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Bewusstsein in Aufruhr | Frieden beginnt, wenn dein Gehirn in Unfrieden sein darf | Talk | Folge 187

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Hey du, herzlich willkommen zu einer neuen Podcast-Folge im Podcast “Seelengevögelt” für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes mit Veit Lindau. Wie schön, dass du eingeschaltet hast. Ich heiße Svenja und freue mich ganz besonders, dass wir heute einen Ausschnitt aus unserem letzten HomoDea-Live-Video für dich haben.

Das Thema ist wichtiger denn je: Wie gehen wir Menschen mit den aktuell so stürmischen Corona-Zeiten um? Wir widmen uns den Fragen: Wie gehen wir damit um, wenn uns plötzlich die Realität weggezogen wird? Können wir aushalten, nicht alles zu wissen, und können wir respektieren und anerkennen, dass andere Menschen komplett unterschiedlich denken? Alles in allem wollen wir alle glücklich sein. Ich wünsche dir wertvolle Erkenntnisse beim Hören dieser Folge, und wenn dich diese Folge bewegt und berührt, dann teile sie bitte gerne mit deinen Mitmenschen. Das würde uns sehr viel bedeuten. Und als letzten Hinweis, wundere dich nicht, Veit ist gerade am Ozean und schreibt sein neues Buch. Daher gibt es heute eine etwas andere Kulisse, falls du diesen Podcast schauen solltest.

Ich wünsche dir jetzt viele wertvolle Erkenntnisse und Freude beim Hören und alles Liebe in deinen Tag oder wann immer du das hörst. Ich möchte gerne mit dir einen, wie ich persönlich finde, sehr existenziell wichtigen Blick in dein Gehirn wagen.

Ich möchte mit dir heute mal so ganz in Ruhe reinschauen, was eigentlich in den Momenten passiert, in denen etwas Unvorbereitetes in deinem Leben geschieht. Was da in deinem Gehirn geschieht. Es lohnt sich heute wirklich aufmerksam zuzuhören, weil du könntest in diesem Video die Antwort auf bestimmte persönliche und kollektive Phänomene finden, die uns alle gerade in dieser Zeit, glaube ich, immer mal wieder beuteln.

Lass uns beschäftigen mit deinem und mit meinem Gehirn und den Momenten, wenn uns unsere lieb gewonnene Realität unter dem Hintern weggezogen wird. Bist du bereit? Cool. Zuerst habe ich die Frage an dich, wie geht es dir gerade in diesen Tagen?

Bist du jemand, der zum Beispiel gesagt hat: “Ey Leute, ich habe echt die Schnauze voll von all diesem Hickhack da draußen. Ich höre da gar nicht mehr hin, ich ziehe mich zurück, ich konsumiere keine Nachrichten mehr, ich lese auch gar nichts mehr darüber. Ich zünde meine Kerze an, habe meine Affirmationen und beruhige mich immer wieder”? Dann, kleine Vorwarnung, solltest du dieses Video vielleicht nicht sehen, weil es könnte Unruhe bringen. Sehr wahrscheinlich bist du jemand, der betroffen, der berührt ist von dem, was in der Welt passiert.

Unter dem Strich können wir sagen, uns ist allen gerade wirklich das, was wir als Realität und als Illusionen unserer Kontrolle wahrgenommen haben, unter dem Hintern weggezogen worden. Und, liebe Leute, ich denke, dass es jedem von uns klar ist, dass ein interessanter Herbst und Winter bevorsteht und es wird sehr wahrscheinlich nie wieder wirklich so sein wie davor. Selbst wenn sich die Dinge wieder beruhigen sollten, selbst wenn sich plötzlich schlagartig für all das eine Lösung findet, bin ich relativ sicher, dass etwas in uns erschüttert worden ist, in dem Glauben daran: Hey, ich weiß, wie die Welt tickt, ich weiß, wie die Welt aussieht und ich weiß, wie sie morgen aussieht.

Wir machen gerade alle nicht nur einmal am Tag, sondern seit vielen, vielen Tagen hintereinander, immer wieder die Erfahrung, dass nichts so ist, wie es war. Und sehr wahrscheinlich bist du auch davon betroffen, dass es gerade immense Spannungen zwischen Menschen gibt, die sich gerade eben noch total lieb gehabt haben, vielleicht sogar einer Familie angehören und plötzlich der Meinung sind, sie können nicht mehr miteinander, weil sie in anderen Lagern stehen. Was irgendwie ganz verrückt ist, weil wir stehen vielleicht gar nicht in anderen Lagern, wir liegen immer noch im selben Bett und wir sitzen definitiv, ob wir wollen oder nicht, alle in einem großen gemeinsamen Lager, das Planet Erde heißt und dennoch haben wir an manchen Stellen das Gefühl, boah, das geht gar nicht.

Wenn du jetzt gerade auf Facebook unterwegs bist, da wird wie wild “entfreundet”. “Jetzt reicht’s mir, mit euch will ich nichts mehr zu tun haben”, und man schmeißt die Leute raus, die anders denken. Man schmeißt die Leute raus, die auf der Demo waren, oder wenn du auf der Demo warst, dann schmeißt du die Leute raus, die immer noch nicht kapiert haben, was Sache ist. Du wirst heute total schnell den Lagern zugeordnet, also entweder du bist ein Schlafschaf oder du bist ein Wahnwichtel. Wenn man das von außen betrachtet, also wenn wir uns einmal vorstellen, hier landet ein abgeklärter Außerirdischer, der sich diese ja eigentlich hypothetisch so intelligente Spezies anschaut, die nichts anderes zu tun hat, als sich gegenseitig Schlafschaf und Wahnwichtel zu nennen, dann könnte man denken, man ist in irgendeiner interessanten Komödie gelandet, wenn es nicht natürlich an vielen Stellen so bitter ernst wäre.

Und da gibt es viele, viele verschiedene Ebenen der Interpretation. Ich möchte heute gerne mit dir auf einer der tiefsten Ebenen schauen, die dir, wenn du die mal so richtig kommen lässt, vielleicht ein bisschen mehr Frieden schenken kann – mit dir selbst und mit anderen Menschen. Und übrigens, nicht wundern, wie ihr seht, das ist ein ganz normaler Schweißausbruch. Ich wechsle hier so ungefähr alle halben Stunden mein T-Shirt. Okay. Also, es ist wichtig zu verstehen, dass du, wenn du mir bis hierhin gefolgt bist, hier zwischen deinen Ohren eine Sache hast, die heißt Gehirn.

Ja, dieses Gehirn hat 100 Milliarden Nervenzellen. Es hat ganz viele verschiedene Aufgaben. Die wichtigste Aufgabe deines Gehirns ist, diesen Körper, also dein Körpersystem, möglichst gut durch dieses Leben zu bringen. Das ist eigentlich ganz simpel, logisch, stimmt? Dafür ordnet dein Gehirn, im Grunde, jede einzelne Situation deines Lebens immer wieder nach der Frage ein, ist diese Situation für dich stimmig? Was bedeutet Stimmigkeit?

Also stell dir einfach mal vor, du könntest jetzt mal wirklich aus der Sicht deines Gehirns auf das schauen, was gerade in der Welt passiert, okay? Dein Gehirn hat sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt, dass es jeden Tag am Morgen aufsteht, zur Arbeit geht, dass du Freunde hast, deine Freunde glauben alle an dieselben Sachen. Das heißt, dein Gehirn kennt die Umstände, dein Gehirn schaltet irgendwann auf Autopilot und sagt sich, ich weiß jetzt, wie diese Realität tickt. Ich weiß, wie man einkauft, ich weiß, wie ich mit meinem Freund über die heiklen Themen sprechen kann. Ich habe einen Job, hoffentlich kann ich den Job bis zum Lebensende behalten, wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt und so weiter und so fort. Das gibt deinem Gehirn das Gefühl der Stimmigkeit. Es ist wichtig zu verstehen, Leute, das Ding zwischen unseren Ohren ist de facto – ich weiß jetzt gar nicht, wann das erste Gehirn auf diesem Planeten entstanden ist – also es ist de facto hundert von Millionen Jahre alt und dieses Ding hat nur eine einzige Aufgabe: dafür zu sorgen, dass deine Realität für dich stimmig ist.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die meisten von euch mich kennen, also dass das nicht dein erster Podcast ist. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel gerade hier sitzen würde und ich hätte da aus irgendeinem Grund ganz große blumenkohlartige Ohren, rot geschwollen, so richtig groß, dann wäre dein Gehirn jetzt zutiefst irritiert und du könntest mir sehr wahrscheinlich überhaupt nicht folgen, weil etwas in deiner Realität nicht stimmt. Oder noch besser, die Vorstellung mag ich sehr: Ich könnte jetzt fliegen. Also ich würde jetzt gerade wie so ein kleiner Elf vor dir fliegen, ohne das groß zu kommentieren, dann wärst du völlig fertig. Und das, was ich dir eigentlich vermitteln will, würdest du gar nicht mehr wahrnehmen, sondern dein Gehirn würde die ganze Zeit darüber nachdenken, das kann nicht sein, das kann nicht sein. Ich habe gerade Veit fliegen gesehen. Was bedeutet das für meine gesamte Realität? Können vielleicht alle Menschen fliegen? Okay, du kriegst den Punkt.

Also dieses Gefühl der Stimmigkeit loten wir immer nach drei Faktoren aus und diejenigen unter euch, die die Salutogenese kennen, die kennen diese. Unser Gehirn fragt sich zuallererst: Macht das, was gerade passiert, Sinn? Macht es Sinn für mich? Und mit Sinn meine ich: Habe ich das Gefühl, das ist gerade sinnvoll? Also, wenn ich jetzt z.B. chinesisch reden würde, dann wäre das jetzt gerade nicht sinnvoll für dich. Also, macht es Sinn? Das Zweite, ganz wichtig: Unser Gehirn muss verstehen, was gerade passiert. Wir kommen später noch dazu, dass es nicht mal wichtig ist, ob das stimmt, was wir verstehen. Wichtig ist nur, dass wir denken, dass wir verstehen. Okay? Und das Dritte, das ist ganz wichtig: Unser Gehirn muss das Gefühl haben, dass es machbar ist. Also, die Aufgaben, die vor mir liegen, sind machbar. Wenn alle diese drei Faktoren gegeben sind, entspannt sich dein Gehirn in den Zustand der sogenannten Kohärenz. Kohärenz bedeutet, dein Gehirn sagt: “Hey, das scheint ein Moment zu sein, der macht Sinn, wir verstehen den und der ist machbar. Wir können uns entspannen. Wir können auf Autopilot gehen.”

Unser Gehirn sucht, und das ist ganz, ganz wichtig,

 Leute, für das, was gerade passiert, was tragisch ist für so viele Familien, unser Gehirn sucht auch in unserer gesamten Umgebung, also auch in unseren Beziehungen, nach Kohärenz. Wenn ich mit jemandem spreche und das macht keinen Sinn, weil der in einer ganz anderen Welt lebt. Ich war gestern hier zum Essen eingeladen und habe, was für mich persönlich als soziophober Mensch ganz schrecklich ist, einen Sitznachbarn zugeteilt bekommen. Also nicht meine Frau, mit der ich mich super gut verstehe, sondern ich musste neben einer Amerikanerin sitzen, neben einer Schönheitschirurgin, die, ich sag’s mal ganz vorsichtig, zu bestimmten Themen wie Rassismus und Donald Trump eine wirklich gravierend andere Meinung hatte als ich.

Da hatte ich für den Moment nicht mehr wirklich ein Gefühl für den Sinn des Gesprächs. Stimmigkeit ist gestört. Worauf will ich hinaus? Vielleicht hast du dich in den letzten Tagen immer mal wieder gefragt, zum Beispiel im Hinblick auf die Demonstration in Berlin: “Was ist eigentlich mit uns los?” Im Vorfeld für all diejenigen, die auf der Demonstration waren und das jetzt gerade sehen: Ich befürworte absolut, wenn du für dich etwas gefunden hast, wovon du der Meinung bist, dafür muss ich auf die Straße gehen, ich muss meine Stimme erheben, befürworte ich das absolut. Okay? Punkt. Wenn du jemand bist, der das jetzt gerade sieht und sagt, ich bin auf gar keinen Fall aus diesem Grund auf diese Demonstration gegangen, finde ich das vollkommen in Ordnung. Darum geht es mir heute gar nicht. Mir geht es um die Frage: Warum können wir darüber nicht in Ruhe reden? Warum behandeln sich plötzlich Menschen, die gestern noch zusammen in einem Meditations-Retreat gesessen haben und Leute, ich spreche aus Erfahrung, ich kenne ja viele dieser Menschen da draußen, bin in vielen sozialen Netzwerken dabei, da sind Menschen, die seit Jahren meine Ausbildung machen, zusammen.

Warum betrachten sich diese Menschen gerade als Feind? Nicht, weil sie böse sind. Nicht, weil sie dumm sind, sondern weil wir nicht verstehen, was unser Gehirn gerade veranstaltet. Okay? Denn das Gehirn ist extrem powerful. Wenn ein Gehirn zu etwas “fuck you” sagt, dann hast du keine Chance. So, was passiert gerade, Leute? Uns allen ist die Realität unter dem Hintern weggezogen worden. Wupp! Wir sind alle über Nacht mit einer Situation konfrontiert worden, auf die niemand von der obersten Spitze bis ganz unten vorbereitet war. Bam! Was weg war, mit einem Mal kollektiv, global, war Verständnis. Was passiert hier wirklich? Und Machbarkeit. Zwei der wichtigsten Faktoren, die unser Gehirn braucht, um sich zu entspannen. Und für viele Menschen auch noch Sinn.

Schau, wenn du hier bei homodea aktiv bist, dann bist du sehr wahrscheinlich einer von den privilegierten Menschen, die einen intrinsischen Sinn in ihrem Leben haben. Das heißt, du glaubst vielleicht an Gott, du glaubst an Selbstverwirklichung, du glaubst an das Gute, Wahre und Schöne, du meditierst etc. Das heißt, du hast etwas, was viele Menschen auf diesem Planeten, wenn ihnen zum Beispiel ein täglicher Rhythmus genommen wird, einfach nicht mehr haben. Kein Sinn. Wenn uns auch nur einer dieser Faktoren genommen wird – und hier sind den meisten von uns drei Faktoren genommen – reagiert unser Gehirn mit Stress. Okay? Für unser Gehirn ist das eine de facto lebensbedrohliche Situation.

Das betrifft jetzt gerade die Welt-Situation, aber das betrifft zum Beispiel auch Folgendes: Wenn ein Mensch, der bis jetzt eben noch mehr auf dem Planeten kommt, zu deinem stimmigen Realitätsfeld gehört hat, etwas anderes denkt als du. Schau, stell dir vor, du hättest eine Beziehung mit mir und im Grunde hast du ja eine Beziehung mit mir, weil du siehst dieses Video hier. Wenn diese Beziehung über einen ersten, zweiten, dritten Anlauf hinweg besteht und du schaust Veit immer wieder an und hörst immer wieder zu, baut dein Gehirn mich, also diesen Typen, der gerade zu dir spricht, in deine Realität ein. Das ist wichtig zu verstehen, Leute. Du siehst gerade nicht Veit, sondern du siehst in deinem virtuellen Realitätsspace deinen Veit, also deine ganz persönliche Version. Du siehst nicht den Mann an deinem Küchentisch, du siehst deinen Ehemann in deinem virtuellen Space. Alle Menschen, mit denen du in einer Beziehung bist, gehören zu deinem Realitätskonstrukt. Deswegen ist es für unser Gehirn so wichtig, dass aus dem Mund dieser Leute etwas kommt, was für uns Sinn macht, was für uns verständlich ist und was für uns machbar ist.

Stell dir vor, ich würde jetzt vor dir sitzen und sagen: “Du kannst vegan essen, aber ich liebe mein Steak und ich esse einfach immer weiter Steak.” Was passiert jetzt? Versuche mal, dich in diese Situation hineinzuversetzen. Bleibst du entspannt? Bleibst du: “Wow, Veit denkt anders als ich. Sieht die Welt anders. Lass mich das erforschen.” Oder, wenn du mal ganz ehrlich bist, wenn du genau hinspürst, fühlst du Empörung, du fühlst Stress. Und plötzlich ist dieser Drang da, das Ding, was gerade zu dir gesprochen hat, dazu zu bringen, die Welt genauso zu sehen wie du. Wir denken jetzt, und das ist ganz wichtig für dieses Video, das liegt mir wirklich sehr am Herzen, wir denken jetzt, wir machen das, weil wir Menschen vom Guten überzeugen wollen, aber die Wahrheit ist, dass wir es in der Tiefe machen, um sie von dem zu überzeugen, woran wir glauben. Das ist der Unterschied, okay? Wir überzeugen, wir wollen Leute überzeugen, an das zu glauben, was wir glauben, weil dann kann unser Gehirn diese Menschen wieder in unseren Kontext einordnen und wir fühlen uns wieder sinnvoll, verständlich und alles ist machbar.

Wenn das nicht gegeben ist, weil die andere Seite zum Beispiel sagt: “Nö, ich esse aber weiter Steak” oder “Nö, ich setze keine Maske auf” oder “Ich setze auf jeden Fall eine Maske auf”, dann macht dein Gehirn folgendes: Es sagt: “Okay, ich kann dich nicht einordnen, ich kriege dich nicht rein in meine Integrität, in meine Realität, dann sperre ich dich aus.” Dann sperrt es dich aus, dann kommst du auf die andere Seite, ich klatsche dich wie so ein Moskito, der die ganze Zeit gestört hat, an die Wand. Und in dem Augenblick, und das ist wichtig zu verstehen, Leute, damit dieses Hitzige sich die Köpfe einschlagen, aufhört, damit Kriege auf diesem Planeten aufhören, damit hässliche Scheidungskriege auf diesem Planeten aufhören, in dem Augenblick, wenn dein Gehirn jemanden zu einem Gegner macht. Und es ist erst mal scheißegal, was das für ein Gegner ist. Ob du zum Beispiel sagst, der Corona-Leugner ist mein Gegner, oder ob du sagst, der Schlafschaf ist mein Gegner, oder die bösen Mächte dahinter sind meine Gegner – immer dann, wenn unser Gehirn etwas nicht einordnen kann.

Versucht es, das erst mal zu überzeugen, also wieder reinzuziehen. Und wenn das nicht gelingt, auszusperren. Aussperren heißt, ich mache aus dir einen Feind. Und wenn ich aus dir einen Feind gemacht habe, habe ich interessanterweise wieder einen Sinn. Ich weiß jetzt, es gilt, dich zu bekämpfen. Ich habe ein Verständnis. Mein Gehirn versteht wieder: Aha, wir können uns nicht verstehen, weil du bist böse und ich bin gut. Aha, und ich habe eine Machbarkeit. Ich muss nur gegen dich vorgehen. Wenn wir einen Schritt zurücktreten, merken wir, es funktioniert nicht. Wenn du einfach mal diesen Moment, diesen sehr besonderen Moment, den wir in Europa, in der ganzen Welt erleben, für einen kurzen Moment loslässt und dir die Geschichte der Menschheit anschaust, dann siehst du, es funktioniert einfach nicht.

So wie entsteht ein Krieg? Ein Krieg entsteht, weil zwei Menschen unfähig sind, an einem Tisch zu kommen und es zu ertragen, erst mal nur zu ertragen, dass sie etwas anders denken. Wie oft habe ich zum Beispiel in den letzten Monaten, seitdem auch ich mich zu bestimmten Themen klar positioniere, irgendwo gelesen, zum Beispiel in einer modernen United-Gruppe: “Das war’s jetzt, das ist nicht mehr mein Veit. Ich gehe.” Kannst du machen. Aber es ist nicht die Lösung. Es ist einfach nicht die Lösung. Es ist immer der einfachste Weg. Es ist immer der einfachste Weg, zu sagen: “Ich will Ruhe und der Moskito stört mich. Ich mache ihn zum Feind.” Anstatt zu sagen: “Ich will Ruhe, der Moskito ist da und ich integriere ihn.”

Okay? Mir ist es ganz, ganz wichtig, Leute, weil … Schau, es wird noch eine Weile so weitergehen. Und jetzt mal ganz ehrlich unter uns: Ich bin nicht so ein Fan davon, über die Regierung permanent herzuziehen, weil ich möchte gerade nicht in deren Schuhe stecken, aber wenn ich von außen betrachte, sage ich: “Ich finde, ihr stellt euch nicht besonders smart an.” Ich denke mir: “Hey, dafür, dass ihr die Verantwortung dafür habt, ein paar 100 Millionen Menschen durch eine extrem schwere Zeit zu begleiten, hoffe ich, dass ihr auf eurer Seite ein paar Experten habt, die z.B. so etwas wie Salutogenese-Wissen, das einzig schlüssige Prinzip überhaupt, verstehen.” Aber ich sehe, dass

 in Krisenzeiten, wenn viele Gehirne diesen Stress erfahren, wie unsere Gehirne ihn jetzt gerade erfahren, Gehirne extrem leicht manipulierbar sind, und zwar von jeder Seite, die sich dieses Spiel zunutze macht.

Es ist total easy in so einer Zeit, einer sehr vereinfachten Theorie anheimzufallen, die dir einfach total klar erklärt: “Pass auf. Ich sage dir ganz genau, wer der Feind ist, ich sage dir ganz genau, was der Plan von diesem Feind war, ich sage dir ganz genau, worauf das Ganze hinauslaufen sollte, egal wie absurd diese Theorie ist.” Es ist wichtig zu verstehen, Leute, sie gibt unserem Gehirn für diesen Augenblick Sicherheit. Was will ich damit sagen? Erstmal, dass es hier heiß ist. Zweitens, dass wir aus meiner Sicht, aus der Sicht von Andrea, aus der Sicht von unseren ganzen Teams und der Experten, mit denen wir zusammenarbeiten, eine riesige Chance gerade haben, eine wirklich riesige Chance haben, nicht nur an einzelnen Stellen durch Seminare etc., sondern wirklich kollektiv einen Bewusstseinsschub innerhalb der Menschheit zu erreichen. Wenn du dir im Augenblick bestimmte Diskussionen auf Facebook anschaust oder Bilder von Demonstrationen etc., ich verstehe gerade Leute, die sagen: “Sorry für deinen wunderbaren mutigen Utopismus, aber ich habe das Gefühl, wir regredieren gerade.”

Und das ist auch wichtig zu verstehen, Leute, in solchen Situationen, wenn wir Stress haben, wenn wir etwas nicht verstehen, ist es meist erstmal viel einfacher zu regredieren, also die Treppe runterzulaufen. Wir können die Treppe hochlaufen, das ist immer ein bisschen anstrengend, oder wir können sie einfach runterlaufen. Und runterlaufen bedeutet im Laufe der Geschichte der Menschheit immer, ich suche mir irgendeinen scheiß Feind, ich mache die anderen verantwortlich und ich haue ihnen auf den Kopf. Das gibt mehr Sinn, es gibt mehr Verständnis und es gibt mehr Machbarkeit. Die Treppe hochlaufen würde bedeuten, ich halte aus, dass du anders denkst als ich. Ich halte aus, dass ein Mensch, mit dem ich gerade noch an einem Tisch gesessen habe und vielleicht Haferbrei gegessen habe oder über die Liebe gesprochen habe, mich plötzlich so in Aufruhr versetzt, weil er etwas anderes glaubt als ich. Ich halte das aus, weil ich verstehe, dass das, was du glaubst, nicht dich alleine ausmacht. Genauso wie das, was ich glaube, mich nicht alleine ausmacht, sondern hinter diesem Glauben in mir und in dir steckt ein Gehirn, das gerade einfach gestresst ist.

Ich habe heute Morgen zum Beispiel – wir sind hier an diesem wunderschönen Platz und Leona ist bei uns. Heute Morgen wollte ich zum Frühstück fahren. Normalerweise fahre ich immer mit Leona zusammen. Da habe ich das ganze Haus durchsucht und dann war Leona einfach nicht da. Ich habe gerufen, Leona war einfach nicht da. Da bin ich rausgegangen vor die Tür und ihr Fahrrad stand noch da. Also etwas, was eigentlich nicht sein kann. Ihr Fahrrad ist noch da und Leona ist nicht da. Mein Gehirn hat sofort Stress ausgelöst, es kamen Bilder hoch. Bilder davon, oh Gott, was kann das bedeuten? Die Antwort war ganz einfach: Sie ist eingeschlafen auf der Couch und hat meinen Ruf nicht gehört. Aber das ist nur ein Beispiel, wie schnell das geht, Leute. Okay, so.

Wenn wir das miteinander aushalten, wenn du anfängst auszuhalten, wenn du zum Beispiel Bilder in den Nachrichten siehst, die dir Stress bereiten und anfängst wirklich mal von einem Punkt zu kommen: Ich respektiere, dass mir das Stress bereitet. Erstmal Punkt. Ich widerstehe der Versuchung, auf die erstbeste Lösung zu kommen. Zum Beispiel, entweder zu brüllen “Wahnwichtel”. Nebenbei gesagt als Autor, ich liebe den Begriff Wahnwichtel. Ich liebe den Begriff Schlafschaf, also wer auch immer die erfunden hat. Ich liebe alle Traditionen, okay? Dem zu widerstehen, sondern Bilder anzuschauen, Menschen anzuschauen, zu sagen: Ich halte das jetzt erstmal aus. Ich muss nicht sofort alles verstehen. Ich muss mir nicht sofort von irgendeinem Schreihals da draußen ganz genau erklären lassen, was der große Masterplan dahinter ist.

Wenn ich euch etwas ans Herz legen kann, bitte, bitte, bitte, misstraut lauten Menschen, die in einer hochgradig komplexen Zeit kommen, mit sehr, sehr einfachen Erklärungen, warum das so ist und vor allen Dingen, wer schuld daran ist. Wenn du mir nicht glaubst, schau dir einfach den Lauf der Geschichte an und du wirst sehen, die besten, die schönsten Revolutionen sind versaut worden und sind wirklich in Gräueltaten geendet, weil Menschen es nicht aushalten konnten, nicht zu wissen, sondern dann lieber jemanden geopfert haben.

Kannst du aushalten, nicht alles zu wissen? Kannst du aushalten – und Leute, das ist für mich genauso stressig wie für euch – kannst du aushalten, dass du in einer Demokratie wie Deutschland, ob du willst oder nicht, mit Menschen in einem Boot unterwegs bist, die die Welt auf eine Weise sehen, dass wenn du das hörst, deine Fingernägel sich kräuseln? Kannst du das aushalten? Kannst du das mit mir und mit vielen anderen wachen Menschen gemeinsam aushalten? Und mit aushalten meine ich nicht blind aushalten. Mit aushalten meine ich nicht Verzicht auf deine Fragen. Stelle richtig, richtig gute Fragen. Aber verfalle nicht der Versuchung, die erstbeste Antwort als die richtige Antwort zu nehmen.

Halte aus, dass wir dieses Neue, was wir alle brauchen – wir brauchen neues Miteinander. Wir brauchen eine neue Form von Gesundheitssystem, wir brauchen ein neues Verständnis davon, was ein Virus ist. Wir brauchen eine neue Wirtschaft. Können wir gemeinsam wach, mit all diesen guten Fragen, aushalten, dass wir die Dinge anders sehen, bis sich etwas zeigt, worauf wir uns wieder gemeinsam einigen können? Und bis dahin möchte ich dir gerne sagen, was mir gerade sehr hilft.

Was mir gerade sehr hilft, wenn mir etwas begegnet, was mich innerlich empört, ist der Satz: Ich respektiere, dass du anders denkst. “Ich respektiere” heißt nicht, ich finde es toll. Es heißt nicht, dass ich es richtig finde. Es heißt einfach: Ich respektiere, dass du anders denkst. Ich respektiere, dass da ein Moskito ist. Ich respektiere, dass es heißer ist, als ich dachte. Ich erkenne an, dass es so ist. Das hilft mir gerade sehr. Und dann: Wir alle wollen glücklich sein. Selbst wenn ich gerade Sachen sehe im Internet etc., wo ich denke: “Das ist nicht so meine Strategie zum Glücklichsein.” Hinzuschauen und zu sagen: Hey, dieser Mensch hat genau dieselben Sehnsüchte wie ich. Der hat genau dieselben Ängste wie ich. Der hat auch so ein Gehirn, was gerade gestresst ist. Und er will glücklich sein. So können wir uns darauf konzentrieren.

Ich wünsche dir, dass du Frieden schließt mit dem ultraspannenden Mechanismus in deinem Gehirn. Und dass du in den kommenden Tagen immer wieder an die Treppe denkst und dich fragst: Okay, willst du einer von denen sein, die einfach runterlaufen, weil es einfacher ist? Oder bist du in der Lage, diese unruhige, unschlüssige, unklare Treppe auszuhalten? So dass wir uns dann auf der nächsten Ebene wiederfinden und sagen können: Puh, das waren damals wilde Zeiten. Aber wir haben das echt cool gemacht. Ich danke dir. Ciao.

Das war eine Folge aus dem Podcast “Seelengevögelt” für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst immer auf dem Laufenden. Wir danken dir für dein Zuhören. Schön, dass du da bist.

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