, in den peruanischen Dschungel fahren und Ayahuasca nehmen – eine enorme Freiheit. Ich persönlich finde es extrem wertvoll, dass Menschen – wir werden darüber beim nächsten Mal sprechen – im Zeitalter des empfindsamen Selbst angefangen haben, all das zu entdecken.
Spiritualität kann uns neue Orientierung geben. Ich finde es zum Beispiel sehr berührend. Ich habe heute gerade mit einem Mann gesprochen, der ein großes Softwareunternehmen hat. Er hat gerade die Life Trust Coaching-Ausbildung bei uns abgeschlossen. Es geht da auch um existenzielle Fragen, und er hat gesagt: „Veit, ich war am Anfang so skeptisch. Ich bin so ein Kopfmensch und wollte einfach nur ein bisschen mentales Coaching, aber nicht so was.“
Es war so schön zu hören, wie ihn das berührt und geöffnet hat. Das heißt, wenn wir uns auf eine aufrechte, unschuldige Art und Weise Spiritualität stellen, dann kann sie uns wirklich auch einen neuen, viel erfüllteren Kontext für den Sinn unseres Lebens geben.
Sie kann ohne Zweifel mit all den Möglichkeiten und Methoden, die es gibt, unsere Weiterentwicklung fördern. Sie kann unseren Zusammenhalt stärken, weil es wirklich geil ist, mit 20 Männern in einer Schwitzhütte zu sitzen und fast zu sterben. Das ist eine Erfahrung, die verbindet. Oder regelmäßig miteinander ein Mantra zu singen oder gemeinsam zu meditieren.
Und sie kann, wenn wir Spiritualität seriös begreifen, natürlich auch unsere Ethik beeinflussen. Sie kann uns zu besseren Menschen machen. Sie hat jedoch auch genau wie Religion Schwachstellen. Westliche Spiritualität ist für mich persönlich eines der größten Gebiete der Verwirrung. Die meisten Menschen, die zu uns ins Coaching oder in ein Seminar kommen und die ich als verwirrt bezeichnen würde – das meine ich ganz liebevoll –, sind Spiris gewesen.
Menschen, die sich die Volldröhnung abgeholt haben, die in einen Buchladen gegangen sind und sich zehn verschiedene spirituelle oder religiöse Traditionen rausgesucht haben, noch Tarot gelegt, Drogen genommen, Kristallklangschalen benutzt haben und so weiter und so weiter – und die einfach nur noch durcheinander waren.
Die Art und Weise, wie wir Spiritualität häufig begreifen und angehen, führt zu einer Verflachung, hart ausgedrückt: zur Verblödung. Denn wenn ich die Welt reduziere auf Schwarz und Weiß und sage: „Ich bin der Lichtarbeiter, bei mir ist alles gut, und überhaupt bin ich das göttliche Selbst“, dann stagniert meine persönliche Weiterentwicklung.
Wenn ich dann anfange, meinen Sprachgebrauch auf ein paar Phrasen herunterzubrechen und mich zum Beispiel nicht mehr mit wissenschaftlichen Gegenargumenten auseinandersetze, wird mein Leben immer flacher, obwohl ich das Gefühl habe, dass ich so wahnsinnig tief bin.
Es kommt zu einer krassen Blasenbildung, logisch. Ja, denn ich werde immer feinfühliger, mein Anspruch steigt immer mehr, und ich werde von außen betrachtet vielleicht immer skurriler. Das heißt, ich kann irgendwann nur noch mit meinen Leuten, die auch diesem Guru angehören und diese Technik praktizieren, über das Leben sprechen.
Ich habe plötzlich Schwierigkeiten mit meinen Eltern, mit dem Bauarbeiter etc. Ich halte sie für komisch, sie halten mich für komisch – also zurück in die Blase. In dieser Blase kommt es zum Entwicklungsstau. Weil ich mich so sehr auf eine spirituelle Praxis konzentriere, dass ich andere Fähigkeiten von mir – zum Beispiel meinen Körper, Sport, Kunst oder auch die Auseinandersetzung mit Mathe, mit Geld – aus den Augen verliere, kommt es zu einer Schwächung.
Jetzt kommt etwas, was vielleicht ein bisschen am Ego kratzen könnte. Deswegen sage ich: Augen zwinkern, ich meine natürlich nicht dich. Ich halte einen Teil unserer psychospirituellen Szene für einen sehr schwachen Teil unserer Gesellschaft, was Wirksamkeit betrifft.
Da hat so ein Verrennen und Verträumen innerhalb einer Blase stattgefunden, dass es keine echte Wirksamkeit mehr gibt und es nicht ohne Grund von außen belächelt wird, weil man die PS einfach nicht mehr auf die Straße bekommt.
Und dann, ich habe es schon erwähnt, besteht natürlich die große Gefahr, dass ich, weil ich vielleicht durch die Kirche enttäuscht wurde und jetzt innerhalb der Spiritualität auf die Suche gehe, von irgendeinem Pseudoguru missbraucht werde.
Frage an dich: Würdest du dich als spirituellen Menschen betrachten? Und wenn ja, was meinst du genau damit? Stell dir vor, wir würden jetzt zusammensitzen und ich würde dich fragen: „Was ist deine Definition von Spiritualität?“
Wenn du mal ganz ehrlich bist und einen Schritt zurücktrittst und dein Leben von außen betrachtest: Gibt dir deine Form der Spiritualität eine schlüssige Antwort auf die Probleme und Wünsche deines Lebens?
Ein Beispiel: Als ich meine hochspirituelle Phase hatte, war ich mir absolut sicher, dass ich idealistisch und geistig gesehen der herkömmlichen Wirtschaft immer voraus war. Das führte dazu, dass ich mein Geld nicht auf die Reihe bekam, dass unsere Familie ständig knapp bei Kasse war.
Ich erklärte mir das damals wirklich lange so: „Ich gehöre zu den Guten.“ Das war Bullshit. Aber ich hatte eine Idee von Spiritualität, die mich daran hinderte, mich weltlich wirklich einzubringen. Ein anderes Beispiel:
Ich hatte lange Zeit – du wirst jetzt vielleicht lachen, weil es antiquiert klingt – als ich Andrea begegnete, ein Split in meinem Kopf. Obwohl ich nicht kirchlich aufgewachsen bin, ich komme aus dem Kommunismus, Atheismus, hatte ich diese Idee in meinem Kopf: Ein Mann widmet sich entweder absolut seinem spirituellen Pfad oder lässt sich auf eine Frau ein.
Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass wenn ich mich richtig auf meine Frau, meine Familie einlasse, dann komme ich von meinem spirituellen Pfad ab. Was für ein Wahnsinn! Es gibt keine besseren Zen-Meister als unsere Liebsten, und es gibt keinen intensiveren, heiligeren Tempel für unser Erwachen als unsere Familien.
Gibt dir deine Form der Spiritualität eine schlüssige Antwort?
Ich möchte dir gerne unsere Definition von Spiritualität mit auf den Weg geben. Bitte nicht als etwas, das du jetzt einfach übernimmst, sondern du musst wissen, auf wen du dich hier einlässt.
Für uns ist Spiritualität die eigenverantwortliche, bewusste, demütige und konstruktiv-kritische und zugleich erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit den drei Elefanten. Die drei Elefanten stelle ich dir gleich vor.
Aber erst einmal: eigenverantwortlich – kein Guru der Welt und kein Buch dieser Welt kann uns unsere eigene individuelle Wahrheit beibringen. Zweitens: bewusst. Bewusst heißt für mich, nicht irgendetwas nachzuplappern, sondern bewusst und vor allem immer wieder frisch und neu die Fragen zu stellen, weil wir uns ja entwickeln.
Demütig, weil wenn eines wirklich klar ist, Leute, dann dass wir keine Ahnung haben, was hier läuft. Wer euch begegnet und sagt, er hat’s voll durchschaut, dem würde ich mit richtig viel Misstrauen begegnen.
Konstruktiv-kritisch. Das, was du glaubst, auf den Prüfstand zu legen. Dich zum Beispiel einfach mal zu fragen: „Ja, ich glaube an Reinkarnation. Das ist völlig okay. Aber was, wenn es das gar nicht gibt?“
Wenn du konstruktiv-kritisch nachdenkst, gibt es keinen hundertprozentigen Beweis dafür, dass es Reinkarnation gibt oder dass es sie nicht gibt. Für mich bedeutet Spiritualität die Bereitschaft, in diesem Nichtwissen, in dieser permanent immer tieferen Hinterfragung eine Position zu finden, sodass mein Tag heute für mich Sinn macht, wenn es Reinkarnation gibt, aber auch Sinn macht, wenn es das nicht gibt.
Dass mein Tag heute Sinn macht, wenn es Gott gibt, und auch Sinn macht, wenn es ihn nicht gibt. Gleichzeitig auch erfahrungsorientiert, weil ich nie weiß, wie es dir geht. Ich habe ein Problem mit Leuten, die mir versuchen, Gott, die Seele und was auch immer philosophisch zu erklären. Ich denke: „Alter, du hast noch nicht einmal mit diesem Universum, sorry für den Ausdruck, gefögelt.“
Das Universum lässt sich nicht über ein Buch oder einen noch so schlauen Gedanken begreifen, weil all das begrenzt ist. Rumi hat mal geschrieben: „Wenn du einen Spruch von mir liest und zeitgleich einen Vogel singen hörst, dann glaube dem Vogel mehr als dem Spruch.“
Wenn wir es ernst meinen mit dem Erforschen der drei Elefanten, müssen wir sagen: „Ich will nicht nur darüber nachdenken, sondern ich challenge dieses Universum. Ich will es wissen.“
Was sind die drei Elefanten? Diejenigen, die in unserer Arbeit sind, kennen das schon. Jetzt kommt die einzige Verschwörungsgeschichte, auf die ich total abfahre. Was ich wirklich crazy finde an unserem Leben, ihr Lieben, ist Folgendes:
Wir werden geboren, ohne echte Bedienungsanleitung, mit blanker Festplatte. Je nachdem, wie du es siehst, entweder gelöschter Festplatte
oder blanker Festplatte. Wir werden geboren in ein Leben, das echt komplex ist und gleichzeitig so fragil und kostbar, weil niemand von uns weiß, wie lange er lebt.
Dann wirst du als Sohn von deinen Eltern erzogen, sie erklären dir die Welt. Dann kommst du in die Schule, die bringt dir den großen Rest bei, und dann gehst du raus aus der Schule und fängst an, mehr oder weniger zu funktionieren.
Du fängst an, dein Leben abzuleben. Jetzt kommt’s, Leute: Wir wissen so viel über Politik, über das Periodensystem, über Chemie, über alles Mögliche. Aber was wissen wir wirklich über die wichtigsten Fragen des Lebens überhaupt?
Was wissen wir zum Beispiel über die Frage: Wer sind wir wirklich? Es kann sein, dass dir ein paar Leute was erzählt haben, wer du wirklich bist. Eltern haben die Eigenschaft, dass sie uns das gerne weismachen wollen.
Priester erzählen uns das gerne. Aber was ich meine ist: Wann in deinem Leben bist du herausgefordert worden, dir die Frage selbst zu stellen? Und dich nicht mit der ersten Antwort zufriedenzugeben, zum Beispiel: „Ich bin Otto.“ Nee, du bist nicht Otto, du hast den Namen Otto bekommen.
Okay, ich bin 32 Jahre alt. Nein, bist du nicht, dein Fleischklöpschen ist 32 Jahre alt. Ja, okay, ich bin der Mann. Nein, bist du nicht, dein Fleischklöpschen hat die Biologie eines Mannes. Ich bin ein Arzt. Nein, das ist dein Beruf. Mach mich nicht kirre.
Wer bist du wirklich? Wann hast du das letzte Mal vor dem Spiegel gestanden, dir Zeit genommen, diesem Wesen in die Augen geschaut und gefragt: „Wer bist du eigentlich?“
Ist es nicht verrückt, Leute, dass wir ein Leben lang kämpfen, rackern, uns abstrampeln, wie blöde arbeiten und uns viel zu wenig mit dieser Frage beschäftigen? Wir investieren tausendmal mehr Energie in die Frage, wie wir Falten wegspritzen können, als in die Frage, wer wir sind.
Jetzt gerade findet Davos statt, das große Weltwirtschaftsforum. Da geht es darum, die Welt zu retten, die Wirtschaft zu verändern und so weiter. Alles wichtige Fragen, will ich gar nicht abschwächen. Aber wäre es nicht sinnvoll, dass diese ganzen Weltenlenker, wenn sie dort zusammenkommen, erst einmal innehalten und sagen: „Wollen wir mal eine halbe Stunde über die Frage reden, wer wir eigentlich sind?“
Wer will die Wirtschaft ankurbeln? Wer will Krieg führen? Und wer will Krieg beenden? Wer ist das? Die zweite wichtige Frage, die eng damit zusammenhängt, ist: Was ist Zeit? Klingt vielleicht erst einmal seltsam, damit werden wir uns auch beschäftigen.
Aber wer kontrolliert dein Leben? Es ist die Zeit. Wer kontrolliert, wann du morgens aufstehst? Wer kontrolliert, wann du zur Arbeit gehst? Wer kontrolliert, wann du abends ins Bett gehst? Und wer gibt dir das Gefühl, dass dein Leben verrinnt?
Wer gibt dir das Gefühl, dass bestimmte Dinge vorbei sind, bestimmte Dinge noch nicht da sind, dass du dich irgendwo entwickeln musst? Es ist die Zeit. Wusstest du, dass sich alle Physiker einig sind, dass die Art und Weise, wie wir Zeit erfahren und denken, eine Illusion ist? Wäre es nicht sinnvoll, das mal so richtig in Frage zu stellen?
Die dritte große Frage ist: Was ist Tod? Das ist die eine Sache, bei der wir uns einig sein können. Eine Gemeinsamkeit haben wir beide: Der Tod kommt auf uns zu. Und wenn wir uns unser Leben mal genauer anschauen, dann erfahren wir auch jeden Tag kleine und große Tode.
Macht es nicht voll Sinn, bevor wir uns ins Leben stürzen und Ziele setzen oder Beziehungspläne schmieden, die Antwort auf diese drei Fragen zu finden? Wie will ich überhaupt den Sinn meiner Existenz erkennen?
Wie will ich mir ein richtiges Ziel setzen? Wie will ich entscheiden, was in einem Beziehungsstreit oder im Falle eines Krieges wichtig ist, wenn ich auf diese drei Fragen keine Antwort habe?
Dann bin ich im Grunde wie jemand, der sein Leben lang fleißig eine Leiter hochklettert und denkt: „Das ist mein Leben“, und dann kommst du vielleicht irgendwann oben an und stellst fest: „Fuck, ich habe die Leiter an einem falschen Haus aufgestellt. Ich bin unter falschen Prämissen an mein Leben herangegangen.“
Nur ein Beispiel, damit du siehst, wie praktisch das ist, was ich meine, damit du nicht denkst, das ist eine abgedrehte Philosophie. Andrea und ich sind jetzt seit knapp 30 Jahren zusammen. Und wir sind auf der Ego-Ebene langsam lernende Deppen.
Der Grund, warum wir zusammen sind, warum wir Krisen gemeistert haben, bei denen unsere Egos hundertprozentig sicher waren, dass es da nicht weitergeht, ist, dass wir irgendwann festgestellt haben, dass wir mehr sind als das, was wir dachten.
Deine Beziehungen spiegeln exakt wider, wer du unbewusst glaubst zu sein. Wenn du glaubst, dass du ein kleines, bedürftiges Fleischklöpschen bist, dann werden dir das deine Beziehungen widerspiegeln.
Wirtschaft, Business, Arbeit. Wir sind so sehr damit beschäftigt, zu fragen: „Welcher Job passt zu mir? Wie viel Geld will ich verdienen? Was ist der nächste Karrieresprung?“ Wer will das?
Meinst du nicht, dass, wenn du für dich erkennen würdest, dass du mehr bist als dieses Fleischklöpschen – und nochmal, das ist jetzt erst einmal nur eine Hypothese –, du andere Antworten auf die Frage finden würdest, welche Arbeit zu dir passt und welche nicht?
Meinst du nicht, dass du, wenn du dich intensiv mit der existenziellen Tatsache deines Todes, der jederzeit möglich ist, auseinandersetzen würdest, bestimmte berufliche Entscheidungen anders treffen würdest?
Um es nochmal in ein Bild zu bringen: Ein Großteil der Menschheit wacht in diesem Labyrinth auf. Wir wissen nicht, wer wir sind, wir wissen nicht, nach welchen Regeln das hier läuft. Wir fangen an, wie wild durch dieses Labyrinth zu rennen, uns den Kopf zu stoßen, Kriege zu führen. Das ist Wahnsinn.
Sinnvoll wäre es doch, mitten in diesem Leben innezuhalten und zu sagen: „Ich will zuerst meine grundsätzlichen Antworten finden – meine, nicht die von dir, nicht die meiner Kirche, nicht die der Gesellschaft. Meine. Und auch nicht die, die vor zehn Jahren für mich stimmten, sondern die, die jetzt für mich aktuell sind.“
Du bist in diesen zehn Jahren gereift, und so muss sich dein Weltbild verändern. Frage an dich: Bist du neugierig? Bist du mutig genug, mit mir für sechs Wochen in diesem Labyrinth innezuhalten, die Weltenstückchen auseinanderzunehmen und es wirklich wissen zu wollen?
Oder, was ich völlig verständlich finde und was viele Menschen machen, willst du einfach etwas glauben, das dich beruhigt? Wenn du dazu gehörst, ist das nicht der richtige Kurs für dich.
Ich möchte nicht, dass du mir etwas glaubst. Wenn du zum Beispiel hergekommen bist in der Hoffnung: „Okay, cool, jetzt erklärt mir der Lindau mal, was Gott ist“, nein, das will ich nicht.
Das Schlimmste, was du mir antun kannst, ist, da draußen herumzurennen und zu sagen: „Der Veit hat gesagt.“ Meine Funktion hier in dieser Zeit ist es, Fragen zu stellen. Natürlich werde ich an manchen Stellen – das lässt sich gar nicht verhindern, weil ich mich auch als Mensch einbringen möchte – von meinen persönlichen Erfahrungen sprechen, aber nicht um dich von etwas zu überzeugen, sondern um dich einzuladen, selbst persönliche Erfahrungen zu machen.
Ich möchte dich einladen, mit mir gemeinsam auf die Forschermatte zu kommen und spirituelle Intelligenz zu trainieren. Spirituelle Intelligenz ist für jeden Menschen offen. Es ist genauso wie kognitive Intelligenz oder emotionale Intelligenz eine Fähigkeit deines Geistes, die du trainieren kannst.
Es beginnt damit, Konzepte, die dir beigebracht wurden, konstruktiv-kritisch in Frage zu stellen. Kleine Vorwarnung: Falls du im Augenblick zu irgendeiner Sanga gehörst, zu einem Ashram etc., besteht die Gefahr, dass du dort rausfliegst, wenn du Fragen stellst.
Warum müssen wir immer Weiß tragen? Warum müssen wir den Guru anbeten? Manches macht vielleicht Sinn, anderes vielleicht nicht. Sei mutig und konsequent und folge den essenziellen Fragen.
Eben nicht zu sagen: „Okay, ich will wissen, wer ich bin“, und dann kommt jemand vorbei und sagt: „Du bist ein göttliches Selbst.“ „Oh, danke, alles klar.“ Nee, warte mal ganz kurz. Göttliches Selbst, was meinst du damit?
Wenn ich ein göttliches Selbst bin, warum habe ich dann immer noch Schwierigkeiten damit, wenn ich ein bisschen mehr Speck an der Backe habe? Es gibt ein paar Widersprüche, oder? Die Bereitschaft, stetig dein Sehen von dem, wer du bist und wie du die Welt siehst, zu aktualisieren.
Spirituelle Intelligenz ist für mich persönliche Bewusstseinsarbeit, zum Beispiel durch Meditation, durch Kontemplation, durch das Training von Intuition. Auch darüber werden wir sprechen. Also, wenn du an dem Punkt bist, an dem du sagst: „Das macht Sinn, ich will das jetzt für
mich selbst herausfinden“, dann lass uns darüber sprechen, wie deine spirituelle Praxis aussehen könnte.
Schattenarbeit. Deine Spiritualität ist keine Spiritualität, wenn sie nicht den Teufel, die kleine Gier, den hässlichen Neid in dir integriert. Das alles gehört zu dir.
Für mich persönlich ist in der heutigen Zeit eine der größten Fragen an jeden spirituellen Menschen überhaupt: Bist du bereit, das, was du für dich empfängst, in diese Welt hineinzusetzen, oder staut sich das irgendwo hier oben?
Was hat die Welt davon, dass du spirituell unterwegs bist? Und ein bewusstes Nichtwissen. Die Bereitschaft, immer wieder einfach zu sagen: „Fuck. Ich habe eine Idee, die mich beruhigt, aber wenn ich ganz ehrlich bin, ich weiß es nicht wirklich.“
Mein erklärtes Ziel ist, dass du am Ende unserer gemeinsamen Zeit Nichtwissen nicht nur aushältst, sondern tatsächlich genießt, dass du daran eine neue Form von Souveränität gefunden hast.
In diesem Sinne ist für mich spirituelle Intelligenz für jeden von uns offen. Ein Atheist oder eine Atheistin kann spiritueller sein als jemand, der einfach blind einer Religion angehört.
Frage: Hast du Bock darauf, in diesem Kurs „Homo Universalis“ mit mir gemeinsam deine spirituelle Intelligenz zu stärken? Wenn du ja sagst, ist der erste Schritt – falls du es noch nicht gemacht hast –, dich anzumelden. Für alle, die es noch nicht wissen: Du brauchst einfach ein Konto auf unserer Plattform. Es kostet 14,90 Euro im Monat. Das ist also richtig preiswert.
Zweitens: Was ich dir sehr empfehle, wenn du es noch nicht hast, ist, für diese Zeit ein Tagebuch anzulegen. Ich stehe darauf, wenn ich vor einem wichtigen Abschnitt stehe, noch einmal loszuziehen in einen Schreibwarenladen, um mir ein richtig schönes Buch zu besorgen. Die Fragen, die ich dir stellen möchte, dürfen nachwirken, sie müssen nachwirken.
Manchmal kommt die Antwort in deinen Träumen, manchmal vielleicht am nächsten Tag. Es kann sein, dass du neue Begegnungen anziehst. Bildhaft gesprochen: Ich möchte dich ermutigen und einladen, die Existenz herauszufordern.
Stell dich mit einem Schrei hin und sage: „Ich will es jetzt wissen. Ich möchte direkt begegnen.“ Das magische Angebot dieser Art ist, dass sie häufig anders antwortet, als wir es denken. Aber eins kannst du dir sicher sein: Wenn du rufst, wird das Leben antworten.
Dann ist es cool, ein Tagebuch zu haben und das zu notieren, um dir dessen bewusst zu sein. Wenn du daran teilnimmst, lade ich dich ein, heute oder in den kommenden Tagen eine Art Deklaration zu schreiben.
Das ist wirklich nur eine Empfehlung. Ich bitte dich, die Worte zu finden, die für dich passen. Schreib es wirklich schriftlich auf, das ist für dein Unterbewusstsein so wichtig: „Ich bin bereit, in Frage zu stellen, was ich glaube. Ich bin bereit, mich neugierig und staunend auf den Weg zu machen. Ich bin bereit, die Wahrheit herauszufinden. Und ich bin bereit für einen direkten Kontakt mit der Existenz.“
Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen ich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte gecoacht habe. Was mir bewusst geworden ist: Die Themen, mit denen die Menschen kamen und kommen, sind ganz unterschiedlich. Aber wonach wir uns alle in der Tiefe sehnen, ist Urvertrauen.
Vielleicht können wir es niemals adäquat in Worte fassen, aber wir suchen diese Erfahrung, zu wissen, irgendwie genau zu wissen, wer wir sind. Zu wissen, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Dann sind viele der Probleme, mit denen wir uns beschäftigen, viel kleiner.
Viertens: Wenn du deine Erklärung geschrieben hast, bitte ich dich in den kommenden Tagen, bevor wir das nächste Mal tiefer einsteigen, deine Sicht aufzuschreiben. Schreib ganz frei heraus auf: „Was ist dein Verständnis davon, wer du bist?“ Stell dir einfach vor, du würdest es einem lieben Menschen, einem Kind zu Hause erklären. Ich finde das ein ultraspannendes Thema. Ich liebe es, Kindern solche Fragen zu stellen: „Wer bist du?“
Ich habe jetzt ein paar komische Sachen gesagt, aber vergiss dich für einen Augenblick und finde deine Erklärung davon, wer du bist. Lies dir das dann laut vor und frage dich: „Okay?“
Genauso: Was ist der Sinn deines Lebens? Hast du den? Gibt es Gott? Und wenn du antwortest: „Ja, natürlich gibt es Gott“, dann frage dich: „Woher weißt du das? Und was ist Gott für dich? Wie würdest du das beschreiben?“
Was ist Tod? Was ist für dich Tod? Es geht ans Eingemachte. Lies dir das alles noch einmal durch und frage dich: „Woher weiß ich das? Fühlen sich die Antworten frisch für mich an? Habe ich wirklich das Gefühl, dass das meine Antworten sind?“
Dienen diese Antworten meinem und deinem Wohl? Ich habe mir im Laufe der Zeit Antworten eingefangen, die mir und meinen Mitmenschen nicht gutgetan haben. Einer der Gründe, warum ich an Reinkarnation glaube: Ich bin ohne jeglichen Gott groß geworden, aber ich habe irgendwann festgestellt, dass ich tief in mir drin eine ganz tiefe Beziehung zu diesem Schuldthema der Kirche habe, richtig archetypisch.
Ich habe am Anfang wirklich geglaubt, dass das so war, bis ich anfing, das zu untersuchen. Dieser Glaube an Schuld hat mir unnötiges Leid bereitet. Also, woher weißt du, ob es sich frisch anfühlt und ob es dir dient? Wenn du Lust hast, die Fenster unserer spirituellen Kabinette richtig aufzureißen und Frischluft reinzulassen, dann lass uns das gemeinsam tun.
Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Wir freuen uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. Wir danken dir für dein Zuhören. Es ist schön, dass du da bist.