23.11.2022

Was wäre, wenn Long Covid das Beste ist, was mir passieren konnte?

Leila Jasim

Im Podcast mit der wundervollen Andrea wurde mir das schöne Geschenk angeboten, eine Kolumne zu schreiben.

Einen Einblick zu gewähren und über mein Leben mit Long Covid zu berichten.
Welche Wege ich gehe, was ich lernen darf und was mir täglich für Phänomene begegnen.

Heute starte ich nicht am Anfang meiner Geschichte, sondern beginne mit dem Ende. 

01.10.2022 meet & party in Wiesbaden.
2021 bin ich mit euch diese Reise angetreten, wir waren alle online verbunden, haben uns kennengelernt, miteinander sind wir gewachsen, haben Freude und Tränen geteilt.
Ein großes Feld, verbunden durch die Absicht, uns und unser Wirken zu erforschen und in die Welt zu tragen.
Ich war Teil von etwas ganz Besonderem, etwas Großem, Wichtigem und Gutem.
Diesen Weg sind wir gemeinsam gegangen. Haben uns gefeiert, ermutigt und getragen.

meet & party in Wiesbaden, die Möglichkeit sich zu spüren, die Energie auf sich wirken zu lassen und
gemeinsam die Zukunft ins Jetzt zu holen.
Doch ich bin weiterhin online, Social Media ist mein Fenster zur Feier.

Auf einmal fühle ich mich mehr als Zuschauerin, denn als Teil.
Long Covid ist mein Weg und der führt mich gerade in eine andere Richtung.
Mich zu Hause zu feiern ist keine Option, denn jede Art von Energie und Anstrengung hat weitreichende Konsequenzen.
Zu viele Emotionen, welcher Art auch immer, bedeuten eine Symptomverschlechterung.

Also bin ich die halbe Nacht wach, durchsuche eure Stories auf Instagram, um dabei zu sein.
Ich sehe eure fröhlichen Gesichter, wie eine große Familie, die endlich zusammenkommen darf.
Ich freue mich so sehr mit euch, doch es schmerzt auch.
Wie gerne wäre ich dabei und während ich die Storys anschaue, höre ich eine Stimme in meinem Kopf,
die mir alles aufzeigt, was für mich zu anstrengend gewesen wäre.

Ich liege alleine zu Hause, Teil einer besonderen Ausbildung und Familie und doch bemerkt niemand mein Fehlen.
Ich bin nicht sichtbar, genauso wie auch meine Erkrankung nicht sichtbar ist.
Doch ich hatte eine Entscheidung getroffen, mir einen Wegweiser zur Orientierung durch diese Phase meines Lebens gebaut
und auch diesmal zeigt er mir meine Richtung auf.

Was wäre, wenn Long Covid das Beste ist, was mir passieren konnte?

Beobachte, was gerade passiert Leila, was kannst du daraus lernen?

Dieses Gefühl nicht mehr Teil zu sein, unsichtbar und vergessen,
das ist es, was Long Covid, ME/CFS, Post Vac und von Belastungsintoleranz Betroffene spüren.

Die Ausbildung zum Life Trust Coach hat mir verdeutlicht, dass ich Begleitung schenken möchte,
einen positiven Umgang mit schweren Herausforderungen aufzeigen und Dankbarkeit und Freude wieder ins Leben holen.

Mit jedem Schmerz, jeder Trauer und dem Gefüh,l nicht mehr Teil der Gesellschaft zu sein, wachse ich, werde zu Meisterin, lerne mich bedingungslos selbst zu lieben.
Mein Blick für die schönen Dinge wird extrem geschärft und Dankbarkeit hüllt mich ein.
Prioritäten werden glasklar und meine Absicht trägt mich jeden Tag.
Die Inhalte der Ausbildung werden von Zielen zu Aufgaben.
Es spielt keine Rolle, wo ich bin, sondern wie auch durch mich diese Welt schöner und besser werden kann.

Der Weg ist ein anderer, doch unser Ziel ist noch immer das Gleiche.
Auch ich mache aus möglich wirklich und das nicht nur für mich.
Ich nehme alle mit, die diese Reise gerne gemeinsam mit mir gehen wollen.
Das Leben zu feiern bedeutet, es bedingungslos anzunehmen, das Wunder zu sehen, auch wenn es sich anders zeigt.

Das ist meine Absicht mit dieser Kolumne.
Mein Weg mit Long Covid.
Es geht nicht darum, zu schreiben, was nicht mehr geht, sondern die Schönheit und das Potenzial in jeder Lebenssituation zu entdecken und Freude und Dankbarkeit wieder ins Leben zu lassen.
Denn das Leben ist voller Wunder und unglaublich schön, es liegt an uns auch das wahrzunehmen.

Liebe Grüße
Leila